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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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haben geparkt?«
    »Ja.«
    »Um welche Zeit war das?«
    »Ungefähr   … ungefähr – es muss kurz vor zwölf gewesen sein.«
    »Und da haben Sie Nancy gesehen? Als Sie in Ihrem Wagen kurz vor Mitternacht am Weihnachtsabend auf dem Hotelvorplatz standen?«
    »Ja«, bestätigte Robin Hidden. Seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen.

20
    Als Erstes hatte Dana an diesem Morgen in ihrem Zimmer Ordnung gemacht, alle möglichen Sachen aussortiert, von denen sie nicht einmal mehr wusste, dass es sie gab. Als sie damit fertig war, hatte sie vier Müllsäcke mit Kleidungsstücken gefüllt, drei von ihnen würde sie entweder an Oxfam oder die Krebshilfe geben, die vierte – größtenteils Sachen, die zu abgetragen, zu verschmutzt oder einfachnicht mehr zu flicken waren – würde sie zum Müll hinausstellen.
    Als Nächstes taute sie den Tiefkühlschrank ab, putzte den Herd – nur die Platten, nicht das Rohr, so dringend war ihr Bedürfnis nach Ablenkung auch wieder nicht – und machte das Bad sauber. Sie lag auf den Knien und wischte mit einem Einmaltuch die Toilettenschüssel, als ihr eine Szene aus einem Film einfiel, den sie vor kurzem gesehen hatte: wie eine junge Frau – diese Schauspielerin aus ›Weiblich, ledig, jung sucht   …‹, nicht die, die sucht, sondern die andere – mit einem blauen T-Shirt , das irgendein Mann liegen gelassen hat, die Toilettenschüssel poliert.
    Sie selbst hätte Andrew Clarke am liebsten persönlich mit dem Kopf in die Kloschüssel getaucht und dann die Spülung betätigt.
    Aber stattdessen, dachte sie, als sie neu beschwingt aufsprang, konnte sie das Schwein ja wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz anzeigen. Mal sehen, was dann von seinem Büro in der Chefetage, seinem bescheidenen Landschlösschen und seinem schnittigen kleinen Sportwagen übrig bleiben würde.
    Sie drehte das Radio an, ein paar Minuten mit Suede und sie schaltete es wieder aus. Während sie in ihren Kassetten nach Rod Stewart kramte, blieb sie kurz bei Eric Clapton hängen, dann bei Dire Straits, bevor sie in einer Kassettenhülle, die mit »Elton John« betitelt war, endlich das fand, wonach sie suchte. Das war’s doch. Der gute alte Rod. ›Maggie May‹. ›Hot Legs‹. Den neuen Haarschnitt vergaß man am besten und erinnerte sich einfach an den Gammler. Interesselos blätterte sie in einem ›Vanity Fair‹. Eins wollte sie noch erledigen, die Schubladen ihres Toilettentischs aufräumen, dann würde sie losgehen und die Geschäfte unsicher machen und sich beim Ausverkauf irgendetwas gönnen, was sie eigentlich gar nicht brauchte.
    Ihre Beschwingtheit hielt an, bis sie im Durcheinander ihrer Ohrringe einen von Nancy entdeckte. Da traf es sie wie ein eiskalter Wind, der sie auf der Stelle erstarren ließ. Sie glaubte nicht, dass sie Nancy je wiedersehen würde.
     
    Kevin Naylor hatte den Anruf aus dem Krankenhaus entgegengenommen und einen Moment schweigend zugehört, ehe er Divine den Hörer hinhielt. »Für dich.«
    »Hier spricht Schwester Bruton, es handelt sich um Mr Raju.«
    Der arme Hund hat den Löffel abgegeben, dachte Divine. »Er befindet sich auf dem Weg der Besserung, und es geht ihm jetzt gut genug, um mit Ihnen zu sprechen.«
    »Tja«, sagte Divine, »das Dumme ist nur, dass hier gerade unglaublich was los ist, wegen dieser Frau, die verschwunden ist. Ich weiß echt nicht   …«
    »Er hätte sterben können«, sagte Lesley Bruton.
    »Bitte?«
    »Mr Raju. Er hätte sterben können nach dem, was diese jungen Kerle ihm angetan haben.«
    »Ich weiß, es tut mir ja auch leid, aber   …«
    »Aber es ist nicht so wichtig?«
    »Hören Sie mal, ich hätte gedacht, das würde Sie freuen. Es ist immerhin eine Frau, der das passiert ist und   –«
    »Und Mr Raju ist nur ein asiatischer Mann.«
    Verdammt noch mal, dachte Divine, immer die gleiche alte Leier.
    »Ich sage ihm, dass Sie zu beschäftigt sind, okay?«
    »Nein«, widersprach Divine.
    »Vielleicht können Sie jemand anderen schicken.«
    »Nein, ist schon in Ordnung.« Er sah auf seine Uhr. »Ich könnte in etwa vierzig Minuten da sein. Wär das was?«
    »Wenn er einen Rückfall hat«, sagte Lesley Bruton, »gebe ich Ihnen Bescheid.«
     
    Im Warehouse schlugen sich die Schnäppchenjäger um die bis um fünfzig Prozent herabgesetzten Angebote und bei Monsoon drängten sich gebildete Frauen über fünfunddreißig in den Outfits, die sie beim Ausverkauf im letzten Jahr hier ergattert hatten.
    Dana ging weiter bis nach Hockley

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