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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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sehen«, sagt Gropper mit unterdrückter Wut über
ihr Benehmen.
    »Machen schnell. Nicht viel Zeit.«
    »Sie befehlen hier gar nichts, verstanden?«
    »Los, fragen.«
    »Welche Gäste waren in jener Nacht in den fünf Fremdenzimmern?«
    »Weiß nicht.«
    »Aber es waren doch alle Zimmer belegt.«
    »Weiß nicht.«
    »Die Putzfrau hat bestätigt, dass alle Zimmer benutzt worden sind.«
    »Putzfrau Lügenmaul.«
    »Führen Sie nicht Buch über die Vermietung?«
    »Keine Vermietung.«
    »Was dann?«
    »Nur so.«
    »Tragen Sie das nicht in ein Buch ein?«
    »Nix Buch.«
    »Dann vermieten Sie schwarz.«
    »Nix schwarz. Privat.«
    »Aber Sie kennen doch die Gäste, die mit den Damen nach oben gehen.«
    »Nicht mein Geschäft.«
    »Sondern?«
    »Geschäft von Anton.«
    »Warum ließen Sie mich am Samstag aus dem Lokal werfen?«
    »Befehl.«
    »Von wem?«
    »Privat.«
    »Ein privater Befehl?«
    »Schwerhörig?«
    Gropper fragt ruhig weiter: »Von wem haben Sie diesen privaten
Befehl bekommen?«
    »Sag nicht.«
    »Wer hat Nafziger erschossen?«
    »Anton selbst erschossen.«
    Er ignoriert diesen Unsinn. »Wie kamen die Täter in Nafzigers Büro?«
    »Keine Täter.«
    Gropper versucht, sie hereinzulegen. »Sie haben drei Männer in sein
Büro hinaufgeschickt.«
    »Nicht drei, nur zwei.«
    »Aha, also zwei.«
    »Ja.«
    »Wer waren diese beiden Männer?«
    »Keine Männer gesehen.«
    »Aber Sie sagten doch eben, Sie haben zwei Männer in sein Büro
hinaufgeschickt.«
    »Hab nicht sagt. Du Phantasie.«
    Gropper muss sich schwer zusammennehmen, ruhig zu bleiben. Sie
verqualmt eine Marlboro nach der anderen, schnippt die Asche auf den Boden und
wirft die Kippen hinterher.
    »Woher hatte Nafziger das viele Geld, um das Lokal zu errichten?«
    »Weiß nicht«, blafft sie patzig.
    »Aber er muss doch plötzlich sehr reich gewesen sein.«
    »Chef immer arm. Sehr arm. Nix Gold.«
    Er stutzt. Warum sagt sie »Gold«? Meint sie nur Geld oder wirklich
Gold?
    »Was für Gold?«
    Schnell begreift Lucretia, dass sie sich verplappert hat. Unter
ihrer Schminke wird sie fahl.
    Gropper muss an Korbis Goldmünze denken, an die Goldmünze in
Sattlers Buick und an Fannys Vermutung. Er setzt nach: »Was für Gold ist im
Keller des Lokals versteckt?«
    »Gehört Anton.«
    »Also doch Gold.«
    »Nur Anton Schlüssel für Kammer.«
    »Den Schlüssel haben aber jetzt Sie.«
    »Du auch Lügenmaul!«
    Gropper überhört ihre Dreistigkeit und treibt sie in die Enge. »Was
für Gold ist in der Kammer unter der Garage versteckt?«
    »Keine Garage! Kein Keller! Keine Kammer unter Horse!«
    »Keine Kammer? Aber Sie sagten doch eben, nur Nafziger hatte den
Schlüssel für diese Kammer.«
    Voller Wut starrt sie Gropper an. Ihre Augen blitzen zornig, als
würden sie Gift sprühen. Sie zerknüllt ihre leere Zigarettenschachtel,
schleudert sie auf den Boden und holt fahrig eine neue Packung aus ihrem
knallroten Kleid. Gropper spürt, wie sie die Fassung verliert. Er nutzt ihre
Verwirrung.
    »Woher hatte Nafziger das Gold?«
    Sie schafft es nicht, die neue Marlboro anzuzünden. Ihre Hände mit
den langen, dunkelrot lackierten Fingernägeln zittern. Immer wieder bricht ihr
das Streichholz ab, und als es endlich brennt, pustet sie es durch ihr
aufgebrachtes Schnauben wieder aus.
    Gropper beobachtet das mit Genugtuung. Schließlich sieht er den
Augenblick gekommen, ihr ins Gesicht zu sagen: »Sie haben mitgeholfen, Nafziger
zu erschießen.«
    Lucretias Widerstand scheint gebrochen. »Hat mir nicht sein
Schlüssel gegeben«, rechtfertigt sie sich.
    »Damit wollten Sie an sein Gold kommen.«
    »Die Männer haben geschossen.«
    »Sie sagten doch, Nafziger habe sich selbst erschossen.«
    »Nein, die Männer.«
    »Und wer waren die beiden Männer?«
    »Fragen Sie Anton.«
    »Der ist tot.«
    »Ja. Gut so.«
    »Warum ist das gut?«
    Lucretia schweigt verbissen.
    »Warum ist das gut, dass Nafziger tot ist?«
    Sie verliert die Nerven und schreit hysterisch: »Weil Schlüssel
jetzt ich!«
    »Danke, das reicht«, sagt Gropper lächelnd und lehnt sich zurück.
    »Was reicht?«, fährt sie ihn erbost an.
    »Sie haben ausgesagt, dass Nafziger im Keller eine Kammer mit Gold
hatte. Und dass es gut ist, dass Nafziger tot ist, weil Sie jetzt den Schlüssel
haben. Das ist quasi ein Geständnis.«
    Lucretia wird kalkweiß unter ihrer Schminke. Sie springt auf,
schmettert auch ihre neue, aufgerissene Zigarettenpackung auf den Boden,
schreit »In Hölle, Satan!« und stürmt zur Tür hinaus.

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