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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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vielleicht ein Riesenknüller. Sollte der Klaus Meyer, den wir damals gesucht haben, doch schon gefunden sein, können wir ja morgen darüber sprechen.«
    Ich gab ihm eine Fantasietelefonnummer, und als er sich verabschieden wollte, holte ich zum letzten Schlag aus.
    »Trotzdem … ich meine …«Ich druckste absichtlich ein bisschen herum.
    »Was gibt es noch, Herr Meyer?«
    »Die Höflichkeit gebietet es mir, mich bei Herrn Zech zu bedanken.«
    »Klar, das verstehe ich.«
    »Können Sie wirklich nicht herausbekommen, wo er jetzt wohnt?«
    »Moment, ich frage noch mal den älteren Kollegen. Er hat eben telefoniert, aber jetzt ist er frei.«
    Ich wartete einen Moment.
    »Ratingen«, sagte er dann. »Herr Zech hat in Ratingen gewohnt. Jedenfalls damals. Wo er heute steckt, kann ich Ihnen nicht sagen. Bis morgen.«
    Ich legte auf und fasste den Computerbildschirm ins Visier. Langsam rollte ich die Liste abwärts. Es gab einen Roland Zech in Ratingen.
    Ich wählte, und es tutete ewig. Schließlich meldete sich ein Mann. Er klang, als hätte ich ihn gerade aus dem Bett geholt.
    »Sind Sie der Journalist Roland Zech?«, fragte ich.
    »Wer spricht da?«
    Ich zögerte einen Moment. Aber dann kam ich zu dem Schluss, dass ich Zech ohnehin reinen Wein einschenken musste.
    »Mein Name ist Rott«, sagte ich.
    »Und worum geht’s?«
    »Ich habe einen Artikel von Ihnen im Internet gefunden und habe ein paar Fragen dazu.«
    »Welchen Artikel?«
    Ich erklärte ihm, worum es ging.
    »Die alte Bestechungsgeschichte? Was wollen Sie denn wissen?«
    Ich kratzte mich am Kopf. Jetzt musste ich schon wieder etwas erfinden.
    »Ich habe den Eindruck, das Ganze hat etwas mit meiner Familie zu tun«, behauptete ich einfach. »Aber das würde jetzt am Telefon zu weit führen.«
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass Zech darauf ansprang und wie sein Kollege eine Story witterte. Aber es kam keine Rückfrage.
    »Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich mich noch an Details erinnere.«
    »Es wäre sehr freundlich, wenn ich Sie trotzdem persönlich treffen könnte.«
    Er gab einen schnaufenden Laut von sich. »Von mir aus. Besuchen Sie mich. Ich habe nicht viel zu tun, wissen Sie.« Eine gewisse Bitterkeit war nicht zu überhören. Wahrscheinlich versauerte der Mann tatsächlich im Ruhestand, wie Kaltenbroich angenommen hatte.
    Er gab mir seine Adresse, und ich sagte, dass ich am Spätnachmittag vorbeikommen würde. Meine Armbanduhr zeigte kurz nach halb drei.
    »Es kann auch Abend werden«, sagte Zech. »Ich habe Zeit.« Damit verabschiedeten wir uns.
    Ich gab Jutta das Handy zurück.
    »Das war ja ein Ritt über den Bodensee«, sagte sie. »Aber du kommst voran. Das ist doch was.«
    Ich nickte und atmete tief durch. Jetzt lag noch eine besonders schwierige Aufgabe vor mir. Ich sah Jutta an und suchte nach Worten. Lange.
    Endlich fand ich die richtige Formulierung, um meine Bitte vorzutragen. Ich kam mir vor wie ein Staatschef, der auf den roten Knopf drückt, um die geballte Macht von hundert Atomraketen auf die Welt loszulassen. War die Maschinerie einmal in Gang, konnte man sie nicht mehr aufhalten.
    Die wohlüberlegten Worte hatten meinen Mund verlassen, und ich sah Jutta aufmerksam an.

12. Kapitel
    »Geld?«, rief Jutta. »Du willst Geld?« Ihre Nase wurde spitz, und ihr Mund kräuselte sich.
    »Doch nur geliehen. Meine Bankkarte ist in meiner Wohnung. Was soll ich machen?«        
    Sie sah mich lange an.
    »Verschwinden wir erst mal von hier«, sagte sie.
    Ich kramte den Betrag hervor, den unsere Reise durch das Internet gekostet hatte, und legte ihn auf den Tresen.
    Draußen schlug uns das Getöse des Verkehrs entgegen. Wieder fauchte ein Bus und spuckte Passanten aus. Es wäre besser gewesen, wir hätten uns weiter in dem Internetladen unterhalten. Aber wenn Jutta es so wollte …
    »So viel, wie ich brauche, habe ich nicht dabei. Nun spring schon über deinen Schatten.«
    »Remi, du weißt, dass ich der Auffassung bin, dass jeder sein Geld selbst verdienen soll.«
    »Ich verdiene es ja. So gut ich kann.«
    »Das heißt, du hast die Summe, die ich dir geben soll, auf dem Konto?«
    Ich war nicht ganz sicher, aber es war mir auch egal.
    »Ich denke, du könntest mir den Gefallen ruhig tun.«
    Jutta sah zu Boden und schüttelte den Kopf.
    »Was ist nun?«, rief ich, aber sie schwieg.
    Es war wirklich unfassbar! Wenn es um Geld ging, konnte sie so was von stur sein. Dabei war sie zu ihrem Reichtum noch nicht mal durch eigene Arbeit

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