Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
näher und küsste sie unter der dunklen Linie ihres Haars in den Nacken.
    Sie drehte sich herum und ließ sich von ihm in den Arm nehmen. »O Gott«, sagte sie. »Das ist doch pervers. Ich liege hier mit dir im Bett und fühle mich unglaublich gut, während Nancy etwas Schreckliches passiert ist. Verstehst du, was ich meine?«
    Ihr Gesicht war tränenverschmiert.
    »Wir wissen nicht, was Nancy passiert ist«, entgegnete Resnick. »Jedenfalls nicht mit Sicherheit.«
    Aber tief drinnen wussten sie es beide.
     
    »Wie spät ist es?«, fragte Dana. In der Dunkelheit konnte sie erkennen, dass Resnick, der zwischen Bett und Zimmertür stand, sich angekleidet hatte.
    »Kurz nach zwei.«
    »Und du gehst?«
    »Ich muss.«
    Sie setzte sich im Bett auf. »Du wolltest gehen, ohne mir etwas zu sagen?«
    »Ich wollte dich nicht wecken.«
    Dana streckte einen Arm aus, und Resnick setzte sich zu ihr.
    Sie nahm seine Hand. »Du hast mir gar nicht gesagt, warum du mich sprechen wolltest.«
    »Ich weiß. Ich dachte, ich verschiebe es auf ein andermal.«
    »Aber worum ging es?« Sie hob seine Hand an ihr Gesicht und rieb ihre Wange daran.
    »Um Robin Hidden   …«
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich wollte dich nach ihm fragen.«
    Dana ließ seine Hand los und entfernte sich ein wenig von ihm. »Ihr verdächtigt doch nicht Robin?«
    Resnick antwortete nicht. Sie konnte sein Gesicht nur undeutlich erkennen; unmöglich, in seinen Augen zu lesen, zu erkennen, was er dachte.
    »Doch, ihr verdächtigt ihn.«
    »Du weißt, was sich zuletzt zwischen den beiden abgespielt hat?«
    »Nancy hat Schluss gemacht, ja. Aber das heißt noch lange nicht   …«
    »Er hat sie an dem Abend gesehen, Dana. Am Weihnachtsabend   …«
    »Ausgeschlossen.«
    »Doch, er ist zum Hotel gefahren und hat sie gesucht. Es war kurz vor Mitternacht.«
    »Und?«
    Resnick antwortete nicht gleich, er hatte schon mehr gesagt, als er wahrscheinlich hätte sagen sollen.
    »Und?«, fragte Dana noch einmal und berührte seine Hand.
    »Nichts. Er hat sie gesehen und ist wieder gefahren.«
    »Ohne mit ihr zu reden?«
    Resnick zuckte mit den Schultern. »Das behauptet er.«
    »Aber du glaubst ihm nicht?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du glaubst, dass es eine heftige Auseinandersetzung gegeben hat, Robin die Beherrschung verlor und   …« Dana hatte beim Sprechen die Hände gehoben und ließ sie jetzt wieder sinken.
    »Möglich ist es«, sagte Resnick.
    Dana sah ihn forschend an. »Aber du hast doch mit Robin gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und du glaubst immer noch, dass er so etwas tun könnte? Sie verletzen, ihr etwas antun?«
    »Wie gesagt, es ist möglich. Es ist   …«
    »Niemals würde er so etwas tun. Er könnte gar nicht. Er ist einfach nicht der Typ. Und wenn du ihn mit Nancy zusammen erlebt hättest, wüsstest du das auch. Ganz gleich, was sie von ihm hielt, er hat sie geliebt.«
    Eben, dachte Resnick. »Manchmal«, sagte er, »reicht das schon.«
    »Mein Gott.« Dana packte die Daunendecke und rutschte von ihm weg. »Kein Wunder, dass du bei dem, womit du tagtäglich zu tun hast, zynisch geworden bist.« Barfuß nahm sie einen Bademantel, der an der offenen Schranktür hing, und zog ihn über.
    »Zynisch ist das?«, fragte Resnick. »Wenn man einen Menschen so sehr liebt, dass man sich völlig verliert?«
    »Und dem anderen etwas antun will? Das ist nicht zynisch, das ist krank.«
    »Aber es kommt vor«, sagte Resnick. »Immer wieder. Und ich muss mich damit auseinandersetzen.« Er sprach zur offenen Tür.
     
    Dana nahm einen Beutel Kräutertee aus der Packung und hängte ihn über den Rand eines frisch gespülten Bechers. Als sie auf die Dose mit Teebeuteln deutete, schüttelte Resnick den Kopf. »Ich mache mir zu Hause einen.«
    »Wie du willst.« Dana setzte sich an den Tisch und spielte mit einem Löffel, ohne Resnick anzusehen.
    Er fühlte sich immer unbehaglicher, er wünschte sich weit weg und brachte es doch nicht fertig zu gehen. »Ich wollte dir nicht die Stimmung verderben«, sagte er.
    »Die war mir schon verdorben. Ich hab’s nur für eine Weile vergessen.«
    Das Wasser im Kessel begann geräuschvoll zu brodeln. Sie sah ihn noch immer nicht an, und noch immer stand er unsicher an der Tür. »Die Beziehung zwischen Nancy und Robin, das war doch eine sexuelle Geschichte?«
    Dana lachte kurz auf. »Du meinst, ob ich das übliche Ächzen und Stöhnen durch die Wand gehört habe? Wieso denn nicht? Sie ist eine attraktive Frau, und Robin hat zumindest einen tollen

Weitere Kostenlose Bücher