Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
einer Leiche in einen lebenden Menschen. Darüber hinaus hat er sich mit dem Spatterjay-Virus infiziert, das totes Gewebe frisst, genau wie in einem Lebewesen. Das Problem liegt darin, dass es sich an Keech schon zu schaffen gemacht hat, als er komplett aus totem Gewebe bestand. Außerdem müssen wir uns um ein paar hundert kybernetische Apparaturen kümmern.«
Keech erzeugte ein klickendes Gurgeln.
»Er versucht immer wieder zu reden«, sagte Erlin. Sie schien nicht weiterzuwissen.
Janer hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Falls sie damit nicht klarkam, dann er auf keinen Fall. Er sah Keech an und empfand Mitleid. Die einzige Möglichkeit war, so schien es Janer, den Reifi wieder in den Scooter zu packen und mit Höchstgeschwindigkeit zur Kuppel zu brausen. Wahrscheinlich war Keech bis dahin ohnehin tot, aber selbst so … Janer betrachtete Keechs Verstärker genauer. Das Ding wies einen Interface-Stecker auf.
»Bin gleich zurück!«, sagte Janer und stürmte aus der Kabine. In der Mannschaftskabine suchte er nach seinem Rucksack, bis er in der Hand hielt, was er gesucht hatte, und rannte zurück. Er schwenkte den kleinen Monitor und das optische Kabel und trat an Keech heran.
»Das müsste funktionieren«, sagte er. »Das da enthält einen Stimm-Synthesizer.«
»Es funktioniert«, bestätigte Keech, kaum dass Janer ihn mit dem tragbaren Computer verbunden hatte. »Erlin, machen Sie sich keine Gedanken um die kybernetischen Geräte. Ich nehme sie offline, sobald sie mit den Körperfunktionen in Widerstreit geraten.«
Erlin trat neben Janer. Sie wirkte inzwischen ruhiger, und bei dem Blick, den sie Janer zuwarf, stülpte sich etwas in seinem Bauch um.
»Okay«, sagte sie, »wir haben viel zu tun. Wir müssen eine Art Tank improvisieren. Die Naniten funktionieren nur in einem flüssigen Medium, und deshalb schaffen sie es auch nicht, das Hautgewebe aufzubauen. Das Virus muss durch Intertox gehemmt werden. Keech, verstehe ich das richtig, dass Sie die Schmerzen blockieren?«
»Das tue ich.«
»Okay, wir müssen also einen Tank herstellen.«
Erlin betrachtete einen Augenblick lang ihren Zauberkasten und wandte sich dann Janer zu.
Dieser sagte: »Im Achterladeraum liegt ein Monofaser-Großsegel verstaut. Goss hat mir erzählt, es wäre das Geschenk eines Außerplanetarischen, der hier Geschäfte machen wollte, indem er die lebendigen Segel ersetzte. Ron brachte es nicht über sich, den Mann darauf hinzuweisen, dass solche Ersatzsegel sowohl zusätzliches Tauwerk als auch zusätzliche Mannschaftsmitglieder erfordern würden. Anscheinend benutzen sie das Segel nur, um es nach einem Bohrkäferangriff um den Rumpf zu spannen. Ich weiß nicht, was Bohrkäfer sind, aber ich kann mir den Effekt vorstellen. Ich müsste in ungefähr einer Stunde etwas basteln können.«
»Dann tun Sie es«, sagte Erlin. Janer wandte sich zum Gehen und sichtete in Gedanken die gelagerten Materialien für die Reparatur des Schiffes, die er gesehen hatte. Er musste ein Gerüst bauen, stark genug, um das Gewicht von ein paar hundert Litern Wasser zu halten. Vielleicht eine Art Hängematte? Über die Stärke des Monofaserstoffes brauchte er sich keine Gedanken zu machen. Er hatte noch nie gehört, dass dieses Material riss, und er wusste, dass man kaum ein Loch hineinstanzen konnte, wenn man nicht gerade eine Impulspistole benutzte.
»Janer«, sagte Erlin.
Er drehte sich an der Tür um.
»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll …«, begann sie.
»Dann lassen Sie es«, sagte er und ging seines Weges.
Die vier Söldner fühlten sich eindeutig unwohl. Schnell war deutlich geworden, dass Frisk die Lage schon einige Zeit im Auge behalten hatte, ehe sie überhaupt eintrafen, und dass sie sie als groben Köder benutzt hatte.
»Die Warnmeldung -waren Sie das?«, wollte Tay wissen.
Frisk betrachtete weiter die hoch aufragende Skulptur des Skinners und antwortete nachdenklich: »O nein, das war tatsächlich der Hüter. Wir haben das Signal aufgefangen und sichergestellt, dass sich keine Sub-KI in der Gegend aufhält. Sag mir jetzt: Wie hast du die Einzelheiten für diese Arbeit bestimmt?«
Tay starrte auf die Plastik und fragte sich, wen Frisk nun meinte, wenn sie »wir« sagte. Darüber hinaus versuchte Tay verzweifelt, sich eine Geschichte auszudenken, die ihr einen Vorteil verschaffen würde – etwas, um dieser unmöglichen Situation eine Möglichkeit zur Flucht abzuringen. Da fiel ihr ein Aspekt der Geschichte von Frisk und Hoop
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