Nea - James erzaehlt
mir fällt es schwer, loszulassen.“ Jetzt musste er sich offensichtlich überwinden, weiterzureden. „Mir war das überhaupt nicht klar, bis meine Ex – meine sehr unterwürfige Ex, das sollte ich wohl dazu sagen – aus heiterem Himmel mit mir Schluss gemacht hat. Sie sagte, dass sie zwar versucht hat, darüber hinwegzusehen, ihr aber jemand fehle, der sich einfach nimmt, was er will.“
Fast erwartungsvoll sah er mich an.
„Klingt, als wärest du zu höflich“, antwortete ich.
„Sieht so aus.“ Schwer schluckte er. „Irgendwie kann ich mich nicht ganz von der Angst lösen, der Frau weh zu tun und doch etwas zu machen, das sie nicht will.“
Seine Misere war mir selbst nicht fremd; ich hatte einige Zeit gebraucht, um zu akzeptieren, dass sexuelle Dominanz nichts mit Frauenverachtung zu tun hatte. Sich von der merkwürdigen Idee zu lösen, nicht mit seiner respektvollen Persönlichkeit brechen zu müssen, wenn man dominierte, war alles andere als einfach.
„Ich weiß genau, was du meinst.“ Wieder schien meine Antwort ihn zutiefst zu überraschen. „Die Angst davor, sich selbst zu vergessen, wenn man die Kontrolle über jemanden hat und gleichzeitig die Selbstbeherrschung fallen lässt, ist wahrscheinlich die beste Voraussetzung dafür, überhaupt SM zu praktizieren – gleichzeitig kann sie sehr hinderlich sein.“
„Genau!“, stimmte er mir enthusiastisch zu.
„Ganz davon lösen können wirst du dich nie und das ist auch gut so, immerhin ist dir deine Sub in manchen Momenten völlig ausgeliefert. Devote sind sowieso wesentlich mutiger als wir Dominanten, denke ich. Aber weißt du, was mir sehr geholfen hat?“
Er schüttelte den Kopf.
„Der Gedanke daran, dass Subs genau das wollen, was sie glauben, nicht zu wollen. Die Kunst ist lediglich, herauszufinden, wie du sie dazu bringst – und das ist gleichzeitig das, was am meisten Spaß macht. Das Alles als ein Spiel zu sehen, das sich konstant verändert, in dem du aber den Großteil der Regeln bestimmst, hilft gegen aufsteigende Nervosität.“
Kurz nickte er nur gedankenverloren. „Das klingt eigentlich sehr einleuchtend. Aber das auch umzusetzen scheint schwieriger zu sein, als es klingt.“
„Learning by doing“, erwiderte ich. „Mehr kannst du nicht machen. Für die Subs sind es immerhin auch jedes Mal wieder neue Erfahrungen – selbst wenn es nur winzige Details sind, die sich von der letzten Session unterscheiden. Aber das macht doch den Reiz aus, oder?“
Während er nickte, wirkte er in der Tat, als hätte ich gerade etwas sehr Erhellendes gesagt. Ich fand es zwar merkwürdig, mich plötzlich als eine Art Mentor zu sehen, doch wenn es Peter half, hatte ich kein Problem damit. Anfangs wäre ich auch sehr froh darum gewesen, mit jemandem über dieses komplexe Thema reden zu können.
„Ich habe eine Idee“, sagte ich also. „Was ist, wenn wir im Laufe deiner Zeit hier immer wieder ein paar Sessions zusammen abhalten? Ich will kein Prüfer oder so etwas für dich sein, aber vielleicht hilft dir Begleitung ja bei dem, was du erreichen willst. Nur wenn du möchtest, das versteht sich von selbst!“
Einen Augenblick lang befürchtete ich, er könne sich einfach umdrehen und gehen, weil ihn mein Angebot beleidigt hatte, doch dann leuchteten seine Augen auf. „Sehr gern, James! Aber nur, wenn es dir keine Umstände bereitet.“
„Wenn das der Fall wäre, würde ich nicht fragen.“
Wir setzten uns wieder in Bewegung und gingen nebeneinander die breite Treppe hinunter.
Nach einigen Schritten fragte Peter verschwörerisch: „Darf ich dir etwas noch verraten, James? Gerade da im Raum, mit Sam und Lynn und euch allen – da konnte ich nicht kommen.“
Ich beschloss, ihm ein gutes Gefühl zu geben und antwortete: „Darf ich dir auch etwas verraten? Leiko meint, ich sei zu höflich.“
Es war schon spät, als ich schließlich auf mein Zimmer zurückkehrte. Kurz war ich überrascht und enttäuscht, dass ich Fiona nirgendwo finden konnte, denn ich hatte mit dem Gedanken gespielt, mich noch mit ihr zu vergnügen, bevor ich schlafen ging. Allerdings spürte ich in dem Moment, in dem ich mich aufs Bett setzte, dass mir diese Tatsache eigentlich gelegen kam, denn der Tag hatte mich erstaunlich erschöpft; bis zu diesem Augenblick war mir das überhaupt nicht aufgefallen.
Ich war mir sicher, dass Fiona einer Verpflichtung nachkam – zu erwarten, dass sie rund um die Uhr ausschließlich für mein Vergnügen
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