Party?«
»Wieso?«, erwidert sie.
»Ich meine, Montale und sein Freund haben mir praktisch nichts erzählt. Ich möchte wissen, wo dieses Fest stattfindet, wer Geburtstag hat, so was eben. Und über dich weiß ich auch nichts. Zum Beispiel, wie es dazu gekommen ist, dass du mit ihnen zusammenarbeitest?«
Die Frau heftet den Blick auf mich und bläst den Rauch aus. Es ist klar, dass sie mir nicht antworten will. Sie heißt Leda. Die Art, wie sie sich anzieht, und die Art, wie sie spricht, alles deutet dara uf hin, dass sie eine linksaltern ative Schlunze ist, und das kommt mir spanisch vor. Wie kommt eine Ökotrine dazu, als Informantin für die Bullen zu arbeiten? Als wir uns getroffen haben, war sie ganz schön durcheinander, und es war offensichtlich, dass sie direkt von der Demo gekommen ist. Sie hat sofort losgelegt und einen Haufen Stuss über Faschisten und Polizei erzählt. Ich habe nichts dazu gesagt, nur zugehört. Im Übrigen hatte ich sie mir schlimmer vorgestellt. Ich meine, was weiß ich, so eine Krautstaude mit Damenbart und Pickeln im Gesicht. Aber nein, sie sieht nicht übel aus, so gar nicht zum Wegwerfen.
»Montale hat mir gesagt, du seist eine Art Privatdetektiv. Was machst du genau? Ehebrecher beim Seitensprung ertappen und ausgerissene Hunde einfangen?«
Nein, Schlampen wie dich verarschen.
»Mehr oder weniger so was in der Art«, antworte ich. »Die Hunde müssen natürlich reinrassig sein, für die anderen ist das Tierheim zuständig.«
»Sehr witzig«, sagt sie, drückt die Zigarette aus und macht einen gelangweilten Gesichtsausdruck. Doch sie drückt die Zigarette ungeschickt aus und die Glut versengt ihr ein wenig den rechten Handschuh.
»Warum trägs t du Handschuhe bei der Hitze?«
»Weil ich Angst vor Keimen habe.«
»Was für Keime?«
»Keime, die von Gegenständen übertragen werden, die andere Leute angefasst haben.«
Gott, was für eine haben die mir denn da nur aufgedrückt. Ich spiele meine Rolle nicht schlecht. Wenn ich den Eindruck eines Lahmarsches mache, einer langweiligen Dumpfb acke, die nichts auf die Reihe kriegt, umso besser. Die Frau soll mich nur auf die Party begleiten, damit ich den verdammten Computer cracken und den beiden Bullenschweinen die Files aushändigen kann. Im Übrigen kann sie mich mal, und zwar kreuzweise, sie und ihre beschissenen Bolschewikenideen.
Wir reden noch eine halbe Stunde lang über irgendwelchen Scheiß, dann sagt sie zu mir, es ist spät geworden. Ich rufe den Kellner, um zu zahlen, aber sie sagt: »Lass mal, das übernehme ich«. Ich mache noch einen schwachen Versuch, tu so, als wollte ich die Rechnung übernehmen, so wie das die Scheißbürger eben machen, doch sie sagt: »Hör zu, mit dieser Tour erreichst du hier gar nichts.« Dann steht sie auf und bezahlt an der Kasse. Als sie zurückkommt, reicht sie mir die Hand in dem weißen Handschuh und sagt, bis morgen. Ich bleibe noch und bestelle ein Blondes.
Als ich nach Hause komme, bin ich ziemlich besoffen. Ich mache noch ein Bier auf, boote die Maschine und lade meine E-Mails runter. Bis auf eine einzige Mail von der Newsgroup habe ich nur Spams bekommen. Ich öffne die Mail und das Bier fä llt mir aus der Hand.
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From: SkinNewsNeapel (
[email protected]) Date: 05.01.2002 16:22
Newsgroup: newsna.skin.group
NEWS - Brandaktuelles Update: Während der heutigen Veranstaltung feuerte ein Bulle um 13.15 Uhr einen Schuss ab und tötete einen Jungen auf dem Rathausplatz. Es kursieren Gerüchte, dass es sich dabei um den Hauptzeugen in der internen Untersuchung um die Drogen- und Geldwäscheaffäre bei der Bullerei handelt.
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Verdammte Scheiße.
Was zum Teufel bedeutet das.
Hier geschehen zu viele Dinge gleichzeitig, und ich glaube nicht a n Zufä lle. »Operation Paradise« ist Megamist. Ich weiß zwar nicht, was die Bullen vorhaben, aber ich habe keine Lust, ihnen dabei in die Quere zu kommen. Der Hurensohn Montale baut einen Riesenscheiß, und die ganze Geschichte schmeckt mir nicht.
Als ich klein war, habe ich immer gedacht, wenn ich jemals in eine vertrackte Situation gerate, beschaff ich mir als Erstes 'nen Haufen Asche und verschwinde dann aus Neapel. Jetzt scheinen mir die Dinge über den Kopf zu wachsen, offenbar ist meine Stunde gekommen.
Ich öffne meine Zauberliste und verbinde mich vorsichtshalber mit dem sichersten Proxy-Server, den ich kenne. Er ist langsam, aber ich kann wenigstens relaxed bleiben und riskiere nichts. Mit dem Hurensahn Headlock sieht das