Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
gerade aus der Bugkabine zum Vorschein kam.
Pland grinste Peck an und wandte sich einem weiteren Tau zu, um es zu entwirren. Peck hockte sich an den Harpunenständer an der Reling.
»Beschissene Blutegeljagd«, brummte er vor sich hin. Der Laderaum war fast voll mit Fässern voll eingelegten Turbulfleisches, und sie hatten vier Fässer mit Bernsteinmuscheln gefüllt, die schlecht werden würden, falls sie nicht innerhalb einer Woche den Hafen erreichten. Aber Ambel wollte immer diesen Zusatzertrag, ehe die Eisberge aus dem Norden kamen. Zugegeben, oft schnitt ihre Mannschaft dabei gut ab und führte deshalb häufig den Vorsitz im Ködermann. Ihr »Glück« hatte sie sogar einmal in die Lage versetzt, eine Laserkanone zu erwerben, aber der wacklige Wechselkurs des Skinds machte es ihnen später unmöglich, noch Energiezellen dafür zu kaufen, so dass sie sie gegen eine Deckskanone austauschten. Glück! Peck schnaubte – wie oft hatte er schon miterlebt, dass Ambel diesen Perlentrick abzog? Anne und Pland fuhren erst seit 30 Jahren mit dem Kapitän, kannten sich also mit seiner Art noch nicht aus. Immer noch murrend, griff Peck in die Tasche des langen Mantels und holte den Wetzstein hervor. Die Harpunenspitzen waren gar nicht so stumpf, also machte es keinen Sinn, sie abzuschrauben und richtig zu bearbeiten. Peck fuhr mit dem Handrücken an einer messerscharfen Schneide entlang, bis sie hineinschnitt und kurz das Blut spritzte. Da brauchte man kaum was zu wetzen. Komm …
Tay lag immer noch auf der Couch, als Keech eintrat und sich vor sie stellte. Er blickte zu einem der Sessel gegenüber, setzte sich aber nicht, bis sie ihm mit einem verärgerten Wink bedeutete, er sollte hinübergehen.
»Sie sind selbstreinigend«, sagte sie.
Keech blinzelte, als sich sein Augenbefeuchter ans Werk machte. Nach seiner Erfahrung schätzten es die Leute oft nicht, wenn eine wandelnde Leiche auf einem ihrer Möbelstücke Platz nahm.
»Informationen«, sagte Tay. »Ich handele nur mit Informationen.« Sie schloss die Augen.
»Ich weiß nicht, welche ich Ihnen geben kann«, sagte Keech.
»Sie wissen, woher ich Ihren Namen kenne«, murmelte sie. »Geben Sie mir etwas, was noch nirgendwo aufgezeichnet wurde. Erzählen Sie mir etwas über die acht, was ich noch nicht weiß.«
Keech schwieg lange. Schließlich sagte er: »Alphed Rimsc hat mich umgebracht und meine Leiche in die Abwasserkanäle von Klader geworfen. Es hat eine Woche gedauert, bis ich gefunden wurde, und anschließend dauerte die juristische Klärung sechs Monate, ehe mein letzter Wille anerkannt und ich an den Kult übergeben wurde. Möchten Sie darüber etwas erfahren?«
»Das ist gründlich dokumentiert. Sie hatten sich schon einige Jahre zuvor als Mitglied im Kult des Auferstandenen Anubis eingetragen. Begrenzungen der Sterblichkeit, vermute ich. Man hat versucht, per Gerichtsbescheid Ihre Reifikation zu verhindern, aber der Kult unterstützte Sie im gesamten Verfahren. Ich weiß auch, dass Rimsc persönlich eine Klage eingereicht hat«, sagte Tay. Ihre Haut wies jetzt weniger Blauschimmer auf als vorher.
Keech fuhr fort: »Rimsc starb, als außerhalb des Klader-Raumhabitats die Dichtung seines Raumanzugs versagte. Die Leiche konnte nicht geborgen werden, weil die explosiv entweichende Luft sie auf Klader zuschleuderte. Er verbrannte in der Atmosphäre, ehe jemand zu ihm vordringen konnte.« Tay öffnete die Augen und wartete. Keech setzte seine Ausführungen fort: »Ungeklärt blieb, wieso die Abdichtung versagte. Es geschah, weil sie von innen her zerfressen wurde, während Rimsc selbst gleich ebenfalls in diesem Raumanzug zerfressen wurde. Jemand hatte einen durch Druck aktivierten Behälter mit zweiwertiger Säure in seinen Sauerstoffvorrat eingeführt. Sobald der Sauerstoff unter einen bestimmten Wert sank, öffnete sich der Behälter und flutete den Raumanzug mit Säuredämpfen. Das muss ein sehr unangenehmer Tod gewesen sein, besonders für einen Hooper.«
Tay setzte sich auf. »Man hat Gerüchte darüber gehört, aber sie konnten nie bestätigt werden. Sie waren damals schon reifiziert, nicht wahr?«, fragte sie.
»Seit vier Tagen«, bestätigte Keech.
Tay lächelte. »Also, was möchten Sie erfahren?«
Keech ging zu einem der Lehnstühle hinüber und setzte sich. Er legte die knochigen Finger vor dem Gesicht zu einem Dach zusammen und musterte Tay mit seinem einzelnen blauen Auge, während es der Befeuchter besprühte. Seine Miene blieb
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