Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
unbewegt.
»Ich weiß Bescheid über Rimsc, Corbel Frane, die Talsca-Zwillinge, Gosk Balem und David Grenant. Ich weiß nicht, was aus Rebecca Frisk oder Hoop persönlich geworden ist. Zweihundert Jahre lang bin ich Gerüchten und Mythen nachgegangen. Wenn die Spuren nicht ins Leere führen, dann hierher. Erzählen Sie mir, was Sie wissen.«
Tay blickte an die Decke. »Hauscomputer, überspiele eine Kopie der Rebecca-Frisk-Datei auf Kristall.«
Der Computer auf dem Schreibtisch piepte, und ein kleiner Kristall sprang aus der Sensorkonsole. Keech blickte zu ihm hinüber. Sein Gesicht zuckte, und der Augenbefeuchter leistete doppelte Arbeit.
»Sie wissen ja, dass Frisk und Hoop ihre Laufbahn gemeinsam gestartet haben. Nach dem, was ich ermitteln konnte, begannen sie als Kunstdiebe auf der Erde. Aus einer kleinen Eichel …«, erläuterte Tay.
Keech starrte weiter den Kristall an. »Erzählen Sie mir davon«, sagte er.
Tay fuhr fort: »Frisk spazierte ins ECS-Gebäude in Genf auf der Erde und erklärte dort, wer sie war. Als die Bestätigung vorlag, bat sie um eine Gedankenlöschung, die sie auch ordnungsgemäß erhielt. Danach verpasste man ihr eine grundlegende Overlay-Persönlichkeit und schickte sie hierher zurück. Die Freunde Cojans schnappten sie auf halbem Weg und stopften sie in eine Zink-Schmelzerei.«
Keech lehnte sich zurück. »Die Freunde sind immer noch aktiv? Sie hatten mir geholfen, Rimsc aufzuspüren.«
»Nein, sie sind nicht mehr aktiv. Das ist vor dreihundert Jahren passiert. Die ECS hielt die Sache unter Verschluss, aber mich überrascht trotzdem, dass Sie nichts davon wussten. Sie waren schließlich ein ECS-Kontrollbeauftragter, ehe man Sie umbrachte. Sicherlich hatten Sie doch Kontaktleute?«
»Ich hatte mich nie sonderlich um Rebecca Frisk gekümmert. Sie war das kleinste Problem von allen. Was ist mit Hoop?«
»Nein … erst möchte ich mehr von Ihnen erfahren. Erzählen Sie mir von Corbel Frane.«
»Ich habe ihn auf Viridian gefunden, in einer Burg, wo er seit fünfhundert Jahren lebte«, berichtete Keech. »Er war dort eine lebende Legende, und es erwies sich als schwierig für mich, zu ihm durchzudringen. Als ich seine Abwehreinrichtungen das erste Mal durchbrach, zerschnitt ich ihn mit einer Industrieschere. Seine Leute flickten ihn wieder zusammen, und innerhalb eines Solstan-Jahres lief er aufs Neue herum. Diesen Fehler habe ich kein zweites Mal begangen. Ich habe Junger-Söldner auf seine Burg gehetzt, und als er daraus floh, verfolgte ich ihn bis auf den Gipfel des Mount Ember. Nicht mal ein alter Hooper überlebt es, wenn man ihn in Magma taucht.«
Tay nickte. »Das gefällt mir«, sagte sie. »Ihnen ist doch klar, dass ich dieses Gespräch aufnehme?«
»Ich habe nichts anderes erwartet.«
»Es macht Ihnen nichts aus?«
»Das, was diese Leute getan haben, verjährt nicht, und ich bin nach wie vor offiziell ein Kontrollbeauftragter der Earth Central Security. Sie standen alle unter Todesurteil, ob nun körperlich oder mental. Also, was wissen Sie über Hoop?«
Tay stand plötzlich auf und ging zum Wandschrank hinüber. Sie holte eine weitere Flasche mit der Substanz hervor, die sie vorhin schon zu sich genommen hatte. Diesmal füllte sie sich ein Glas und kehrte damit zum Sofa zurück.
»In Holodramen und VR erscheinen diese Leute als liebenswerte Gauner und schneidige Piraten. So etwas bewirkt die Zeit selbst bei den abscheulichsten Verbrechern«, sagte Tay, nachdem sie ihre Gedanken gesammelt hatte.
»Möchten Sie mir das erzählen? Hoop und seine Mannschaft waren Mörder und Diebe. Sie haben diesen Planeten als Stützpunkt benutzt, und dank der Unsterblichkeit, die das Virus ihnen verlieh, konnten sie zweihundert Jahre lang den ganzen Sektor terrorisieren. Sie stahlen, und sie mordeten, und sie verkauften Menschen entkernt an die Prador«, sagte Keech. Seine Worte klangen ausdruckslos, ohne jede Modulation.
Tay betrachtete ihn sorgfältig. »Sie gehörten zu der Einsatzgruppe, die am Ende des Krieges hierher kam, nicht wahr?«, fragte sie.
»Ja. Und das, was ich hier erlebt habe, hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Ich werde nicht ruhen, bis sie alle tot sind. Ich höre nicht auf.«
»Also müssen Sie nur noch Hoop schnappen. Was passiert, wenn Sie ihn wirklich kriegen – wenn Sie ihn getötet haben?«
Keech senkte den Blick auf die Metallraute, die er an der Halskette trug. »Option eins ist, dass ich vollständig sterbe«, sagte er. »Ich erkunde aber noch
Weitere Kostenlose Bücher