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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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ernst, Herr Kriminalkommissar. Ich kann das Fahrrad
nehmen. Als längst überfälliger Pensionär hab ich dadurch keinen
Karriereschaden mehr.« Er klopft mit der flachen Hand auf das Blechdach seines DKW , als würde er einem Pferd auf den Hals klatschen.
»Achtzig km/h«, lobt er. »Aber so schnell darfst du nicht durch den Ort fahren.
Auch wenn du von der Kripo bist.« Dabei lacht er sogar. So kann Buchner also
auch sein. Ein Pfundskerl.
    Bevor am Nachmittag die ersten Zeugen zur Vernehmung kommen,
untersucht Gropper die Lampe an seinem Schreibtisch. Er schraubt die Glühbirne
heraus und findet tatsächlich neben der Fassung eine winzige Abhörwanze. Mit
der Büroschere knipst er das feine Kabel durch.
    Dann klettert er auf den Schreibtisch und schraubt aus der
Deckenlampe die Birne heraus. Auch hier findet er neben der Fassung so ein
kleines schwarzes Ding. Gerade als er das dünne Kabel durchtrennt, kommt
Buchner herein.
    »Jessas, was machst du denn da?«, fragt er entsetzt.
    »Ich sorge für einen abhörsicheren Raum.« Gropper dreht in aller
Ruhe die Glühbirne wieder ein und springt vom Tisch.
    »Bist du wahnsinnig? Ich bekomme einen Mordsärger mit den Amis! Die
Wanzen sind US -Eigentum.«
    »Und dieser Raum ist Landpolizei-Eigentum.«
    »Ich komm noch in Teufels Küche wegen dir.«
    »Wo sind denn die restlichen Gemeinheiten versteckt?«
    »Will ich gar nicht wissen.«
    »Aber ich. Sind sie auch in den Lichtschaltern? Oder irgendwo in den
Wänden?«
    »Willst du auch die Schalter auseinandernehmen?«
    »Würd ich gern.«
    »Oder die Wände aufreißen?«
    »Dazu hab ich jetzt keine Zeit.«
    »Da geb ich dir meine Schreibmaschine und mein Auto, und zum Dank
bringst du hier alles durcheinander. Das mag ich gar nicht.« Mürrisch wirft
Buchner ihm einen kleinen Stapel Papier neben die Schreibmaschine. »Wirst das
Papier sowieso nicht brauchen, weil die Leute nichts sagen. Außerdem ist das
Farbband vertrocknet. Da kann man die Schrift sowieso kaum lesen.«
    Na servus, denkt Gropper. Das sind ja schöne Aussichten.
    »Übrigens, ehe ich’s vergesse«, fügt Buchner grantelnd hinzu,
»Nafzigers Bardame, diese Lucretia, hat angerufen. Sie kommt nicht. Hätte mich
auch gewundert.« Er geht hinaus und überlässt Gropper wieder sich selbst.
    Wie von Buchner bestellt, erscheint pünktlich um zwei als Erster der
Zeitungsjunge Pentenrieder vom »Hochland-Boten«.
    Gropper spannt einen Bogen Papier in die Schreibmaschine. Schon beim
Drehen der Walze muss er feststellen, dass sie nichts taugt. Sie greift nicht,
hält das Papier viel zu locker, der Schlitten wackelt hin und her.
    Er wendet sich Pentenrieder zu. Der Zeitungsausträger gesteht, dass
er zusammen mit dem Müllfahrer den Leichnam umgedreht hat, während Fanny Jais
zur Polizei lief.
    Gropper versucht, diese Aussage in die wackelige Maschine zu tippen,
doch dabei verklemmen sich die verbogenen Hebel der Lettern. Er muss sie
auseinanderziehen und zurückdrücken. Schon nach wenigen Worten verklemmen sie
sich wieder zu einem Klumpen. Also lässt er die Tipperei ganz sein und notiert
Pentenrieders Aussage auf dem Papier, das ihm Buchner hingeworfen hat. Viel
muss er nicht schreiben, denn sein Zeuge berichtet nichts anderes als das, was
die Erkennungsdienstler bei der Spurensicherung bereits festgestellt haben und
was Fanny Jais ihm erzählt hat.
    Als Nächstes lässt er den dicklichen, schnauzbärtigen Müll- und
Fäkalfahrer Sonnleitner hereinkommen, der draußen bei Buchner gewartet hat.
Auch seine Aussage kann nichts Neues zur Ermittlung Nafziger beitragen. Auf Groppers
Nachfrage stellt sich aber heraus, dass Sonnleitner selbst in der Grube vom
Nafziger beim routinemäßigen Leeren der Jauchegruben den unbekannten Toten
gefunden hat.
    »Wann war das?«
    »Am 15. Mai 1945 in der Odlgrube von Nafzigers altem Haus bei
der Kaserne. Da, wo er früher gewohnt hat, bevor er umgezogen ist in die Villa
vom amerikanischen Geheimdienst.«
    »Wie kam der Mann in die Jauche von Nafziger?«
    »Wahrscheins ein Unfall. Die Bretter beim Nafziger waren immer schon
morsch. Ich hab ihn oft darauf hingewiesen, dass da mal ein Unglück passieren
kann. Aber dem Nafziger war das wurscht.«
    »Wie haben Sie den Mann entdeckt?«
    »Wir haben da so einen dicken Schlauch, mit dem wir die Scheiße in
unseren Kessel saugen. Auf einmal stockte die Maschine. Ist noch nie zuvor
passiert. Da hab ich abgeschaltet und den Schlauch herausgezogen. Und nicht nur
den Schlauch, es steckte nämlich

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