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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Frau, Michelle Paley, würde auch für ihn lügen?«
    »Ja, aus Angst vor ihm«, antwortete Lynn ohne zu zögern.
    »Schlägt er sie?«
    »Direkte Anhaltspunkte dafür gibt es nicht, Sir. Keine offenkundigen Spuren. Aber er ist sehr jähzornig und explodiert bei der geringsten Kleinigkeit. Außerdem sind da die Verletzungen des kleinen Jungen.«
    »Ich dachte, das hätten wir geklärt?« Skelton sah jetzt Resnick an. »Der Junge ist doch untersucht worden?«
    »Dem Arzt zufolge«, sagte Resnick sich ein wenig von seinem Stuhl erhebend, »stimmt die Art der Verletzungen, Quetschungen und Schwellungen, mit den Angaben der Mutter überein. Verletzungen durch einen Unfall.«
    »Aber Ihrer Meinung nach könnte es auch anders gewesen sein?«
    Resnick hob die Schultern. »Möglich, ja.«
    »Die Familie wird im Auge behalten?«
    »Vom Sozialdienst, ja.«
    Skelton nickte ernst, die Fingerspitzen beider Hände festaneinandergedrückt; Resnick ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
    Lynn war stehen geblieben.
    »Ja?«, fragte Skelton.
    »Ich weiß nicht, ob das ausreicht, Sir. Die ganze Situation in der Familie – es ist wie auf einem Pulverfass.«
    »Wir haben gehört, dass der Sozialdienst eine Auge darauf hat   …«
    »Trotzdem, die sind dort so knapp an Personal   …«
    »Wir etwa nicht?« Skeltons Stimme verriet mehr als einen Anflug von Ärger.
    »Aber wenn James ernsthaft verdächtig ist   …«
    »Ist er das denn unserer Meinung nach? Ist er wirklich in diesem Fall ernsthaft verdächtig?«
    Lynn antwortete nicht. Ihr Blick flog hilfesuchend zu Resnick. Hinten im Raum bewegte Kevin Naylor unruhig die Füße, verlegen wegen Lynn.
    »Wollen Sie damit sagen, Sie halten es für möglich«, warf Malcolm Grafton ein, »dass James der Fahrer des Wagens war, in dem Nancy Phelan entführt wurde?«
    »Wir haben bis jetzt keine Gewissheit, dass es sich überhaupt so abgespielt hat«, bemerkte Resnick.
    »Aber im Moment ist es die aussichtsreichste Spur, Charlie.« Grafton lehnte sich zurück und führte, als er die Beine in anderer Richtung übereinanderschlug, von neuem seine Socken vor. »Das ist doch der Punkt, wo wir ansetzen müssen. Nicht bei diesem erbärmlichen Kerl, der Frau und Kinder prügelt und mit Stühlen auf Sekretärinnen schmeißt.«
    »Das heißt noch lange nicht   –«, begann Lynn hitzig.
    »Lynn   …« Resnick war aufgesprungen.
    »Sie wollen doch nicht behaupten, Sir«, sagte Lynn, mit beiden Händen die Stuhllehne vor sich umklammernd, »dass häusliche Gewalt   –«
    »Ich glaube, der Chief Inspector meint   –«
    »Danke, Charlie, aber ich brauche keinen Dolmetscher«, sagte Grafton.
    »Nur ein Paar anständige Socken«, murmelte Reg Cossall.
    »Es geht uns doch darum, Nancy Phelan zu finden, festzustellen, was ihr zugestoßen ist«, fuhr Grafton fort. »Alles andere lenkt nur ab.«
    Langsam setzte sich Lynn wieder.
    »Na, endlich«, sagte Divine zu niemandem im Besonderen. »Vielleicht können wir jetzt weitermachen.«
    Grafton gestattete sich ein kurzes triumphierendes Lächeln.
    »Trotzdem«, beharrte Resnick, »James ist ein polizeibekannter Gewalttäter, steht derzeit unter Bewährung und hat Nancy Phelan bereits einmal attackiert – so einen Mann werden wir bei unseren Ermittlungen doch nicht einfach außer Acht lassen.«
    Grafton starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen abfällig an.
    »Halten Sie ihn mit Ihren Leuten unter Beobachtung, Charlie«, griff Skelton, der wieder aufgestanden war, in diesem Moment ein. »Aber Priorität haben Nancy Phelans Männerbeziehungen. Das ist Ihre Aufgabe. Reg   …«
    »Na bitte, jetzt kommt’s«, flüsterte Cossall laut.
    »…   Sie übernehmen die Gäste im Hotel. Malcolm sorgt dafür, dass Ihnen ein paar extra Arme zur Verfügung gestellt werden.«
    »Alte, die er nicht mehr braucht?«
    »Wie bitte?«
    »Ach nichts, Sir. Schon gut.«
    Während Skelton fortfuhr, beugte sich Cossall zu Resnick hinüber und sagte hinter vorgehaltener Hand: »Kannst du dir den guten Malcolm vorstellen, wie er diversen Leichen die Arme abschneidet und sie in Plastiksäcken verwahrt, damit er sie uns gegebenenfalls zur Verfügung stellen kann?«An der Weihnachtsfeier hatten siebenundfünfzig Personen teilgenommen: Andrew Clarkes Assistentin hatte eine Liste mit den Namen und beinahe allen dazugehörigen Adressen geliefert. Nun musste ermittelt und, wenn möglich, mit Hilfe von Zeugen überprüft werden, um welche Zeit jeder Einzelne das Fest verlassen und

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