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Nazigold

Nazigold

Titel: Nazigold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Kohl
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treten mit ihren MP s noch näher an ihn heran. Schließlich steht er vor
ihnen.
    »Hands up!«, befehlen sie. Er hebt die Hände hoch.
    »Da ist er! Da ist er!«, kreischt Lucretia wieder.
    Der dritte Uniformierte tastet Gropper nach Goldbarren ab und
durchsucht seine Taschen nach Goldmünzen, kann aber nichts finden. Gropper muss
die Schuhe ausziehen und die Einlagen herausnehmen, um zu zeigen, dass er keine
Banknoten in den Schuhen versteckt hat. Ihnen ist unbegreiflich, dass er nichts
eingesteckt hat. Er ist in dieses geheime Versteck hineingekrochen und hat
nichts mitgenommen? Unmöglich! Auch Lucretia kann es nicht glauben und blafft
die Amerikaner an, diesen Eindringling gefälligst genauer zu durchsuchen.
    Gropper wird festgenommen. Das kennt er nun schon. Er muss seine
Kennkarte und seinen Dienstausweis abgeben. Auch das kennt er schon. Und er muss
seine Taschenlampe abgeben.
    Man führt ihn zu einem Jeep an der Ecke Innsbrucker Straße. Lucretia
rennt hinterher und keift: »Kopf ab! Weg mit ihm! Kopf ab!«
    Während die Karre mit Vollgas in Richtung Karwendelstraße braust,
sieht Gropper Korbi wie ein Hase Haken schlagend über den Dekan-Karl-Platz
davonrennen. Dabei hält er beide Hände fest an seine Hosentaschen gedrückt, um
keine Münze zu verlieren.
    Gropper atmet auf. Wenigstens er ist noch einmal davongekommen. Was
ihm jetzt aber bevorsteht, darüber will er im Moment nicht nachdenken.

15
    Mitm Wind ist leicht blasn
    und gegen den Wind schlecht brunzen.
    Grell leuchten die weißen Mauern der ehemaligen
Gebirgsjäger-Kaserne »Edelweiß« im Scheinwerferlicht; auf ihren Kronen blitzen
die Stacheldrahtrollen auf. Vor vier Tagen ist Gropper schon einmal ein Stück
an dieser Mauer entlanggefahren. Das war vergangenen Freitag, als er zur
Lagerverwaltung wollte, um das Entlassungsdatum von Feigl und Kilian zu
erfragen. Da wurde er schroff abgewiesen. Nun wird er in einem Jeep zum Lager
transportiert, bewacht von zwei bewaffneten  GI s.
Und von ihren Wachttürmen herab richten die Posten ihre Scheinwerfer auf ihn
und verfolgen ihn mit ihrem Lichtstrahl.
    Es beginnt, leicht zu dämmern, und hinter dem Karwendel zieht am
wolkenlosen Himmel bereits ein Schimmer von Morgenröte auf.
    So geht es eine Strecke an der Umfassungsmauer des
Internierungslagers entlang. Dann treffen sie vor dem Torbogen am eisernen
Gitter ein. Auch jetzt wird er von einem Scheinwerfer angestrahlt. Gropper schaut
nach oben, um zu sehen, woher das gleißende Licht kommt, wird aber so
geblendet, dass er für ein paar Momente nahezu erblindet. Nur schemenhaft kann
er erkennen, wie einer der Militärpolizisten im Jeep anderen Amerikanern in
Kampfanzügen und mit Stahlhelmen seinen Ausweis vorzeigt. Am Freitag
verweigerten sie ihm den Zugang. »No admittance.« Jetzt kann er im Jeep
passieren.
    Bis zur Einweisung um sechs Uhr wird Gropper in einen Kellerraum
gebracht. Von Keller zu Keller. Es ist vier Uhr früh. Zwei Stunden muss er nun
in diesem Betonverlies warten. Er legt sich auf die harte Holzbank und versucht
zu schlafen. Er schafft es nicht, die Zeit will nicht verstreichen.
    Endlich ertönt irgendwo eine Sirene. Man holt ihn ab und führt ihn
in einen großen, kahlen Raum, in dem schon etwa hundert Männer warten. Die
meisten tragen abgerissene Wehrmachtsklamotten, zusammengestückelte
Uniformteile verschiedener Verbände und Formationen. Manche haben sich
Zivilkleider beschafft, zu weite Hosen, zu enge Jacken, die sie irgendwo
aufgetrieben haben. Wieder andere stecken in schmutzigen Militärmänteln oder
stehen nur in Hose und Hemd da. Unter den Wartenden befinden sich auch ältere
Männer mit korrektem Haarschnitt und in feinen Anzügen mit Bügelfalte und
Krawatte. Alle schweigen.
    Ein Officer ruft Namen in die Menge. Die Aufgerufenen melden sich
und treten vor. An zusammengeschobenen Kantinentischen müssen sie sich in
Listen eintragen lassen und ihre Wertsachen abgeben.
    Nach langer Zeit wird auch Gropper aufgerufen. Auf dem Tisch, den
man ihm zuweist, liegen seine Kennkarte, sein Dienstausweis und seine
Taschenlampe. Auf einer langen Liste wird nun auch sein Name abgehakt. Dann
muss er alles abgeben, was er noch bei sich hat: seine Geldbörse, in der sich
kaum Geld befindet, seine teure Schweizer Armbanduhr, ohne die er völlig ohne
Orientierung sein wird, Krügers Kfz-Papiere und den Ausweis mit dem Foto von
Berger, seinen Kamm, sein Taschenmesser und das Bild von Luise, das er immer
bei sich trägt. Sogar seinen Ehering

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