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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Prador-Kriegsschiff orten, wie es hier unten herumfliegt, kommen wir vielleicht nie wieder weg«, erklärte sie. »Also wird Ebulan mit dem Schiff tief im Meer abtauchen, damit man ihn nicht findet.«
    Svan musterte Shib finster und wandte sich wieder Frisk zu. »Ich sehe das ein«, sagte die Söldnerin, »aber weshalb benutzen wir nicht einen der kleinen Transporter?« Frisk wirkte einen Augenblick lang verwirrt. Svan fuhr fort: »Warum all das?«, fragte sie und deutete auf das Steuerruder.
    Frisk blickte zu dem Transporter hinunter, der immer wieder an die Schiffsflanke stieß.
    »Es war Ebulans Idee … damit wir an Keech herankommen. Der wird natürlich auf Fremde argwöhnisch reagieren. Alle Alten Kapitäne kennen einander. Auf diese Weise kommen wir nahe heran, ohne zu viel Verdacht zu erregen.«
    Die Argumentation erschien sogar ihr selbst fadenscheinig. Frisk hatte tatsächlich überlegt, einen der Transporter zu benutzen – bis man sie zu etwas anderem überredet hatte –, aber jetzt, jetzt hatte sie einfach Gefallen daran gefunden, es so zu machen. Sie blickte hinüber, als die Sprecherin an Bord kam und Kapitän Drum mitbrachte. Frisk wurde warm vor Freude, als sie den Kapitän erblickte, wie er dort auf dem eigenen Schiffstand, zu einem Leermenschen reduziert: die Wirbelsäule abgekoppelt und der Körper von einer Sklavenspinne gesteuert. Das war Macht! Das war alles, was Jay Hoop ihr beigebracht hatte. Sie lächelte wieder, bis zu einer Sperrweite, bei der sich die aufgeschnittene Wange schmerzhaft spannte. Sie scherte sich nicht um den Schmerz; er teilte ihr mit, dass sie real war.
    Er spürte alles. Der über die Haut streichende Wind schmerzte beinahe, und jeder Schritt, den er auf den hölzernen Decksplanken tat, erschütterte den ganzen Körper. Der Atem klang wie Wellen, die zischend auf einen Kieselstrand liefen. Die Luft schmeckte nach Metall und Essig und trug tausend Gerüche, manche faulig, manche süß. Das Herz pochte ihm wie beherrschter Donner in der Brust, und die durch das Auge einfallenden Bilder schienen sich der Rückwand das Schädels einzubrennen.
    Keech blieb stehen und dachte einen Augenblick lang nach. Ein Auge. Er hob die Hand und drückte die Finger in die Kartusche am Verstärker. Dieser löste sich mit saugendem Klicken und lag ihm warm und schwer in der Hand. Die doppelten Bilder liefen langsam ineinander, als das neue Auge sich auf die Welt scharf stellte. Erlin hatte seine Verbindungen neu gelegt, während er im Tank lag – denn die Naniten waren darauf erpicht gewesen, ihm ein weiteres Auge wachsen zu lassen, ob nun noch Verbindungen zu den Resten des Sehnervs vorlagen oder nicht. Das Sehen verlief jetzt schmerzhaft. Geschmack, Laute, das Material der Reling unter den Händen: Es war ein schöner Schmerz, der Leben hieß. Und jetzt, wo Keech es zurückhatte, wollte er es auch behalten.
    »Wie … fühlen Sie sich?«
    Er drehte sich zu Janer um, der unmittelbar hinter ihm stand.
    »Lebendig«, antwortete Keech.
    »Eine neue Erfahrung«, sagte Janer.
    Keech wandte sich Erlin zu, die jetzt an Deck kam. »Danke«, sagte er.
    Erlin lächelte, warf einen Blick auf Janer und schien sich plötzlich unwohl zu fühlen. Sie sah wieder Keech an. »Ich danke Ihnen«, sagte sie. »Seit Jahrzehnten hatte ich mich nicht mehr so in eine Erfahrung vertieft. Ich …« Sie hielt inne und warf erneut einen kurzen Blick auf Janer. »Ich habe es genossen.«
    Keech nickte und blickte ins Meer hinunter. Die beiden verhielten sich wie Teenager, die zum ersten Mal den Sex entdeckt hatten – oder kam es ihm nur so vor? War so das Empfinden der Alten Kapitäne? Wirkten die meisten Menschen naiv und albern auf sie? Er betrachtete forschend seine rosa Hände, dann den Leib mit dem daran klebenden Monofaser-Overall. Er erlebte einen Stich der Verlegenheit, als sich Gedanken an Sex und die Empfindung von Stoff auf der Haut dazu verschworen, eine Erektion hervorzurufen. Er blieb vor der Reling stehen.
    »Was ist das?«, fragte er einen Augenblick später und deutete auf eine buckelige Gestalt im Meer.
    Erlin trat neben ihn und blickte forschend zu der Stelle hinüber, auf die er deutete. »Entweder ein Blutegel im Übergang, der sich an einem großen Prill versucht hat, oder Hooper haben hier gejagt«, sagte sie.
    Keech wartete auf eine Erklärung.
    In dem Versuch, ihre Verlegenheit von vorhin zu überspielen, schlug Erlin einen belehrenden Ton an. »Kleine Blutegel fressen, indem sie Fleischstöpsel

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