Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
hoffen.
»Wo bewahrst du sie auf?«, fragte Frisk nun. »Lüg mich nicht an! Du weißt, dass dein Leben davon abhängen könnte.«
Tay zögerte, ehe sie sagte: »Ich bewahre sie in einem Vakuum-Safe auf. Sie wurden auf Kelppapier angefertigt, und einige sind sehr alt. Ich wollte nicht riskieren, sie hier auszustellen.«
»Du hättest sie hier vakuumversiegeln können«, meinte Frisk.
»Ja, aber sie sind auch lichtempfindlich«, gab Tay zu bedenken, um dann rasch das Thema zu wechseln. »Was … habe ich hier sonst nicht richtig hinbekommen?«
Frisk ließ sich nicht ablenken. »Ich möchte diese Bilder sehen. Zeige sie mir.«
An der Angel, dachte Tay, obwohl sie sich nicht ganz wohl dabei fühlte, wie leicht es gewesen war.
Keiner der acht hatte sich je so dumm gezeigt, und diese batianischen Söldner waren es sicherlich nicht. Vielleicht verließen sie sich alle darauf, dass jeder Trick, den Tay womöglich probierte, angesichts ihrer geballten Möglichkeiten unwirksam bliebe. Tay blickte sich forschend um, als suchte sie erneut nach irgendeinem Ausweg. Endlich starrte sie Frisk direkt an.
»Ich gebe Ihnen die Bilder, falls Sie mich leben lassen«, sagte sie.
»Was bringt dich auf die Idee, dass ich dich umbringen möchte?«, fragte Frisk.
»Ich kenne Ihre Geschichte, wissen Sie noch?«
Frisk gab demonstrativ Langeweile vor.
»Bring mich sofort zu den Bildern, oder ich weise unsere Svan hier an, dir nacheinander jeden Finger abzuschneiden, bis du es tust«, sagte sie.
Tay starrte die Batianerin an, die auf einen kleinen Krummdolch an ihrer Seite tippte. Die Historikerin nickte scharf und ging zur Tür. Zwei Batianer fielen rechts und links von ihr ein, als sie ins smaragdene Sonnenlicht hinaustrat. Vielleicht glaubten sie, dass Tay womöglich auszureißen versuchte. Sie tat es nicht, stolperte vielmehr auf der nackten Erde, machte damit deutlich, wie die Angst sie schwächte; dann ging sie so langsam wie irgend möglich – um das Unausweichliche hinauszuzögern. Die Söldnerin Svan stieß ihr in den Rücken, und sie stolperte erneut. Als Tay sich aufrichtete und weiterging, spürte sie, wie ihr die Haut am Rücken kribbelte. Das war ihre einzige Chance, und sie musste es gleich richtig machen. Wenig später erreichten sie die zerstörte Haustür des Wohnturms, und Frisk trat als Erste ein, gefolgt von einem der Söldner. Svan stieß Tay erneut an, und diese ging ihnen nach. Bald waren alle im Wohnzimmer versammelt.
Frisk drehte sich um und sah Tay an. »Nun?«, fragte sie, absolut überzeugt, die Lage im Griff zu haben.
»Ich muss mich an den Hauscomputer wenden«, sagte Tay mit hohler Stimme.
Frisk nickte Svan zu, die neben die Historikerin trat und ihr die Mündung der Betäubungspistole an den Hinterkopf drückte.
Tay schluckte trocken, ehe sie sich zu Wort meldete. »Hauscomputer, öffne die getarnte Wand.«
Sofort glitt eine Wand zur Seite, die scheinbar zwei Fenster hatte. Die Fenster gingen aus, verrieten sich damit als Bildschirme. Dahinter trat eine ovale Tür zu Tage, an der keine Spur eines Schlosses zu erkennen war.
»Hauscomputer«, sagte Tay erneut und stockte dann, als der Druck der Betäubungspistole am Hinterkopf stärker wurde.
Frisk gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie weiterreden sollte.
»Hauscomputer, öffne den Verschluss des Atmosphäre-Safes«, schloss Tay.
Ein tiefes Klacken ertönte, dann schwang die ovale Tür auf, begleitet von leisem Klicken und Zischen. Als sie offen stand, glich sie fast einem Spundzapfen, so dick war sie. Dahinter gähnte ein kugelförmiger, glänzender Raum. Im Zentrum standen zwei lange, sargähnliche Behälter.
Tay deutete ganz vorsichtig auf einen davon.
»Darin sind sie. Wir können sie uns mal ansehen, wenn Sie möchten.«
Frisk war sofort argwöhnisch. »Du … Shib, nicht wahr? Geh hinein und hole diese Kiste heraus«, befahl sie und zeigte darauf.
Den Laserkarabiner in einer Hand, den Kolben an der Hüfte abgestützt, ging Shib vorsichtig in den Tresorraum. Er hockte sich hin, zog an einem Griff am Ende der Kiste und blickte fragend zurück.
»Sie ist mit einem Handflächenschloss am Boden gesichert«, erklärte Tay.
Frisk sagte zu Svan: »Führe sie hinein, damit sie es öffnet, und bring die Kiste heraus.«
Svan drückte Tay die Pistole erneut kräftig an den Hinterkopf, und die Historikerin trat vor, während Shib aus dem Safe kam und seitlich auswich. Tay duckte sich leicht, als sie über die Schwelle des Safes
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