Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
ein: Sie hatten mal als Kunstdiebe gearbeitet und waren beide an Gemälden interessiert.
»Ein Matrose, der den Planeten verließ, hat mir seine Gemäldesammlung geschenkt. Ich habe sie nie für realistisch gehalten, bis ich zur Skinner-Insel hinausfuhr und die Wirklichkeit sah.«
»Ah, dann hast du also … den Skinner leibhaftig gesehen?«, hakte Frisk nach.
Tay blickte sie an.
»Ja, ich habe gesehen, was aus Jay Hoop geworden ist.«
Frisk lächelte humorlos und ging tiefer ins Museum hinein. An jedem Ausstellungsstück blieb sie stehen und starrte es ungemütlich lange an. Zuzeiten lachte sie, und zuzeiten schüttelte sie verärgert den Kopf. Aber diese ganze Aufführung war genau das: eine Aufführung.
»Es ist eine eindrucksvolle Sammlung«, sagte Frisk schließlich, als sie vor dem Modell des eigenen früheren Selbstes stand. »Du hast so viel richtig hinbekommen, obwohl man ein paar Ungenauigkeiten erkennt.«
»Zum Beispiel?«, fragte Tay.
Frisk wedelte lässig mit der Hand. »Eon Talsca war derjenige, der immer eine alte Geschosswaffe mitgeführt hat. Duon hat eine Minigun mit Schnelllademechanismus benutzt, oder eine dieser klobigen, alten Impulspistolen. Sie stritten sich oft über die Effektivität der Waffen, die sie benutzten. Ich erinnere mich, dass sie mal einen Wettkampf ausgetragen haben, um zu bestimmen, wer mit seiner Lieblingswaffe genauer traf. Duon hat natürlich gewonnen. Er tötete fünfzehn der zwanzig ECS-Kontrollbeauftragten, die wir laufen gelassen hatten – auch wenn es anschließend zu einem Disput über die künstlerische Qualität der gezeigten Schussleistungen kam. Eon streckte seine fünf Kontrollbeauftragten mit sauberen Kopfschüssen nieder.«
Tay griff nach einem Gerät, das sie in einem Gürtelclip trug. Finger schlossen sich um ihr Handgelenk, und sie starrte in die flache Schnauze einer kleinen Betäubungspistole im Griff der Batianerin, von der sie inzwischen wusste, dass sie Svan hieß. Tay wusste, dass diese spezielle Waffe für sie selbst vorgesehen war, falls sie flüchtete. Offenkundig wollte Frisk sie lebendig – eine Zeit lang.
»Es ist nur ein Rekorder. Ich wollte sicherstellen, dass er auch läuft«, sagte Tay.
Svan warf einen Seitenblick auf Frisk.
Frisk nickte. »Soll sie aufnehmen. Sie ist Historikerin bis zum Schluss.«
Jetzt wusste Tay mit Sicherheit, dass sie diese Sache nicht überleben würde, es sei denn, sie war clever. Offensichtlich hatte Keechs Anwesenheit Frisk nach Spatterjay gelockt und die Neugier an genau diese Stelle. Der Selbstschutz würde es Frisk jedoch nicht erlauben, jemanden zu verschonen, der bezeugen konnte, dass sie noch lebte. Während Tay zusah, wie Svan zurücktrat und die Waffe senkte, fragte sie sich, ob diese Söldner das ahnten.
»Na ja, er hat Jay richtig hinbekommen, aber ich denke, seine Erinnerungen an die Skinner-Insel waren halt frischer als die an die Talsca-Zwillinge«, sagte sie.
Frisk starrte sie mit der Zuversicht eines Menschen an, der eine Lage völlig im Griff hatte, und wartete darauf, dass sich Tay näher erklärte. Tay wusste, dass die alte Piratin mit irgendeiner Überlebenstaktik rechnete. Tay gab jedoch Ahnungslosigkeit oder Gleichgültigkeit vor. Mit einer kreisförmigen Handbewegung umschloss sie alle Ausstellungsstücke.
»Der Künstler«, erklärte sie pflichtschuldigst. »Jedes Stück hier beruht auf seinen Skizzen und Gemälden. Natürlich könnte es auch mein Fehler sein, dass Duon die Geschosswaffe hält – man kann die Zwillinge leicht verwechseln.«
»Wer ist der Künstler?«, wollte Frisk wissen.
»Ein gewisser Sprage, einer der Alten Kapitäne«, antwortete Tay.
Frisk dachte einen Augenblick lang nach. »Der Name sagt mir nichts«, stellte sie fest, »obwohl ich das Gesicht vielleicht wiedererkennen würde.«
»Das ist nicht allzu einprägsam«, sagte Tay. »Sein Selbstporträt wird keinen Preis gewinnen.«
Frisk blickte sich im Museum um. »Wo sind sie?«, fragte sie.
»Was?«, lautete Tays Gegenfrage, und sie betrachtete absichtlich die Söldner, als suchte sie einen Weg an ihnen vorbei. Falls Frisk auf ihre tatsächliche Taktik aufmerksam wurde, dann war es das – alles vorbei.
»Wo sind diese Gemälde?«
Tay sah sie an, als wäre sie von ihrem Interesse überrascht, und verbannte rasch jeden Ausdruck aus ihrer Miene. »Ich habe sie nicht. Sprage besitzt sie immer noch«, antwortete sie rasch.
Frisk lächelte über ein so durchsichtiges Manöver, und Tay wagte zu
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