Nazigold
beschlagnahmt.«
»Warum?«
»Des woaß i net.«
»Wo befindet sich diese Kammer im Keller?«
»Unta dea Garasch. Unterm Hors. I hab nia da runter dürfn.«
»Aber Lucretia durfte in den Keller.«
»Freili. Weil doch im Kella oi de Flaschn füa de Getränke san. Aba
nia hat se in de Kamma mit dem Goid dürfn.«
»Jetzt kann sie, weil sie den Schlüssel dafür hat.«
»Sag i doch.«
Gropper überlegt, ob er diesen geheimnisvollen Raum aufbrechen
lassen könnte. Dafür bräuchte er von einem Richter einen Durchsuchungsbefehl.
»I bin sicha, des Luada hat den Nafziger umgbracht«, flüstert
Fanny Jais.
»Sie allein?«
»Warum net?«
»Aber es sind vier Paar Schuhabdrücke auf dem Garagendach. Drei Paar
stammen von Männern.«
»Dann hat ses mit dene zamma gmacht.«
»Wer könnten diese Männer gewesen sein?«
»Koa Ahnung net.«
»Könnten zwei davon die beiden Männer gewesen sein, die am Vormittag
kamen, als Sie das Lokal putzten, und den Nafziger sprechen wollten?«
»Des wär möglich.«
»Würden Sie die beiden wiedererkennen?«
»Gwieß. Aba i mecht net voa dena stehng.«
Nebenan hört Gropper Buchner schimpfen, heftig unterbrochen von
einer Frauenstimme, die ihm bekannt vorkommt.
Er zeigt Fanny den Ausweis mit dem Foto von Krüger. »Kennen Sie
den?«
Der Lärm draußen wird immer lauter. Fanny Jais fährt zusammen und
zischt: »Des Aas is draußn.« Nur kurz schaut sie auf das Foto und schüttelt den
Kopf. »Na. Kenn i net.«
Gropper hat den Eindruck, dass sie das Gesicht auf dem Foto sehr
wohl kennt und nur deshalb verneint, weil sie Angst hat, dass das »Aas«
plötzlich hereinplatzt. Und tatsächlich wird im selben Augenblick die Tür
aufgerissen, und wie eine Furie stürmt in einem knallroten Kleid die Lucretia
herein. Buchner setzt ihr nach, will sie festhalten, sie zurückziehen. Doch zu
spät, sie steht bereits vor Fanny Jais. Schnell steckt Gropper den Ausweis ein.
»Die raus«, schreit Lucretia und zeigt auf Fanny. »Sie lügt!«
Erschrocken springt Fanny hoch. Buchner versucht, Lucretia aus dem
Raum zu drängen, doch sie schüttelt ihn ab. Da geht Gropper dazwischen. »Lass
nur. Ich mach das schon.«
Buchner verlässt schnaubend das Zimmer, dreht sich aber noch mal
kurz um und schreit Lucretia »Ami-Schicksn!« ins Gesicht. Die weiß im Moment nicht,
auf wen sie sich in ihrer Empörung zuerst stürzen soll: auf Buchner, auf Fanny
oder auf Gropper.
Gropper herrscht Lucretia an: »Sie warten draußen, bis Sie dran
sind.«
»Putzfrau sagt falsch«, keift Lucretia. »Alles falsch.«
Völlig verdattert starrt Fanny sie an und zittert am ganzen Körper,
während Lucretia weiter tobt.
»Alles Lüge! Sie weg«, verlangt sie.
»Sie haben hier gar nichts zu bestimmen«, donnert Gropper. Buchner
schaut durch den Türspalt herein.
Lucretia bäumt sich auf wie ein Pferd, das mit den Vorderhufen in
die Luft schlägt. Man glaubt fast, ein prustendes Wiehern zu hören, als sie
schreit: »Ich vom CIC ! Wenn ich will, CIC alle verhaften!«
»Ich scheiß auf Ihr CIC !«, brüllt
Gropper. »Sie haben sich hier anständig zu benehmen!« Er entschuldigt sich bei
Fanny, die immer noch verstört und wie gelähmt neben ihrem Stuhl steht. Sachte
führt er sie hinaus. »Ich melde mich bei Ihnen.«
»I hab so a Angst, dass se mi jetz rausschmeißt, des
Luada«, flüstert sie ihm zu. »Se is ja jetz de Chefin.«
Als Gropper in den Raum zurückkehrt, hat sich Lucretia bereits auf
dem Stuhl vor dem Tisch niedergelassen. Bei seiner Begegnung mit ihr in der
Villa hatte sie wild abstehende, strohblond gefärbte Haare. Nun trägt sie eine
Perücke mit kurzem kastanienbraunem, leicht rötlichem Haar. Ihre grelle
Schminke macht ihr Gesicht wesentlich älter, obwohl sie damit sicher das
Gegenteil erreichen will. Anscheinend muss sie die Wirkung der anstrengenden
Nächte übertünchen. Gropper denkt an Fannys Bezeichnung »Farbkasten«.
Hektisch hat sich Lucretia eine Zigarette angezündet und stößt nun
ihren Rauch in die Luft. Er stellt ihr als Aschenbecher eine leere Nescafé-Dose
hin, die sie beiseiteschubst.
»Sie haben sich also doch entschlossen auszusagen«, sagt Gropper und
setzt sich ebenfalls.
»Vom Chef befohlen.«
»Wer ist Ihr Chef?«
» CIC .«
»Das CIC ist also Ihr Chef.«
»Hör nicht gut?«
Gropper überlegt, ob er auf diese Frechheit reagieren soll, und legt
sich ein neues Blatt für seine Notizen zurecht.
»Ich kenne Wahrheit. Sonst keiner.«
»Dann wollen wir mal
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