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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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gekommen. Als ich nach dem Tod meiner Eltern zu ihr kam, jobbte Jutta in Kneipen und als Sekretärin, bis sie dann irgendwann ihren Mann kennenlernte - vermögend, beamtet und hochangesehen. Ein paar Monate nach der Hochzeit starb er, und Jutta war reich. So einfach war das. Und jetzt wollte sie mir noch nicht mal fünfhundert Euro leihen.
    »Fünfhundert Euro. Ich verstehe nicht, wofür du diese Riesensumme brauchst.«
    Riesensumme! Jutta hatte pro Monat mehr als das Zehnfache zur freien Verfügung.
    Sie schlug den Weg in die Innenstadt ein. Wahrscheinlich hatte sie dort irgendwo geparkt und ging jetzt zu ihrem Auto zurück.
    Ich sah mich verstohlen nach Bullen um. »Ich muss noch ein paar Vorbereitungen treffen. Wie gesagt, du kriegst das Geld ja zurück. Meine Geschäfte gehen ganz gut.«
    »Das wäre ja das erste Mal.«
    Wir hatten den Jubiläumsbrunnen erreicht, und ich blieb stehen. Mir war klar, dass es ziemlich ungünstig war, sich in meiner Situation in der Öffentlichkeit herumzustreiten, aber mir platzte einfach der Kragen.
    »Dann lass es eben!«, schrie ich. »Dann leih ich mir das Geld halt woanders.«
    »Jetzt mach hier nicht so einen Aufstand.«
    »Und wenn schon. Wenn du mir das Geld nicht gibst, kann ich sowieso einpacken.«
    »Komm schon.« Sie nahm mich am Arm und schleppte mich weiter.
    »Dein Auto musst du mir auch leihen«, sagte ich. »Meinen Golf hat die Polizei wahrscheinlich beschlagnahmt. Oder er steht noch im Neandertal, und sie passen genau auf, ob ich ihn hole.«
    »Glaubst du nicht, die Polizei hat meinen R4 auch im Visier?«
    »Immer noch besser als das Auto des Verdächtigen. Sag mal, wo gehen wir eigentlich hin?«
    Sie sah mich an. »Du willst doch Geld haben, oder nicht? Wir gehen zum Geldautomaten.«
    »Und wo ist der? Da hinten an der Gathe wäre eine Deutsche Bank gewesen.«
    »Weiß ich. Du hast deine Karte nicht dabei, und ich habe nur die von der Stadtsparkasse. Wir müssen zum Döppersberg. Der Automat ist gleich an der Schwebebahnstation.«
    Ich folgte ihr weiter durch das sommerliche Stadtgewühl, und in meinem Magen breitete sich ein unangenehmes Gefühl aus. Döppersberg. Ich hatte so eine Vorahnung. Döppersberg war im Moment keine gute Adresse für mich. Aber warum eigentlich?
    Als wir um die letzte Ecke bogen, kam mir die Erkenntnis. Ich erstarrte wie das Kaninchen vor der Schlange.
    »Was ist los?«, fragte Jutta.
    »Direkt neben der Bank ist ein Polizeirevier.«
    Jutta sah hinüber und betrachtete das Polizeischild neben der Bankfiliale.
    »Dann warte hier. Es dauert ja nicht lange.«
    »Ich gehe durch die Schwebebahnstation auf die andere Seite. Da treffen wir uns.«
    Jutta nickte und entschwand in Richtung Sparkasse. Ich begann zu schlendern. Gemütlich näherte ich mich der Haltestelle. Oben kam die Trasse der Schwebebahn aus dem Gebäude. Ich tat, als hätte ich so was noch nie gesehen, und hob den Blick. Nach ein paar Sekunden quetschte ich mich an dem Volk, das die Treppen besetzte, vorbei durch die Tür und durchquerte die Passage. Auf der anderen Seite erreichte ich ein Restaurant, in dem Falafel und Wasserpfeife angeboten wurden.
    Falafel-King, las ich.
    Nevada-King, Falafel-King.
    Für den King hielt sich wohl jeder.
    Dann war ich so eine Art Schnüffler-King. Eine nette Idee für ein Firmenlogo neben meiner Klingel…
    Mein Ziel war der breite Austritt mit Blick über die Wupper. Ich lehnte mich an das Geländer. Hoffentlich erkannte mich niemand. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn jemand eine Hand auf meine Schulter legen und eine Stimme sagen würde: »Sind Sie Remigius Rott? Kommen Sie bitte mit.«
    Solange du in die Wupper starrst, bist du sicher, redete ich mir ein. Und so betrachtete ich das Wasser, das breit, aber flach dahinfloss, und ließ meinen Blick eine Weile auf den grünlichen Pfeilern ruhen, die die Trasse trugen wie Beine einen Tausendfüßler.
    Die Pfeiler waren durchnummeriert, die Zahlen mit schwarzer Farbe gut sichtbar aufgemalt. Ich blickte gerade auf den Pfeiler 247. Oben in der Kaiserstraße, wo die Schwebebahn nicht mehr dem Fluss, sondern der Straße folgte, sodass man von der Bahn aus den Menschen in die Fenster schauen konnte, stand der Pfeiler 37 -und direkt daneben eine Kneipe, die nach ihm benannt war.
    Und in diesem Moment fiel mir ein, wo ich das Wort Glücksspiel heute gelesen hatte.
    In Krügers Wohnung. Ich hatte den Lebenslauf des Hauptkommissars in der Hand gehabt. Und dort stand geschrieben, dass Krüger vor

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