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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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Verbrechen.«
    Wieder muss Gropper daran denken, was er über Feigl in Nafzigers
Buch gelesen hat: Kluchor-Pass, Belgrad, Kefalonia. Das ist doch kein
Verbrechen, echot es in seinem Kopf.
    »Und was die größte Sauerei ist«, ereifert sich Feigl weiter, »den
Nafziger habn sie schon nach zwei Tag wieder freilassn. Obwohl er in Mittenwald
Kommandeur war. Der hätt doch viel länger brummn müssn als wir!«
    »Warum wurde Nafziger so schnell freigelassen?«, will Gropper
wissen.
    »Keine Ahnung.«
    »Es muss doch einen Grund gehabt haben.«
    »Wenn ich das wüsst.«
    »Wann bist du entlassen worden?«
    »Jetzt grad erst. Am 31. Mai. Vor fünf Tag.«
    »Das war am Freitag.«
    »Zusammen mit dem Jörg.«
    »Schön, dass ihr endlich nach Hause konntet.«
    »Nix war schön! Gleich nach unsrer Entlassung sind der Jörg und ich
rauf auf den Steinriegel, da warn alle Grubn leer. Alles weg! So was
Verfluchtes! Von dem Haufn Nazigold war nichts mehr da. Ein anderer hat das
alles vor uns eingsackt.«
    »Wer?«
    »Ich kann mir schon denkn, wer’s war.«
    »Wer?«, fragt Gropper nochmals.
    »Zerst habn wir gdacht, der Berger hat alles ausgräumt. Außer dem
Nafziger, dem Kilian und mir hat ja nur er gwusst, wo die Grubn warn. Aber dann
fiel uns ein, dass ja der Nafziger schon nach zwei Tagen wieder frei war und bestimmt
vor dem Berger auf den Steinriegel rauf ist.«
    »Du meinst also, der Nafziger hat die Gruben geleert.«
    »So denk ich mir das.«
    »Hätten ja auch andere sein können.«
    »Wer denn?«
    »Vielleicht doch der Berger.«
    »Der hätte diese Menge nicht wegtransportieren können. War doch
Fahrverbot für Autos.«
    »Oder die Amerikaner.«
    »Die haben von dem Gold doch gar nichts gwusst. Der Nafziger war’s.
Wir sind also runter zu ihm, wollten ihn zur Rede stelln. Sind zu seinem Häusl
bei der Kasern. Da hat man uns gsagt, dass er dort nicht mehr lebt.«
    »Wer?«
    »Weiß nicht, wer das war. Fremde. Man hat uns zu seinem neuen Lokal
gschickt, zu seinem Amüsierclub. Wir warn ganz baff, dass er so was hatte, wie
vorn Kopf gschlagn. Da hat uns die Barfrau gsagt, dass der Nafziger vor zwei
Tagen erschossn wordn ist. Als wir in seim Luxusschuppen standn, da war uns
klar: Der konnte das teure Ding nur mit dem Gold vom Steinriegel hingstellt
habn.«
    »Wer könnte den Nafziger erschossen haben?«, fragt Gropper.
    Feigl steht von seinem Hackstock auf und schwingt sein Beil hin und
her. »Ich kann mir schon denken, wer’s war.«
    »Wer?«
    »Der Berger.«
    »Warum der Berger?«
    »Aus Rache, weil der Nafziger vor ihm die Gruben ausgräumt hat.«
    »Warum jetzt erst, nach einem Jahr?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht haben die Amis ihn auch in irgendein Lager
gesteckt und grad erst wieder freiglassen.« Nach einer Weile bekräftigt Feigl
grimmig: »Der Berger war’s. Zerst meine Rosi, dann den Nafziger.«
    »Wo finde ich ihn?«
    »Der ist sicher über alle Berge. Haben wir ja hier genug davon.«
    Feigl will sich wieder daranmachen, weiter Holz zu hacken.
    Sie verabschieden sich und reichen sich die Hand. Gropper geht noch
mal zurück ins Haus, um Kreszenz Auf Wiedersehen zu sagen. Anschließend fährt
er mit seinem DKW nach Mittenwald zu Kilian.
Vielleicht kann der ihm noch mehr über Berger sagen.
    Er erkennt Kilians Häuschen in der Klotzstraße hinter der Kirche
sofort wieder. An der Straßenfront hängt über den beiden Fenstern je ein
Rehbockgeweih und über der Holztür ein ganz besonders großes Hirschgeweih. Seit
Gropper sich erinnern kann, begrüßen diese Jagdtrophäen die Besucher, sie
wurden von Kilians Vater angebracht, der ein passionierter Jäger war. Auch
diese Begeisterung seines Vaters für die Jägerei hat Jörg dazu bewogen, den
Gebirgsschützen beizutreten.
    Die Fensterläden aus grün gestrichenen Brettern sind nach beiden
Seiten aufgeklappt und mit kleinen gusseisernen Gemsenköpfen festgeklemmt.
Früher, als Jörgs Eltern noch hier wohnten, standen auf den Fenstersimsen große
Blumenkästen mit herabhängenden roten Geranien. Jetzt sind da keine
Blumenkästen, keine Geranien, nur verrostete Simse.
    Gropper zieht den Metallgriff neben der Haustür, der Eisendraht
rappelt in der Führung, und über der Tür bimmelt schrill die Glocke. So eine
Glocke benutzten früher die Bauern, die Eiermänner und Kartoffelverkäufer, wenn
sie mit ihren Handkarren durch die Gassen zogen und ausriefen: »Frische Eier«,
»Neue Kartoffeln!«
    Nach einer Weile öffnet ein uniformierter schwarzer GI die Tür.

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