Nazigold
haben
noch mehr davon.«
Gropper schlüpft hinein. Der Mantel ist ihm viel zu groß.
»Passt doch«, sagt sie und verabschiedet sich von ihm. »Also dann
bis morgen. Und schöne Grüße an Luise.«
»Mach ich.«
Mach ich nicht, entscheidet Gropper. Sie darf nichts von meiner
Wunde wissen.
***
Maier erkennt ihn kaum wieder, als er im Wehrmachtsmantel vor
ihm steht. Gropper erzählt, was passiert ist. Am Ende sagt Maier nur: »Ich
hab’s dir gesagt.«
Und als er ihm seinen Verband am Oberschenkel zeigt, ruft Maier aus:
»Ach, du St. Rochus! Jetzt haben wir noch einen! Der erste steht in der
Pfarrkirche, linker Seitenaltar, rechts.«
Gropper erinnert sich: Bei seinem Besuch des Hochamtes am Sonntag
war ihm wieder dieser seltsame Heilige aufgefallen, der auf seine Wunde am
linken Oberschenkel zeigt. Schon als Kind hat er sich darüber gewundert.
Ȇbrigens: Der echte St. Rochus verdankt seine Wunde der Pest
in Piacenza. Aber wie du siehst, geht es auch anders.«
Im Badezimmer reißt sich Gropper die blutverschmierten Kleider vom
Leib, duscht sich, wobei er auf den Verband achten muss, und kehrt in frischen
Kleidern wie neugeboren zu Maier zurück. In der Küche kauert Korbi wieder mit
hochgezogenen Knien in dem alten Schaukelstuhl und wippt hin und her. Noch in
dieser Nacht möchte er Gropper sein Goldversteck zeigen. Aber das ist
unmöglich. Nicht mit dieser Wunde, die immer noch schmerzt. Und am nächsten
Tag, am Pfingstmontag, muss Gropper wieder ins Krankenhaus, zu Schwester
Agathe, um den Verband zu erneuern. Außerdem braucht er einen Tag Schonung.
Dann aber will er des Nachts mit Korbi los. Dieses Goldversteck lässt Gropper
keine Ruhe.
14
»Grüaß Gott beisamm«, hat der Fuchs
gsagt,
wie er im Hennerstall drin war.
Drei Uhr. Noch ist es dunkel. Sie haben nicht viel Zeit. Denn in
einer Stunde beginnt es zu dämmern. Dann ist wieder Werktag, dann sind die
ersten Mittenwalder wieder unterwegs zur Arbeit. Nur diese Nachtstunde ist
günstig, um nicht entdeckt zu werden. Trotzdem hat Gropper Angst, man könnte
sie erwischen. Korbi dagegen ist voller fröhlicher Sorglosigkeit. Er hat ja
Erfahrung. Das beruhigt Gropper aber nicht, auch wenn das »Crazy Horse« schon
seit drei Stunden geschlossen ist, Lucretia längst das Lokal abgesperrt und
verlassen hat und im Obergeschoss im Büro seit eineinhalb Wochen kein Licht
mehr brennt.
Korbi hat ihn an der Innsbrucker Straße, Ecke Dekan-Karl-Platz zu
einem hohen Bretterzaun geführt, den Gropper gut kennt, die zwei lockeren
Bretter entfernt und ist flink durch den Spalt geschlüpft. Auch Gropper ist
hier schon einmal durchgekrochen.
Er betrachtet das Loch im Bretterzaun. Ein Idiot bin ich, sagt er
sich, mich mit meinem neuen Verband da hindurchzuzwängen. Trotzdem quetscht er
sich durch die enge Lücke. Er muss dieses Nazigoldversteck sehen. Bei der
geringsten Berührung seines Oberschenkels an den Bretterkanten schmerzt seine
Wunde teuflisch. Behutsam achtet er darauf, Agathes Verband nicht abzureißen.
Endlich ist er durch.
Wie ein Wiesel huscht Korbi hinter die Garage. Humpelnd kann Gropper
ihm kaum folgen. Sie bleiben vor einer großen Eisenplatte stehen, die an der
Garagenrückwand lehnt. Diese Platte hat Gropper bei der Verfolgung der
Schuhabdrücke wohl gesehen, sich aber nicht darum gekümmert. Mit seinen
kräftigen Armen wuchtet Korbi das schwere Teil beiseite. Ein Erdloch kommt zum
Vorschein. Es führt unter die Garage.
»Wie hast du das entdeckt?«, flüstert Gropper erstaunt.
Korbi reagiert nicht und lässt sich mit den Füßen voran in das
Erdloch hineingleiten. Wieder staunt Gropper, wie gelenkig und geschmeidig er
durch die enge Öffnung schlüpft. Da komm ich nie durch, denkt er. Da will ich
auch gar nicht rein.
Als Korbi ganz durchgerutscht ist, kann er nur noch mit den Händen
herauslangen, bricht am Erdrand ein paar Brocken ab, damit Gropper besser
hindurchkann, und winkt ihm zu: Komm, komm!
Gropper hat immer noch Bedenken. Der Einstieg ist durch die
herausgebrochenen Erdklumpen zwar nun etwas breiter, er bezweifelt aber, dass
er da hindurchkommt. Trotzdem versucht er es. Wie Korbi rutscht auch er mit den
Füßen voran hinab und drückt dabei eine Hand auf seinen Verband. In der Mitte
bleibt er stecken. Die Taschenlampe in seiner Hosentasche nimmt durch die
Ausbeulung zu viel Platz weg. Auf was habe ich mich da eingelassen?, zürnt er
gegen sich selbst. So ein Unsinn! Wie soll ich hier wieder rauskommen?
Er versucht, seine Lampe
Weitere Kostenlose Bücher