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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nicht imstande, etwas zur Aufklärung der Situation beizutragen. James Guillery wurde am Flughafen Luton mit gebrochenem Bein aus der Maschine getragen, nicht Opfer des Sports, sondern eines Sesselliftunfalls. Eric Capaldi war mit seinem Sportwagen bis nach Kopenhagen und wieder zurück gerast. Er hatte für ein Radiofeature, das man ihm in Aussicht gestellt hatte, einen zweiundfünfzigjährigen Schlagzeuger interviewen wollen, der als Kultstar Ende der Sechzigerjahre flüchtigen Ruhm genossen hatte und jetzt minimalistische religiöse Musik für irgendeinen obskuren Rundfunksender komponierte. Nach dem Interview und einer Flasche Kognak war Eric zu seiner nachhaltigen Überraschung erst in den Armen und dann im Bett des Schlagzeugers gelandet.
    Robin Hidden hielt an seiner Aussage fest, dass er am Weihnachtsabend weitergefahren sei, ohne Nancy Phelan gesprochen zu haben, und ließ schließlich durch seinen Anwalt erklären, dass er zu diesem speziellen Thema nichts mehr zu sagen habe.
    Wie David Welch es ausnahmsweise einmal lächelnd formuliert hatte, als er Graham Millington das Schreiben übergab: »Beweise liefern oder Klappe halten, Sie verstehen, was ich meine?«
    Unverschämter Affe, dachte Millington. Was bildet der sich ein? Aber er und Resnick wussten nur zu gut, dass Welch recht hatte. Wenn sie Hidden beim gegenwärtigen Stand der Dinge in Haft nahmen, würde er innerhalb von vierundzwanzig Stunden, höchstens sechsunddreißig, wieder auf freiem Fuß sein, und was wäre damit gewonnen?
    Wie kaum anders zu erwarten, bekam Harry Phelan Wind von der Geschichte. Ein neuer Freund, mit dem er eines späten Abends in seinem Hotel in der Mansfield Road zusammensaß, erklärte ihm, wenn es einen Ort gebe, wo der Polizeiberichterstatter der ›Post‹ mit Sicherheit zu finden sei, dann mittags im ›Blue Bell‹, wo er gern bei einem Glas Bier mit Kollegen fachsimpelte. Am nächsten Tag marschierte Harry hin, schmiss eine Runde und wusste, als er sie bezahlte, fast alles über den jungen Mann, den die Polizei befragt hatte.
    »Wo ist das Schwein?«, brüllte Harry Phelan später Skelton an, der ihm bei der Rückkehr von einer seiner Joggingrunden um die Dienststelle in die Arme lief. »Warum haben Sie ihn nicht festgenommen, verdammt noch mal? Wenn ich den Kerl erwische   …«
    Skelton beruhigte ihn und bat ihn in sein Büro, wo er versuchte, den Sachverhalt zu erklären. »Ich versichere Ihnen, Mr Phelan   –«
    »Hören Sie auf, mich mit solchen Phrasen zu beleidigen«, fuhr Harry Phelan ihn an. »Sie wollen mir was versichern! Was denn? Sie rennen in Ihren schnieken Joggingklamotten durch die Gegend anstatt mein Kind zu suchen. Sie   – Sie können mir einen Scheißdreck versichern.«
    Inzwischen hatten Reg Cossall und sein Team einhundertneununddreißig Männer und dreiundvierzig Frauen befragt, von denen siebenunddreißig sich deutlich erinnerten, Nancy am Weihnachtsabend gesehen zu haben. Fünf der Frauen hatten mit ihr gesprochen, acht insgesamt wusstennoch genau, wie sie gekleidet gewesen war. Von den Männern hatten sieben mit ihr gesprochen, fünf mit ihr getanzt, zwei ihr angeboten, sie nach Hause zu fahren. Sie hatte beiden einen Korb gegeben. Und beide waren in anderer Begleitung nach Hause gefahren.
    Es war mühsame und gründliche Arbeit, und sie schien zu nichts zu führen. »Genauso gut könnte man versuchen aus Scheiße Gold zu machen«, sagte Cossall genervt.
     
    Als Resnick, der nach seiner Nacht mit Dana Matthieson den ganzen Weg nach Hause quer durch die Stadt zu Fuß gegangen war, am Friedhof entlang zur Baumschule, dann in Richtung zum alten Victoria-Bahnhof und an der muslimischen Moschee vorbei die Woodborough Street hinauf, endlich seine Haustür aufsperrte, war er überzeugt, dass das Ganze ein Fehler gewesen war. Eine wohltuende, ja, aufregende Abwechslung, aber eindeutig ein Fehler. Von beiden Seiten.
    Ganz natürlich, sagte er sich, dass Dana in ihrer Angst um die Freundin völlig durcheinander war und Trost und Ablenkung suchte. Und was ihn selbst betraf – lieber Gott, Charlie, dachte er, während er durch die leeren Straßen ging, wie lange ist es her, seit du mit einer Frau im Bett warst?
    War das also alles gewesen? Nicht mehr als eine Bettgeschichte?
    Ihm war plötzlich kalt geworden und er hatte fröstelnd seinen Mantelkragen hochgeklappt.
    Und natürlich hatte er nicht getan, was er gesagt hatte; er hatte nicht angerufen. In den ersten Tagen hob er, immer wenn im Büro

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