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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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de Bissgurrn
Lucretia reinplatzt.«
    »Sie haben also diesen Mann schon mal gesehen.«
    »Zwoa Moi sogar.«
    »Dieser Mann ist ein gewisser Dr. Berger.«
    »Aba da steht doch Krüger.«
    »Weil der Ausweis gefälscht ist.«
    »Na so was! Gibt’s des a?«
    »Aber das Foto ist echt.«
    »Ja, den Mann auf dem Foto hab i gsehng.«
    »Wann?«
    »Im vergangenen Jahr ’45. Zerst Anfang Mai un dann am 9. Mai. Des
woaß i noch genau.«
    »Wo finde ich diesen Mann?«
    »Den finden S’ nimma.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er tot is.«
    Gropper ist verblüfft. »Der Berger ist tot?«
    »Un wia dea tot is!«
    »Warum wissen Sie das?«
    »Weil ichs gsehng hab. Des vagess i nia«, sagt Fanny.
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Des kann i Eana hia net sagn.
    Gropper sieht sich um. »Wo können wir reden?«
    »Nach obn zu mia ko i Se net führn. Da schauts greisli aus.«
    Sie gehen zu einem ausladenden violett blühenden Fliederbusch, der
etwas abseits neben einem Kaninchenstall steht. In den engen Boxen hoppeln die
Karnickel hin und her.
    »Des ham de Flüchtling baut«, erklärt Fanny. »Damit se was aufm
Tella ham. De Rammler sorgn fleißi füa neie Bratn.« Sie lassen sich auf einer
umgedrehten Schubkarre nieder, und Fanny beginnt zu erzählen. »Des war so: I hab
da no füa den Nafziger hia in seim Haus putzt, weil er da no hia gwohnt hat,
bevoa ea in de Villa einzogn is. In den erstn Tagn im Mai vorigs Jahr kam der
Mann da auf dem Foto hiahea, hat gsagt, ea mecht den Nafziger sprechn. ›Wea san
Se denn?‹, hab i gfragt. – ›Krüger‹, hat ea geantwortet. ›Ein alter Freund von
Nafziger. Ein Kamerad.‹ Ea hat seha hochdeitsch gredt. Seha vornehm. A ziemlicha
Pinkel. Auf jedn Fall a Auswärtiga.« Dabei macht sie eine wegwerfende
Handbewegung. »›Was wolln S’ denn von eam?‹, hab i wissen wolln. – ›Das muss
ich ihm persönlich sagen.‹ – ›Dea Nafziger is net da‹, hab i gsagt. ›Dea is
gestern verhaft worn.‹ Da is ea wieda ganga. A paar Tag drauf is ea aba
wieda kemma. Des wa genau am 9. Mai. Des woaß i no genau. Mitm Auto is a
kemma. Mitm BMW . ›Sans scho wieda da?‹, hab ich
gsagt. Er hat gnickt und gefragt, ob i Neuigkeiten von seinem alten Freund
Nafziger hab un ob es ihm gut geht. Dann hat er wissn wolln, wann er denn
wieder entlassn wird. ›Dea is scho da‹, hab i gsagt. ›Wie, schon da?‹, hat ea
gstottat. – ›Den hams schon voa viea Tag entlassn.‹ Da wa ea auf oi Moi ganz
baff un ziemlich gdätscht. Ea hat fast koa Wort rausbracht un hat mi nua
ogstarrt. ›Warum so plötzlich entlassen?‹, wollt ea wissn. Ea hat’s net glaubn
meng. ›Woaß i a net‹, hab i gsagt un dass er ihn selber fragn kann, dea
Nafziger sei da, aber nur noch heut. Des war grad dea Tag, bevoa mia zum CIC in die Villa ›Hohenlohe‹ umzogn san, wo dea
Nafziger beim amerikanischn Geheimdienst wohn durft. Gleich drauf san de
Flüchtlinge ins Haus eizogn. Am nächsten Tag, am 10. Mai, warn mia scho in
dea Villa. ›Wo ist er jetzt?‹, hat dea Kamarad wissen wolln, also hab ich ihn
hinters Haus gschickt. Dea Nafziger hat da grad de oidn morschen Bretta üba dea
Odlgruam austauscht. De warn scho ganz brüchig. Voa unserm Auszug hat ea no de
Odlgruam mit neien Brettan guat abdeckn müaßn, damit se sicha is füa de
Flüchtlinge, de eizieahn, bsonders füa de Kinder. I wa natürli neigierig,
was da jetz passiert, un bin eam nachgschlichn, hab mi an dea Hauseckn vasteckt
und ois genau gsehng.«
    Während Fanny erzählt, kommen Kinder mit großen Grasbüscheln heran.
Fröhlich und lachend stopfen sie das Grünzeug in den Maschendraht der Käfige.
Sofort hoppeln die Hasen heran, zupfen das Futter aus dem Gitter heraus und
knabbern mit schnellen Bissen. Die Kinder freuen sich über die lustigen
Tierchen, plappern aufgeregt und zeigen auf dieses und jenes Karnickel. Jedes
der Kinder scheint einen Lieblingshasen zu haben.
    »Veaschwinds, ia Bankertn«, fährt Fanny Jais die Kinder an. Sie
hören nicht auf sie und jauchzen über die possierlichen Hoppelknubbel. Erst als
Fanny noch mal barsch befiehlt: »Weg mit eich!«, ziehen sie erschrocken davon.
    »Dea Nafziger wa total erschrockn, als ea den Mann, also den Berger,
voa eam siecht«, erzählt Fanny weiter. »Un dea Berger hat glei ogfanga zu
schrein: ›Wieso bist du frei? Warum bist du nicht im Lager? Man hat dich doch
verhaftet, und jetzt läufst du frei herum. Unmöglich! Ich war auf dem
Steinriegel. Alle Gruben sind leer. Warum sind alle zwölf Gruben

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