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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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und es wurd saukalt da oben aufm
Steinriegel. Unsre Kleider warn patschnass. Wir frorn und batn die Rosi, uns
trockne und wärmre Kleider zu bringn. Das hat sie versprochn und ging runter.
Gleich drauf ist auch der Berger vom Steinriegel runter zu seinem BMW , der weiter unten gstandn ist, weil er ja mit dem
Auto nicht ganz hochkam. Seitdem war die Rosi verschwundn.«
    »Es könnte also sein«, überlegt Gropper, »dass Berger der Rosi nach
ist, sie eingeholt und in seinen Wagen genommen hat. Unter dem Vorwand, sie
runter zum Forsthaus zu fahren.«
    »So könnt’s gwesen sein.«
    »Er fuhr sie aber nicht zu Kreszenz, sondern zum Bootshaus.«
    »Und da hat er dann das Madl umbracht?«
    Gropper nickt, und Feigl senkt verbittert den Blick. Beide schweigen
eine ganze Weile.
    Wieder wischt sich Feigl mit seinem aufgerauten Handrücken Tränen aus
den Augen. Stockend erzählt er weiter: »Wir drei habn auf sie gwart, dass sie
zurückkommt mit den neuen Kleidern. Aber sie kam nicht, auch nicht am nächstn
Tag. Was ist los mit ihr?, habn wir uns gfragt. Warum kommt sie nicht? Da hörtn
wir in unserm klein Kofferradio, dass der Adolf tot ist. Wir habn darüber
disputiert, wem denn jetzt, wenn der Adolf tot ist, all das Gold gehört, das
wir bewachn. Gehört das jetzt uns? Heiß ist es uns bei diesm Gedankn trotz der
Kälte wordn und bei den Aussichtn, die wir jetzt mit diesem Riesnvermögn hattn.
Gleich drauf hörtn wir im Radio, dass die Amerikaner in Garmisch einmarschiert
sind. Da habn wir uns nicht traut, selbst zum Forsthaus runterzugehn, um
endlich neue Kleider zu holn. Wir hattn Angst, dass wir unterwegs von den Amis
gschnappt werdn könntn. Außerdem wolltn wir das Gold nicht unbewacht lassn.
Auch am nächstn Tag, am 1. Mai, kam die Rosi nicht. Da wurd uns schon
mulmig. Mit ihrn zwölf Jahrn war sie immer so zuverlässig, so gwissenhaft.
Immer konnt man sich auf sie verlassn. Und nun blieb sie schon zwei Tag weg.
Auch der Berger kam nicht wieder. Irgendwas musst passiert sein. Die Batterien
in unserm kleinen Radio wurdn immer schwächer, aber trotzdem konntn wir noch
hörn, dass am Vormittag die Amerikaner in Mittenwald einzogn. So nah warn sie
schon. Was wird denn jetzt aus unserm Gold?, fragtn wir uns. Wohin solln wir es
schaffen, wenn es überall von Kampftruppen nur so wimmelt? Wir konntn nur
ausharrn. Dann begann es auch noch zu schneien, ganz dicht. Und ein eisiger
Wind wehte dazu. Sakrisch kalt war’s auf dem Steinriegel. Noch ein Tag habn wir
es in der Hütte ausghaltn. Unsre nassn Kleider begann zu vereisen. Gebibbert
habn wir am ganzn Leib. Und nichts mehr zu essn. Da schlug der Nafziger vor,
dass er obn bleibn will als Wache, und wir beidn andern solltn runtergehn zum
Forsthaus und neues Zeug holn. Der Nafziger war immer noch Kommandeur und hatte
Befehlsgewalt. Da musstn ich und der Kilian runter zur Kreszenz und zur Rosi.
Die Kreszenz war aber allein in der Kuchl und schrie uns gleich an: ›Wo ist die
Rosi? Wo ist das Mädl? Seit drei Tag ist sie verschwundn!‹ – ›Warum ist sie
nicht kommn?‹, wollt ich wissen. ›Wir habn auf sie gwart. Wir müssn gleich
wieder rauf.‹ Wir holtn neue Kleider aus dem Kastn, und sie jammerte: ›Zweimal
war ich in Mittenwald und wollt eine Vermisstenanzeige aufgebn.‹ Da standn
plötzlich zwei amerikanische Militärpolizistn in der Kuchl. Die Kreszenz
stürzte auf sie: ›Ihr habts meine Rosi verhaftet! Gebts mir meine Rosi wieder!‹
Aber die Amerikaner wusstn gar nicht, was sie wollt, sie warn da, um den Kilian
und mich zu verhaften. Wir sind denunziert wordn, das war klar. Aber von wem?
Die Militärpolizistn nahmn uns fest, stießn uns draußn in ein Jeep und fuhrn
mit uns davon, bewacht von einem drittn Amerikaner mit einer  MP .«
    »Wohin haben sie euch gebracht?
    »Zuerst in die Kaserne am Luttensee, später dann in das
Internierungslager.«
    »Und der Nafziger?«
    »Am Tag nach unserer Festnahme, am 3. Mai, haben sie auch den
Nafziger gschnappt. Eine Militärpatrouille hat ihn auf der Straße verhaft, als
er nun selbst zum Forsthaus runterging, weil wir nicht zurückkomm sind. Ein
Jahr lang habn mich die Drecksamis einsperrt. Und den Kilian auch«, schnaubt
Feigl zornig. »Denunziert hat uns einer. Wenn ich den erwisch, den schlag ich
tot.«
    Feigl hebt sein Beil hoch und droht damit. »Mit diesem Beil erschlag
ich ihn! Uns anständige Bayern haben sie eingsperrt, nur weil wir bei den
Jagern waren, als einfache Gebirgsschützn. Das ist doch kein

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