Nea - James erzaehlt
mich unverzeihlich“, unterbrach Linnea ihn. „Ich bin nur froh, dass James aufgefallen ist, dass wir dir keine Dienerin zugewiesen haben.“
„Hätte Mike nach meiner Ankunft nicht so ein großes Aufsehen darum gemacht, wäre es mir vielleicht gar nicht aufgefallen“, scherzte ich und zwinkerte Mike zu, der sich gerade von dem imposanten Schreibtischstuhl erhoben hatte.
„So, Peter, zum Glück habe ich nicht völligen Unsinn geplant. Robin hat bisher auch noch keinen Gast, um den sie sich kümmert. Wie ich sie kenne, wundert sie sich schon, warum, ist aber zu höflich, etwas zu sagen.“
„Kommt mir bekannt vor“, murmelte ich in Peters Richtung.
„Sie sollte eigentlich gleich bei einer aufwendigen Breathplay-Session assistieren, aber ich denke, so viele Ladies, wie dafür eingeplant sind, wird eine weniger kaum ins Gewicht fallen. Ich denke, wir sollten Robin sofort zusammen besuchen gehen, mein werter Peter. Das ist gleichzeitig schon einmal eine kleine Entschuldigung von mir, denn eigentlich sind Gäste im Flügel der Dienerinnen absolut nicht erlaubt.“
Peters Miene hellte sich endlich auf. „Da sage ich bestimmt nicht nein.“
Mike hauchte Linnea einen Kuss auf die Wange, bevor er Peter und mich sanft in Richtung der Tür schob.
„Und wenn James nicht so ein gehässiger Fiesling wäre“, sagte er, „dürfte er jetzt auch mitkommen.“
„Hey!“, rief ich empört.
Kurz blieb Mike stehen und sah mich streng an, doch dann schlug er mir glücklicherweise freundschaftlich auf die Schulter und zwinkerte mir zu.
Die Flure und schmalen Treppengänge, durch die wir Mike folgten, waren so verzweigt, dass ich mir sicher war, dass sich niemand hierher verlaufen würde. Das Einzige, was jetzt noch fehlte, damit ich mich endgültig wie in einem Roman von Agatha Christie fühlte, war die Geheimtür hinter einem Bücherregal.
Während ich mich bereits fragte, ob Mike sich nur einen Scherz mit uns erlauben wollte, sagte er plötzlich: „So, wir sind da.“ Verschwörerisch senkte er die Stimme und kam einen Schritt näher auf uns zu. „Es bleibt unter uns, dass wir hier waren.“ Dann zog er einen kleinen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und öffnete die mit floralen Schnitzereien verzierte Tür.
„Du stehst wirklich sehr auf dieses ganze spukige Herrenhaus-Ding, nicht wahr?“, fragte ich amüsiert.
Mike grinste nur und trat in den mit elegantem, weinroten Teppich ausgelegten Flur, der sich hinter der Tür erstreckte; Peter und ich folgten ihm in dichtem Abstand.
„Tür zu, bitte“, sagte Mike nur, ohne hinzusehen.
Leise schloss ich die schwere Holztür hinter mir und ging mit bedächtigen Schritten meinen zwei Begleitern hinterher. Neugierig war ich schon, immerhin hatte Mike eine durchaus spannende Prämisse geschaffen, indem er uns überhaupt verraten hatte, dass dieser Flügel des Hauses existierte und darüber hinaus so ein Aufsehen darum gemacht hatte, dass wir ihn begleiten durften. Bisher hatten mich seine Ankündigungen nie enttäuscht.
Mir stieg ein dezent floraler Duft in die Nase, den ich erst nicht wirklich einordnen konnte, obwohl er mir extrem bekannt vorkam. Während ich Mike und Peter folgte, dachte ich angestrengt nach.
Meine heiße Unbekannte! Wer auch sonst? Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und ich war froh, dass Mike in diesem Moment nicht mein Gesicht sehen konnte; ihm wäre sofort klar gewesen, dass ich ihm etwas verschwieg.
Schnell beschloss ich, meine Gedanken zu verdrängen. Erstens ergab dieser Zusammenhang für mich gerade keinen Sinn und zweitens konnte es sich um einen zwar unwahrscheinlichen, aber durchaus möglichen Zufall handeln. Ich musste mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und nicht von möglicherweise nebensächlichen Indizien auf die falsche Fährte bringen lassen.
Glücklicherweise ließ meine Zerstreuung nicht lange auf sich warten: Plötzlich eilten zwei nackte Frauen quer über den Gang, die sich an den Händen hielten. Als sie uns sahen, kicherten sie aufgeregt.
„Ladies, Ladies, müsstet ihr nicht eigentlich arbeiten?“, mahnte Mike mit ironischem Tonfall.
Er wandte sich zu uns um. „Ich bin wohl nicht der Einzige, der sich hier gern ablenken lässt – nicht wahr, James?“ Dann zwinkerte er.
Ich war froh, dass ich meine Mimik bereits wieder unter Kontrolle gebracht hatte und grinsen konnte. Mittlerweile hatte ich aufgeholt und ging nun neben Peter, der sich mit großen Augen umsah. Offensichtlich brauchte er
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