Neandermord
doch egal, woher ich es kann, oder? Und eins ist sicher: Ich komme mit.«
»Ich bleibe bei der Sache, und du hast recht. Ja, es ist egal. Aber eins ist noch sicherer: Ich gehe allein.«
»Aber warum? Remi, ich habe keine Lust, rumzusitzen und mir Sorgen zu machen.«
»Aus genau diesem Grund. Ich brauche jemanden in der Hinterhand. Und außerdem …«, ich tippte auf den Zettel, den ich aus Krügers Wohnung mitgebracht hatte, »ich brauche jemanden, der herausbekommt, was sich hinter diesen Wörtern verbirgt.«
Sie schob den Zettel von sich wie der Suppenkasper seinen Teller. »Das ist doch Quatsch! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das eine Spur ist. So ein paar zufällige Notizen! Die Spur führt in dieses Nevada oder wie das heißt. Und sonst nirgendwohin.«
Ich packte sie am Arm. »Jutta! Wir müssen allem nachgehen. Wir müssen alles nutzen, was wir haben. Aber keine Sorge, ich bereite mich auf den Besuch im Nevada vor. Ich fahre da nicht einfach so hin.«
»Und was willst du tun?«
»Mehrere Dinge. Das Erste können wir gleich hier nebenan erledigen. Komm mit. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
11. Kapitel
Wir verließen den Burgertempel durch den Ausgang Rommelspütt, und ich musste fast ins Rennen gekommen sein, denn ich hörte Juttas Stimme plötzlich hinter mir.
»He, Remi. Jetzt warte doch mal.«
Ich blieb stehen. Jutta holte auf.
»Wo willst du denn überhaupt hin?«
»Ein Stück die Gathe lang.«
»Und dann?«
»Infos sammeln.«
»Wieso denn gerade da?«
»Wirst du schon sehen.«
Am Karlsplatz hielt quietschend ein Bus an der Haltestelle. Die Drucklufttüren zischten, und ein Schwall von Fahrgästen kam heraus. Wir schwammen gegen den Strom. Ich sah mich in dem Trubel irritiert um. Hier musste es doch irgendwo gewesen sein …
»Also wo denn nun?«, rief Jutta.
Der Laden lag direkt neben der Apotheke, und auf den ersten Blick hätte man ihn für einen Kiosk halten können. Auf der Scheibe klebten bunte Poster mit langen Listen - die Schrift schreiend gelb, lila, blau oder grün unterlegt.
»Asia Tel.«, stand da und »Gobal Tel.« und »Voice of Arabia«.
Über der Tür begrüßte uns ein Schriftzug: »Weltweit günstig telefonieren.«
»Was wollen wir hier?«, zischte Jutta.
»Habe ich doch gesagt. Infos sammeln.«
»Willst du in Asien anrufen? Meinst du, in Peking hilft dir einer weiter?«
Ich trat durch die Glastür und stand sofort vor einem Tresen, an dem ein junger dunkelhäutiger Mann in einer Zeitschrift las. Hinter ihm reihten sich Batterien von Getränkeflaschen in einem Regal. Darüber, fast an der Decke, waren Uhren zu sehen. Sie zeigten die Zeiten von Marokko, der Türkei und Kamerun. Offensichtlich die Länder, aus denen hier die besten Kunden stammten. Menschen auf der Suche nach Kontakt in die Heimat.
Der junge Mann sah auf und lächelte, als er uns sah. Ich orderte einen Internetplatz, und wir verzogen uns in den hinteren Bereich des Ladens, wo ein Computer neben dem anderen stand - sauber und ordentlich mit dünnen Wänden voneinander getrennt.
»Das ist ein Internetcafé«, klärte ich Jutta auf.
»Das hätten wir auch bei mir zu Hause haben können.«
»Aber nur mit Polizeischutz. Hier vermutet uns keiner.«
Wir drängten uns zu zweit vor einen Rechner.
»Und was suchst du jetzt hier?«, fragte sie.
Ich reckte mich, um ein wenig Luft von dem Ventilator abzukriegen, der an der Decke gemütlich seine Kreise drehte.
»Du hast doch selbst gesagt, dass ich vorsichtig sein soll. Und da dachte ich, es wäre schlau, nachzusehen, ob irgendwas über diesen Spielclub Nevada in den Tiefen des Internets verborgen liegt. Die beste Vorsichtsmaßnahme ist immer noch, den Feind zu kennen.«
»Klingt überzeugend. Dann fang mal an mit dem Kennenlernen.«
Ich rief das Suchprogramm aller Suchprogramme auf und war erst mal so dämlich, nur das Wort »Nevada« einzugeben. Selbst als ich die Suche auf deutschsprachige Seiten begrenzte, waren es immer noch über anderthalb Millionen Treffer - angeführt von Reiseunternehmen.
»Nicht gerade professionell, was du da treibst«, mahnte Jutta. »Der Computer denkt, du wolltest nach Las Vegas fahren. Gib doch mal Nevada, Wuppertal und Spielcasino ein.«
Ich studierte den Zettel mit Mannis Wegbeschreibung. »So, wie ich das sehe, befindet sich der Club nicht auf Wuppertaler Stadtgebiet. Die B7 ist lang.«
»Man nennt sie nicht umsonst die Bergische Landstraße«, ließ mich Jutta wissen.
»Warst du schon mal da?«, fragte
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