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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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Stimme hören. Buchner
wendet sich von ihm ab und sagt: »Geht in Ordnung, Herr Bürgermeister. –
Natürlich. Wie besprochen. – Selbstverständlich, Herr Bürgermeister. Machen
wir. – Auf Wiederhören.« Er legt auf.
    »Was wollte er?«, fragt Gropper.
    »Hat nichts mit deiner Sache zu tun.«
    Gropper glaubt ihm nicht.
    Buchner windet sich, er will nichts sagen. »Martin, du bringst mich
in einen Riesenschlamassel«, behauptet er.
    »Warum?«
    »Das sind interne Angelegenheiten.«
    »Ich dachte, du bist per Du mit dem Sattler?«
    »Nicht in amtlichen Sachen. Da muss ich ihn siezen.«
    »Und das war jetzt eine amtliche Sache in einer internen
Angelegenheit?«
    Buchner schweigt trotzig.
    »Was weißt du über den Toten in Nafzigers Jauchegrube?«, will
Gropper wissen, um sein Schweigen aufzubrechen. Doch Buchner schweigt weiter.
»Oder hat dir eben der Bürgermeister Anweisung gegeben, darüber nichts zu
sagen?«
    »Der ist da ganz einfach reingefallen«, wiegelt Buchner ab.
    »Oder reingefallen worden.«
    »Die Geschichte geht dich nichts an. Die hat nichts mit dem Mord an
Nafziger zu tun.«
    »Aber der Mann lag in seiner Jauchegrube.«
    »Die Geschichte geht dich nichts an, hab ich gesagt.«
    »Wer hat ihn herausgeholt?«
    »Unser Fäkaldienst.«
    »Wer konkret?«
    »Frag den Müllfahrer, wenn er zur Vernehmung kommt.«
    »Gab es eine Untersuchung?«
    »Die Amerikaner haben sich nicht darum gekümmert. Und uns als
deutsche Polizei gab es damals noch nicht.«
    »Jetzt liegt diese Jaucheleiche in einem Grab unter einem Stein mit
der Aufschrift ›Unbekannt‹.«
    »Woher weißt du das?«
    »Hat man mir in der Friedhofsverwaltung gesagt.«
    »Lass mich da raus.«
    »Über den Mann muss es doch irgendwelche Unterlagen geben.
Irgendetwas. Das Beerdigungsinstitut gibt es nicht mehr, die
Friedhofsverwaltung hat nichts, der Sattler angeblich auch nicht. Und du weißt
auch nichts.«
    »Herrgott«, braust Buchner auf. »Es war kurz nach Kriegsende, da
ging es drunter und drüber! Da ist viel verbrannt worden. Und nach einem Jahr
kommst du und verlangst amtliche Unterlagen. Weltfremd ist das!«
    Gropper antwortet nicht. Er sieht Buchner nur aus
zusammengekniffenen Augen an.
    »Diese Geschichte gehört nicht zu deinen Ermittlungen. Hab ich dir
schon mal gesagt.«
    »Warum hat der Sattler das Betreten von Sassau verboten?«
    »Was soll das nun wieder?«
    »Warum? Hat der Sattler dir Anweisung gegeben, nichts über die
Absperrung der Insel zu verraten?«
    »Das geht dich gar nichts an.«
    Gropper muss sich zusammennehmen, um nicht zu explodieren. Zuerst
der Bürgermeister mit seiner Behauptung, von nichts zu wissen, und nun sein
alter Kollege Ferdinand mit seiner bockigen Haltung. Das stinkt nach Absprache.
Was wollen sie vertuschen?
    »Ferdl, warum willst du mir nicht helfen? Wir sind doch alte
Kollegen. Wir haben früher so gut zusammengearbeitet. Du willst doch auch, dass
die Täter gefasst werden.«
    Buchner rutscht auf seinem Stuhl hin und her. »Ja schon, ja auch.«
    »Also dann überwinde dich. Spuck’s aus.«
    »Ich hab dir meine Schreibmaschine hingestellt«, sagt Buchner
plötzlich. »Die einzige, die wir haben. Sie ist zwar alt, aber sie tut’s noch
ganz gut. Mit der wirst du es schon schaffen.« Er steht auf. »Komm, ich zeig
dir was«, sagt er und bedeutet Gropper, ihm zu folgen. »Hinten im Hof. Komm.«
    Er führt ihn vorbei an überquellenden Mülltonnen, rostigen
Fahrrädern und Kartons voller alter Akten.
    »Was sind denn das für Akten?« Gropper will einige der Ordner
aufschlagen.
    »Lass das. Nur altes Zeug. Muss alles weg.«
    »Ist da nichts über diesen ›Unbekannten‹ dabei?«
    »Nur Makulatur. Nichts wert. Nun komm schon.«
    Gropper muss sich Mühe geben, mit Buchner Schritt zu halten. Dann
stehen sie vor einem alten braunen DKW . Voller
Stolz zeigt Buchner auf das Auto. »Baujahr 37. Vorkriegsware.
Reichsklasse. Zweisitzer, zwei Türen, Zweitakter. Aber drei Gänge! Mit
Krückstockhebel. Achtzehn  PS . DKW : ›Des-Knaben-Wunsch‹, ›Dampf-Kraft-Wagen‹,
›Das-Kleine-Wunder‹. Ist mein Auto. Ich leih es dir, solang du hier bist. Damit
du ermitteln kannst.«
    Gropper kommt aus dem Staunen nicht heraus. Dieser überraschende
Gesinnungswandel von Buchner, wie ist das möglich? Erst stellt er ihm seine
einzige Schreibmaschine zur Verfügung und nun sogar sein Auto. Warum das so
plötzlich?
    »Du kannst doch nicht mit dem Fahrrad herumfahren«, erklärt Buchner.
»Da nimmt dich doch keiner

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