Nea - James erzaehlt
Gabel ab; der Teig war unfassbar fluffig – überflüssig zu erwähnen, dass es himmlisch schmeckte.
Juna nahm neben mir Platz und servierte mir dazu einen großen Espresso, selbst hatte sie auch eine Tasse in der Hand.
„Und, überlebst du’s?“, fragte sie mich.
„Vermutlich“, murmelte ich mit vollem Mund. „Wenn ich nicht innerhalb der nächsten Minuten mit einem Zuckerschock vom Stuhl kippe.“
Juna lachte. „Das meinte ich zwar nicht, aber von mir aus, wie du willst. So viel Zucker ist da übrigens gar nicht drin – glaube ich. Wie gesagt: Ich kann eigentlich nicht backen. Mich nervt, dass es strenger als kochen ist, dass ich dabei weniger Freiheiten habe, bevor es zur absoluten Katastrophe ausartet. Ich war wohl noch nie gut darin, Regeln zu befolgen.“
„Also hast du wohl recht und bist wirklich dominant“, antwortete ich.
„Sieht ganz danach aus, nicht wahr? Vielleicht sollte ich mal mit Nea reden, ob sie einen hübschen Sklaven für mich hat.“ Sie zwinkerte. „Nein, so lange ich meine Crew durch die Gegend schicken kann, bin ich happy.“ Laut rief sie über die Schulter. „Nicht wahr, Parker?“
„Was, Boss?“, kam sofort die Antwort.
„Sag’ einfach ja!“
„Ja, Boss. Die Linsen sind übrigens in Ordnung!“
„Sehr gut – aber was Anderes hab’ ich von dir auch nicht erwartet.“ Sie wandte sich wieder mir zu. „Siehst du? Zuckerbrot und Peitsche – so geht das doch, nicht wahr? Vielleicht werde ich Domina, wenn ich keine Lust mehr auf kochen habe.“
Schweigend aß ich den großartigen Brownie, der mit großer Sicherheit meinen Tagesbedarf an Kalorien deckte. Aber es war mir egal, denn erstens war er köstlich und zweitens schwieg zum ersten Mal seit einiger Zeit mein Gehirn in seligem Genuss und ich dachte nicht über die mysteriöse Besucherin nach.
„Aber mal ehrlich, James“, meinte Juna, „du bist nicht einfach so hier, oder?“
Langsam schüttelte ich mit dem Kopf. „Einen Rat könnte ich schon gebrauchen.“ Juna war in der Tat mehr als nur aufmerksam.
„Dann raus damit.“
Kurz zögerte ich. Allzu viel wollte ich nicht verraten – nicht, weil ich Juna nicht traute, denn ich war mir sogar sicher, dass sie mein Geheimnis für sich behalten würde, aber ich fand, dass es mein Problem war; außerdem wollte ich selbst eine Lösung dafür finden.
Also formulierte ich das, was mir durch den Kopf ging, so offen wie möglich: „Kennst du diese Situationen, in denen du überhaupt nicht weißt, was du gerade tust, aber es trotzdem tun willst, obwohl es unter Umständen eine schlechte Idee ist? Gleichzeitig kannst du das noch nicht genau wissen, aber trotzdem sagt dein Bauchgefühl dir schon, dass du besser einen Schritt zurücktreten solltest?“
„Du magst es kompliziert, nicht wahr?“, lachte Juna. „Um’s ganz kurz zu machen: Ja, kenne ich. So was nervt.“
„Okay, um es ganz einfach zu machen: Wie gehst du mit so etwas um?“, fragte ich.
Nachdenklich nahm Juna einen Schluck von ihrem Kaffee und umfasste die kleine Tasse mit beiden Händen. Dann sah sie mich an und sagte etwas ausgesprochen Kluges: „Wenn ich schon dabei bin: Warten und nicht drüber nachdenken – hilft nicht. Bis zu einem gewissen Moment weißt du nie, ob’s was geworden ist. Wie mit den Brownies!“
Peter sah noch nervöser aus als bisher, allerdings blickte er nicht im Ansatz so peinlich berührt drein wie Mike.
„Das tut mir wirklich unglaublich leid, unglaublich leid“, nuschelte er, während er hektisch durch die Akten blätterte. „Ich weiß wirklich nicht, wie das passieren konnte.“
„Da hat sich der Bürokrat in dir wohl ein wenig zu sehr von den ganzen Möglichkeiten hier ablenken lassen, was?“, fragte ich und genoss, dass Mike ähnlich zerknirscht auf meine Spitze reagierte wie ich, als er mich wegen meines Fauxpas’ mit Linnea aufgezogen hatte.
Linnea sah Mike an und hob interessiert die Augenbraue, sagte aber nichts. Kurz überkam mich ein schlechtes Gewissen, denn meine Andeutung war eindeutig zu zweideutig gewesen, um an ihr vorbeigegangen sein zu können. Als sie schließlich jedoch lächelte, war ich erleichtert.
„Mir tut das auch mehr als nur leid, Peter – Mike und ich werden uns etwas einfallen lassen, um dich zu entschädigen“, sagte sie nun zu meinem unverhofften Schüler, der immer noch angespannt mit den Händen rang.
„Macht euch bitte keine Umstände, das ist doch wirklich kein-“
„Nein, so ein grober Schnitzer ist für
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