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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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hat er nicht abholen lassen. Den gab er nicht her. Er hat alles
getan, dass Korbi nicht ins Gas geschickt wurde. Immerhin.« Maier steht auf.
»Komm mit.«
    Er klopft an die Tür des Nebenzimmers. »Kann ich reinkommen? Ich
bring einen Besuch mit.«
    Aus dem Zimmer kommt keine Antwort. Maier öffnet, und Gropper traut
seinen Augen nicht. Mitten im Raum hockt Korbi auf dem Holzboden und schussert
mit Goldmünzen! Sie rollen über die Bretter, und Korbi jauchzt vor Vergnügen.
Er schaut gar nicht auf, ist ganz mit seinen kullernden Goldstücken
beschäftigt, sammelt die Handvoll Münzen ein und lässt sie wieder kullern.
Gropper verschlägt es die Sprache.
    »Stundenlang kann er so herumschussern«, sagt Maier. »Als wären es
billige Klunker.«
    Nachdem er sich wieder gefangen hat, fragt Gropper: »Woher hat er
die Münzen?«
    »Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.« Mehr sagt Maier nicht dazu.
Stattdessen erklärt er: »Das war das Zimmer meiner Tochter, von der Annamirl.
Sie ist vor ein paar Monaten mit einem  GI nach Florida gegangen und hat ihn dort geheiratet. Jetzt hat sie einen Bungalow
mit Terrasse zum Meer. Und Korbi wohnt hier in ihrem Zimmer.«
    »Du hast ihn also sesshaft gemacht.«
    »Gar nicht. Er treibt sich immer noch überall herum. Manchmal
schläft er sogar beim Sattler. Aber der will nicht, dass er zu oft bei ihm
übernachtet. Es könnte ja sonst der Verdacht entstehen, Korbi hätte etwas mit
ihm zu tun. Manchmal vergisst Korbi auch, dass er bei mir ein Zimmer hat, und
schläft in einem Heustadl. Dann ist er am Morgen voller Heu und sieht aus wie
ein Vagabund.«
    Erst jetzt bemerkt Korbi, dass Gropper im Zimmer steht. Er springt
auf, lacht, begrüßt ihn lallend und hopst um ihn herum. Dann zeigt er auf bunte
Zeichnungen, die rundherum an den Wänden hängen.
    »Die hat er selbst gemalt. Mit Farbstiften, die ich ihm geschenkt
habe.«
    Korbi überstürzt sich mit seinen Hinweisen auf seine Bilder.
Aufgeregt zeigt er auf ein großes rotes Haus und lallt dabei etwas, was nach
»Max« klingt.
    Maier erklärt kurz: »Das Haus vom Sattler.«
    »In der Hochstraße?«
    »Steht heut noch so da.«
    Jetzt ist Gropper klar, warum Korbi bei seiner Ankunft so hitzig auf
dieses rote Haus in der Hochstraße gedeutet hat.
    Eifrig zeigt Korbi auf eine andere Zeichnung: Ein großer, dicker
Mann, der Sattler sehr ähnlich sieht, schenkt einem Jungen einen Fußball. Korbi
zeigt auf den Mann und stammelt wieder: »Max. Max.«
    Auf einem anderen Bild ist dieser dicke Mann mit SS -Runen auf dem Kopf zu sehen. Daneben hängt eine
Zeichnung, die einen jungen Mann mit einem großen gelben Vollmondgesicht
darstellt. Das Gesicht ist flach und sieht aus wie eine riesige Goldmünze.
    »Und das bist du«, sagt Gropper.
    Korbi freut sich wie ein gelungener Pfannkuchen, dass er ihn erkannt
hat, und stupst mit dem Finger immer wieder auf eine andere, recht sonderbare
Zeichnung: eine dunkle Höhle mit einem kleinen Schlupfloch als Zugang. In dem
finsteren Gewölbe sind goldene Kleckse verteilt, und über der Höhle steht eine
Art Schuppen.
    »Was ist das?«, fragt Gropper. Korbi hebt einige Goldmünzen vom
Boden auf und hält sie an das Bild.
    »Interessante Zeichnung«, sagt Maier und lächelt.
    »Du weißt also, woher er das Gold hat.«
    »Natürlich. Hätte ich dir sonst so ein Frühstück bieten können?«
    Nun ist Gropper völlig verwirrt. Maier kennt also die Höhle, aus der
Korbi seine Goldmünzen holt, und lebt davon bestens.
    »Lassen wir ihn weiterschussern«, unterbricht Maier seine
Überlegungen und geht mit ihm hinaus. Sofort fängt Korbi wieder an, mit seinen
Goldstücken zu spielen.
    Als sie in die Küche zurückkehren, hat es sich die Katze auf
Groppers Stuhl gemütlich gemacht.
    »Babette«, rügt Maier sie, und schon springt die Katze auf den
Boden. Doch kaum sitzt Gropper, landet sie mit einem Satz auf seinem Schoß.
    »Merkwürdig«, stellt Maier fest. »Macht sie sonst nie bei Fremden.«
    Gropper hält es nicht mehr aus vor Neugierde: »Woher hat er diese
Münzen?«
    »Vielleicht zeigt dir Korbi das Versteck. Wenn du ihn darum bittest,
macht er es sicher. Weiß der Teufel, wie er dieses Schlupfloch entdeckt hat.
Jedenfalls ist er schon paarmal da reingekrochen und hat Goldmünzen
mitgebracht. Einmal hat er sogar einen Goldbarren angeschleppt. Aber mit diesem
Trumm in der Tasche kam er wohl schlecht durch das enge Loch und hat es dann
später bleiben lassen. Ich weiß nicht, wo er den Barren jetzt hat. Will es

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