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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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Schnell wechselt auch das Dokument den Besitzer,
und schon ist der Schwarzhändler wieder in der Menge verschwunden. Es müssen
irgendwelche Spitzel in der Nähe sein.
    Wie schon beim Kauf der Kfz-Papiere und des Ausweises geht Gropper
in Richtung Güterbahnhof, setzt sich hinter einem Schuppen auf eine Eisenstufe
der Laderampe und betrachtet, was er da so teuer erstanden hat. Sein Englisch
reicht aus, um den Text zu übersetzen, der mit Certificate überschrieben
ist.
    Mr. Anton Nafziger hat der Armee der
Vereinigten Staaten einen großen Dienst erwiesen, indem er den amerikanischen
Geheimdienst CIC ,
Detachement Mittenwald, auf den Gebirgszug Steinriegel führte und ihm dort aus
mehreren Gruben Goldbarren, Goldmünzen und Devisen ausländischer Währungen
übergab, die dort von unbekannten Deutschen für unbekannte Zwecke versteckt
worden waren. Der geschätzte Wert dieses Schatzes, den Mr. Nafziger der US -Armee völlig freiwillig
und ohne Zwang übergab, beträgt mehrere Millionen US -Dollar.
    Für diesen besonderen geleisteten Dienst
bestätigt das CIC Mittenwald Mr. Anton Nafziger, während der Zeit des
Nationalsozialismus niemals eine führende Position ausgeübt zu haben. Mr. Anton
Nafziger wird demzufolge in die Kategorie 5 als »Unbelastet« und in
Kategorie A als »Geeignet für leitende Positionen« eingestuft. Folglich
wird der derzeit noch internierte Mr. Anton Nafziger unverzüglich aus der Haft
entlassen.
    Mr. Anton Nafziger wird hinsichtlich seines
zukünftigen Berufes jegliches Entgegenkommen des CIC gewährt, wie auch alle mögliche
hilfreiche Unterstützung. Ebenso werden alle erforderlichen Lizenzen zur
Ausübung desselbigen erteilt.
    gez. Humphrey Thompson
    CIC Detachment Mittenwald
    Commanding Officer
    5. Mai 1945.
    Groppers Hände zittern, während er dies liest. Sein Gehirn dreht
sich wie in einer Wäscheschleuder. Ich glaub, ich spinne, denkt er nach dem
ersten Durchlesen. Aber da steht es schwarz auf weiß. Um sich zu vergewissern,
dass er wirklich nicht spinnt, liest er das Dokument langsam ein zweites und
drittes Mal.
    Nafziger hat den Amerikanern also verraten, wo sie das Gold
vergraben hatten. Dafür wurde er schon nach zwei Tagen aus dem Lager
freigelassen.
    Doch mit welchem Vermögen hat er sein »Crazy Horse« errichtet? Es
gibt nur eine Möglichkeit: Am 2. Mai, dem Tag vor seiner Verhaftung, hat
Nafziger Feigl und Kilian befohlen, zum Forsthaus hinabzugehen, um neue
Kleidung und Proviant zu holen, während er allein auf dem Steinriegel blieb. In
der Zeit ihrer Abwesenheit muss er aus den zwölf Gruben eine Menge für sich
herausgeholt und woanders vergraben haben. Nur so kann sich Gropper Nafzigers
plötzlichen Reichtum erklären. Nach seiner Freilassung hat er den für sich
beiseitegeschafften Teil des Goldes dann benutzt, um den Amüsierclub zu
eröffnen, in dem seine neuen Freunde, die amerikanischen Besatzer, nun ein und
aus gingen. Und den Rest seines Nazigoldes versteckte er im Keller unter der
Garage.

10
    Wer sich mischt unter d’Klei, den
fressen d’Säu.
    Am folgenden Tag fährt Gropper zuerst zur Lagerverwaltung, um
sich Feigls und Kilians Entlassungstermin bestätigen zu lassen.
    Die ehemalige Edelweiß-Kaserne liegt weit außerhalb, nördlich vom
Ort. Er fährt an der Isar entlang und sieht, wie die Amerikaner im Fluss ihre
Panzer waschen. Sie spritzen sie mit Schläuchen ab, dass die Erdklumpen von den
Ketten fliegen. Die GI s, darunter viele Schwarze,
lachen, albern herum und spritzen sich auch gegenseitig ihre nackten Oberkörper
nass. Sie freuen sich, dass der Krieg vorbei ist und sie noch leben.
    Er kommt an Kartoffeläckern vorbei und auch an den Tabakfeldern, auf
denen die Mittenwalder Männer etwas zum Rauchen angebaut haben. An der Gabelung
mit dem Kruzifix, wo die eine Straße nach Garmisch und die andere zur
ehemaligen Kaserne führt, hat er plötzlich wieder ein Erlebnis vor Augen, das
hier im Sommer ’32 geschah, an einem ebenso sonnigen Tag wie heute.
Gropper hält an und steigt aus dem Wagen.
    Damals kam er mit dem Oberförster Ludwig Feigl, dem Vater seines
Freundes Xaver, aus dem Forst der Gröbl-Alm. Xavers Vater hatte ihm einige
Fichten gezeigt, die unrettbar vom Borkenkäfer befallen waren und demnächst
gefällt werden mussten.
    Dabei hatte er ihm einiges über Borkenkäfer erzählt, zum Beispiel
dass es »Buchdrucker« gibt und »Kupferstecher«, was Gropper sehr komisch fand.
Er hatte Rinden von befallenen Fichten gelöst und ihm die

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