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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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seiner Zeit in der Mordkommission in einem anderen Dezernat gewesen war.
    Im KK 33.
    Dem Glücksspieldezernat.
    *
    »Fertig«, sagte Jutta hinter mir. »Alles erledigt.«
    Ich tauchte aus meinen Gedanken auf und sah sie an.
    »Was ist los?«, fragte sie. Ihr Blick war besorgt.
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    »Bist du sicher, dass ich dich allein losziehen lassen kann?«
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig.«
    In diesem Moment sah ich Jutta an, dass sie verstanden hatte. All die Spielchen, das Gerangel um das Geld, war nun Vergangenheit.
    Sie hielt mir ein Bündel Scheine hin.
    »Und hier ist der Autoschlüssel.«
    Ich nahm ihn und steckte ihn in die Hosentasche.
    »Ehrlich gesagt, wüsste ich schon gerne, was du vorhast.«
    »Zech besuchen. Mir das Nevada-King ansehen. Der Dorau ausweichen, so gut es geht.«
    »Wieso brauchst du dafür so viel Geld?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«

13. Kapitel
    Der Schalthebel ragte direkt neben dem Handschuhfach aus der Armatur in die Fahrerkabine. Und die Stange verlief waagerecht. Wenn man vom einen Gang in den anderen schalten wollte, musste man eine Bewegung machen, als würde man Holz sägen und gleichzeitig eine Schraube festziehen. Revolverschaltung nannte man das.
    Der kleine Rote brummte vor sich hin, und die Tonhöhe kletterte ein Stück nach oben, als ich hinter dem Kiesbergtunnel schaltete und Gas gab. Am Berg ging ihm doch recht schnell die Puste aus.
    Ich atmete den vom Rauch von Millionen starker Zigaretten geschwängerten Mief ein, der in den alten Sitzen hing. Gauloises, dachte ich. Oder Gitanes. Die legendären Marken, deren Genuss in meiner Jugend zu einem Zustand geführt hatte, den man heute als cool bezeichnete.
    Natürlich hatte der Wagen keine Klimaanlage. Wozu auch? Man konnte die Seitenfenster aufschieben - nicht etwa runterkurbeln wie bei anderen Fahrzeugen ohne elektrischen Fensterheber. Ein warmer Luftzug wie aus einem Föhn traf meinen linken Arm.
    Zum Glück lag mein nächstes Ziel fast auf dem Weg zu Zech. Ich musste vorher nur einen kleinen Schlenker über Hilden in Kauf nehmen.
    Ich hatte immer noch nicht gewagt, mein Handy einzuschalten - aus Angst, die Polizei könnte mich orten. Diese modernen Technologien wuchsen einem rasant über den Kopf. Und irgendwie war ich zu doof, sie für meine Zwecke auszunutzen. Es wäre doch cool, wenn ich selbst, Privatschnüffler Rott, überwachen konnte, wo sich jemand mit einer bestimmten Handynummer aufhielt.
    Andererseits … Ob mich das irgendwann mal vollkommen arbeitslos machen würde?
    Ich fuhr an der Abfahrt Erkrath ab. Erst ging es ein Stück durch den Wald, dann hielt ich mich Richtung Westring. Auf der rechten Seite lag ein Bauernhof. Ein Schild verhieß frische Milch. Von links hielten riesige Gebäudewürfel die Idylle im Blick. Wenn man dort oben wohnte, hatte man wahrscheinlich eine prächtige Aussicht auf die Autobahn. 
    Hinter dem Ortsschild Hilden säumte eine abzweigende Straße den Stadtrand. Ich bog ab und hielt zwischen parkenden Autos. Ich fragte mich, ob Rosa zu Hause war. Ob sie überhaupt noch lebte. Es war sicher besser, sich anzukündigen. Wenn heute fremde Leute in ihrem Haus wohnten und ich plötzlich vor der Tür erschien, war das zu gefährlich.
    Ich musste kurz das Handy einschalten.
    Das Display leuchtete auf und verlangte nach dem PIN. Ich tippte, und das Gerät fuhr hoch.
    Ich wusste Rosas Nummer nicht. Sie steckte in meinem Bürocomputer in der Adressdatei. Es blieb mir nur, die Auskunft anzurufen. Oder doch einfach hinfahren? War sowieso wahrscheinlich das Beste. Wenn ihr Name nicht an der Tür stand, ging ich wieder.
    Während ich noch dasaß und überlegte, begann das Telefon in meiner Hand zu vibrieren, und Abba legte mit »Waterloo« los.
    Ein Schwall von eiskaltem Wasser hätte keine erschreckendere Wirkung haben können.
    Ich sah auf das Display.
    Nummer unterdrückt.
    Ich hatte einen Fehler gemacht. Ich hatte mich von Jutta verabschiedet, ohne mit ihr zu vereinbaren, wann und wie wir in Verbindung blieben. Ich hatte einfach gesagt, dass ich mich irgendwann melden würde. Aber was war, wenn sie mich erreichen wollte? Wenn in der Zwischenzeit irgendetwas passierte, das sie mir unbedingt mitteilen musste?
    Abba plärrte weiter.
    Jutta hätte ihre Nummer nicht unterdrückt, dachte ich.
    Ich drückte den grünen Knopf und hielt mir das Handy ans Ohr. Notfalls würde ich sofort auflegen.
    »Hallo?«
    Stille in der Leitung.
    »Hallo? Wer ist denn da?«
    Ich

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