Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
stieg – und rammte den Ellbogen so heftig nach hinten, wie sie nur konnte. Die Batianerin grunzte und wich einen Schritt weit zurück. Tay trat zu, erwischte Svan hart an der Leiste, drehte sich um und klatschte die flache Hand auf die Sensortaste neben der Tür. Die Tür fing an zuzuschwenken, aber nicht schnell genug. Ein Blitz leuchtete auf, und die Historikerin spürte einen zuckenden Schmerz im Oberschenkel – einer von ihnen hatte sie mit einem Laser getroffen. Sie stolperte an die Kiste, blickte zurück und sah gerade noch, wie Svan die Betäubungspistole hob. Nur der halbe Energiestoß erwischte Tay, während sich die Tür unerbittlich weiter schloss. Als etwas wie ein Hammer aus Licht sie an die Rückwand des Safes schleuderte, hörte sie, wie Frisk Verwünschungen schrie. Das Geräusch des einrastenden Türschlosses informierte Tay darüber, dass sie womöglich überleben würde; dann schwanden ihr die Sinne.
Ambel kletterte zuerst an Bord und beugte sich über die Reling, um das Seil zu fangen, das ihm von unten zugeworfen wurde. Hand über Hand zog er ein riesiges Bündel Fellsäcke herauf, nass von frischem Purpurblut. Als diese quatschend aufs Deck plumpsten, folgte ihm Anne an Bord. Pland warf naserümpfend einen Blick auf die blutigen Risse in ihrer Kleidung.
»Verdammte Prill«, brummte sie.
Die anderen, die ihr gleich folgten, hatten ähnliche Schnitte in den Kleidern. Gollow und Süd machten die gleichen, etwas verwirrten Gesichter, als sie unter Deck verschwanden, um ihre Wunden zu versorgen. Boris blieb an Deck und drückte sich die Hand auf eine tiefe, blutende Bauchwunde. Er kaute dabei auf einem Ende des Schnurrbarts, ein zuverlässiges Zeichen der Verärgerung. Auch Ambel wies, wie Pland jetzt bemerkte, Schnitte in den Kleidern auf. Bei ihm waren sie natürlich nicht blutig, da er zu schnell heilte, um zu bluten. Erlin, diese Erdenfrau, die es Ambel vor etlichen Jahren wirklich angetan hatte, hatte sich sogar gefragt, ob in seinen Adern überhaupt noch Blut floss. Pland lachte bei diesem Gedanken in sich hinein und half dann mit, einige der Fleischsäcke unter Deck zu schaffen und anschließend das Futterfass des Segels mit dem Rest zu füllen. Er blickte sich suchend nach Peck um und entdeckte ihn schließlich an der Heckreling, wo er sich gerade über ein weiteres Fass beugte und den Inhalt eines Sacks Salz-Hefe hineinschüttete. Er schrie ihm etwas zu. Peck band den Hefesack ab, stellte ihn aufs Deck und kam herüberspaziert. Schweigend machte er sich daran, Pland und den anderen zu helfen, während Ambel allein das schwere Ruderboot an der Bordwand heraufzog und oben vertäute.
»Lasst ein paar Brocken auf dem Deck liegen, Jungs. Vielleicht kriegen wir heute Nacht wieder ein Segel; dann können wir Kurs auf den zweiten dicken Fisch nehmen«, sagte Ambel.
Alle Mannschaftsmitglieder stöhnten – außer Peck, der sich seltsam still gab.
»Alles okay mit dir, Peck?«, wollte Ambel wissen.
»Hätte verdammt noch mal lieber mit dir gehen sollen«, grollte Peck.
»Nächstes Mal«, versprach ihm Ambel und betrachtete seinen Gefährten abschätzend. »Wie bist du mit dem Seerohr klargekommen?«
»Hab ein Fass voller Rohr und eines voller Kürbisse«, antwortete Peck unwirsch.
»Gut«, sagte Ambel und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Dann können wir dem Ködermann ordentlich Maische verkaufen, sobald wir zurück sind, und später darfst du uns noch einen Schwung Harz aufkochen. Versiegle sie jetzt und bring sie runter.«
»War alles okay mit ihm?«, erkundigte sich Ambel bei Pland, als Peck gegangen war, um dem Befehl Folge zu leisten.
»War ’n bisschen geräuschvoll«, antwortete Pland. »Hat geschrien und gebrummt – aber das ist ja nichts Neues.«
»Mmm.« Ambel nickte.
In der Nacht weckten rauschende Schwingen Boris aus dem leichten Nickerchen, das er sich auf Wache gönnte. Er entdeckte den langen Hals und krokodilhaften Kopf eines Segels, das unter dem Mast herumsuchte und die Rhinowurmsteaks verschlang, die dort deponiert worden waren. Dann bot sich ihm der merkwürdige Anblick eines Segels, wie es ein halb zerkautes Steak fallen ließ und konzentriert aufs Meer hinausblickte.
»Wer ist das denn?«, knurrte das Segel.
Boris folgte dessen Blick und sah, dass der Zahnkarpfen unweit des Schiffes an die Oberfläche gekommen war und jetzt den Blick des Segels erwiderte. Das Segel klappte mit einem Schnapplaut das Maul zu und blieb völlig reglos. Fast schien es, als
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