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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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anzukurbeln. Zum zweiten Mal streifte mich fast ein Radfahrer. Dieser hier zerrte einen kleinen Hund hinter sich her. Das arme Tier musste riesige Hüpfer machen, um mit seinem Herrchen mitzuhalten.
    Jetzt hing ich richtig drin. Jetzt musste ich rennen, rennen, rennen.
    Klar denken, Remi!
    Egal, was ich unternehmen würde - ich brauchte ein Fahrzeug. Jutta hatte den Schlüssel des Motorrads mitgenommen. Der R4 war sicher noch in Düsseldorf.
    So blieb mir nur eins: Ich musste meinen Wagen holen, der unten im Neandertal auf dem Parkplatz stand. Polizei hin oder her.
    Ich setzte mich in Bewegung. Dabei dachte ich nach.
    Der Rhythmus des Marschierens bewegte meine Gedanken. In meinem Kopf drehten sich Zahnräder. Und diese Zahnräder führten mir wie auf einer imaginären Bühne alle Motive, jede Information unserer chaotischen Ermittlungen noch einmal vor Augen.
    Als ich unten im Tal angekommen war, war ich alles noch mal durchgegangen. Und als ich verschwitzt und mit schmerzenden Beinen endlich den Parkplatz erreichte und meinen Wagen sah, hatte ich alle Mosaiksteine in jede erdenkliche Kombination gebracht.        
    Ich schloss den Golf auf. Hitze wie aus einem Drachenmaul schlug mir entgegen. Ich setzte mich hinein. Niemand behelligte mich.
    Das Gefühl der Vertrautheit beruhigte mich ein wenig. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss, ließ den Motor an und bugsierte den Wagen aus der Parklücke.
    Plötzlich wusste ich, welche Mosaiksteine noch fehlten.

25. Kapitel
    Juttas Handy schwieg während der ganzen Fahrt. Und der Unbekannte meldete sich immer noch nicht, als ich in Solingen an der Potsdamer Straße parkte.
    Der Pförtner des Altenheims guckte komisch, als er mich vorbeilaufen sah. Ein Blick auf die große runde Uhr im Foyer sagte mir, warum. Es war bereits halb acht - wohl nicht gerade die Zeit, in der die Heimbewohner viel Besuch erhielten.
    Raths Zimmer war auf der dritten Etage. Ich fuhr im Aufzug nach oben und versuchte, mich zu erinnern. Neben den Zimmern klebten angeschmutzte Namensschilder an der Wand. Ich ging einfach die Türen ab. Die Gestalten, die bei unserem letzten Besuch den Flur bevölkert hatten, waren verschwunden. Dafür tauchte plötzlich eine sehr resolut wirkende füllige Pflegerin auf und stellte sich mir in den Weg.
    »Guten Abend«, sagte sie. »Wo möchten Sie denn hin?«
    »Ich wollte gerne noch mal Onkel Friedrich besuchen«, sagte ich arglos.
    Sie runzelte die Stirn. »Onkel Friedrich?«
    »Na, Herrn Rath.«
    »Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Außerdem heißt Herr Rath mit Vornamen Friedolin.«
    Verdammt. Namen sollte man sich schon merken können als Detektiv.
    Lächeln, befahl ich mir. Einfach lächeln!
    »Wir haben ihn immer Friedrich genannt, wissen Sie … Und es tut mir leid, dass ich so selten komme. Das heißt, gestern war ich mit meiner anderen Tante da. Und ich wollte Onkel Friedrich … Friedolin noch was fragen.«
    Sie musterte mich misstrauisch. »Ich glaube, Sie haben Glück. Er schläft noch nicht. Ich war gerade noch mal bei ihm. Sie wissen ja, wo das Zimmer ist, nehme ich an?«
    »Na klar!«
    Ich folgte weiter dem Gang und spürte ihren Blick im Rücken.
    Baumann, Höhscheidt, Wiechert… Rath. Na endlich. Ich klopfte brav. Es folgte ein dumpfes »Herein«.
    Rath lag im Bett. Eine Nachttischlampe beleuchtete sein faltiges Gesicht und die Arme über der Decke.
    »Guten Abend, Herr Rath«, sagte ich leise. »Entschuldigen Sie die Störung.«
    Er wandte den kleinen Kopf, der mich an die Schrumpfköpfe irgendwelcher Indianer erinnerte, über die ich mal was im Fernsehen gesehen hatte. Wurden Köpfe im Alter kleiner? Furchtbare Vorstellung.
    »Mein Name ist Rott. Erinnern Sie sich noch?«
    »Ja, sicher«, knarrte Raths Stimme. Offenbar war er hellwach. »Sie sind der Journalist. Wo haben Sie denn Ihre Kollegin gelassen?«
    »Sie hat heute Abend leider was anderes vor.«
    »Haben Sie nicht mal versucht, sich an sie ranzumachen? Sie hätten bestimmt Chancen!«
    Rath wirkte kein bisschen gebrechlich. Eher wie ein Kind, das man gezwungen hatte, sich ins Bett zu legen, obwohl es aber überhaupt nicht müde war.
    »Mal sehen.«
    »Nichts mal sehen! Die Zeit vergeht, und ein anderer schnappt Ihnen das Mädchen weg. Wer weiß, wo sie sich heute Abend rumtreibt. Sehen Sie, da haben Sie’s schon. Sie arbeiten, und was macht sie? Nehmen Sie sich einen Stuhl. Wie weit sind Sie mit Ihrem Artikel?«
    Ich zog mir das einzige Sitzmöbel heran und ließ mich

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