Nebel über dem Fluss
Hausflur herumstand, und ging schon nach wenigen Minuten wieder in die Wohnung. Während sie wartete, versuchte sie, nicht ständig auf die Uhr zu schauen. Sie hatte die Weinflasche und ihr Glas sowieso schon mehrmals angefasst, außerdem würde die Polizei sich dafür bestimmt nicht interessieren. Als sie sich einschenkte, lechzte sie zum erstenmal seit Jahren nach einer Zigarette. Mit zitternder Hand führte sie das Glas zum Mund, Wein schwappte über, ergoss sich über Hand und Unterarm und durchnässte den Ärmel der apfelgrünen Bluse.
»Du lieber Gott«, murmelte sie, »jetzt zittere ich schon wie eine alte Säuferin.«
Und das, dachte sie, obwohl ich noch lange keine Vierzig bin. Sie hielt sich am Sofa fest und setzte sich vorsichtig. Nancy war ebenso weit von den Dreißig entfernt. Dana seufzte. Erst hatte sie versucht, zu begreifen, was ihr Fund in Nancys Zimmer zu bedeuten hatte, dann hatte sie es lieber gelassen. Sie stellte das Weinglas ab und schaute auf die Uhr.Als Resnick ankam, waren bereits zwei Polizeifahrzeuge da, die seinem Taxi die Zufahrt auf dem Newcastle Drive versperrten. In unmissverständlichen Worten befahl er ihnen, sich andere Parkplätze zu suchen, und wies den Fahrer des Wagens mit den noch immer blinkenden Lichtern an, diese auszuschalten. Millington war einige Minuten vor ihm eingetroffen und stand im Gespräch mit dem leitenden Beamten der Spurensicherung vor dem Haus. Mit einem kurzen Gruß eilte Resnick an ihnen vorbei.
Dana stand mit hängenden Armen in der Mitte des Wohnzimmers. Sobald Resnick zu ihr trat, fiel sie ihm entgegen, und er fing sie auf wie bei seinem letzten Besuch, nur dass diesmal alles anders war. Im Zimmer waren drei Beamte mit Kameras und anderen Geräten, und Resnick konnte nicht mehr tun, als sie halten, während sie weinte. Zwei der Männer zwinkerten einander zu, bevor sie diskret wegsahen und sich auf ihre Arbeit konzentrierten. Die wieder aufgetauchten Kleidungsstücke würden an Ort und Stelle fotografiert, dann gekennzeichnet und in Plastikbeuteln verwahrt zur genauen Untersuchung gegeben werden. Danach würde in der ganzen Wohnung akribisch nach Fingerabdrücken, Textilfasern, jeder Kleinigkeit gefahndet werden, die nicht hierher gehörte. Erstes Ziel waren Nancys Zimmer und die Wohnungstür. Die Leute mochten noch so vorsichtig sein, sie hinterließen im Allgemeinen Spuren. Das Problem würde nur sein, die Spuren richtig zu werten.
»Soll ich Lynn anrufen?«, fragte Millington, der neben Resnick getreten war und sah, wie hartnäckig sich Dana an ihn klammerte.
»Nicht nötig«, antwortete Resnick. »Vorläufig nicht. Sie hat genug um die Ohren.«
Er redete leise auf Dana ein, den Mund dicht an ihrem Haar, und als sie den Kopf hob, um ihn anzusehen, führte er sie in die Küche und half ihr, sich auf einen Stuhl zu setzen.
»Kann ich dich eine Minute allein lassen? Ich sollte mich hier einmal umsehen.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln und nickte.
»Ich bin gleich wieder da«, versprach Resnick.
Er fand Millington an der offenen Tür zu Nancy Phelans Zimmer. Das silberne Top, das noch immer an der Schranktür hing, flammte im Blitz einer Kamera auf und blendete Resnick einen Moment.
»Und wie war es? Haben Sie sich gut amüsiert?«
Lange Beine, ein silbernes Paillettentäschchen, ein Lächeln.
»Nochmals fröhliche Weihnachten. Und ein gutes neues Jahr.«
Rock, Top, Stiefel, Strumpfhose. Resnick spürte, wie es eisig an ihm heraufkroch. »Irgendwo eine Handtasche?«, fragte er.
»Wie soll sie aussehen?«
»Ungefähr so groß.« Mit den Händen zeigte er die Größe an, etwa die eines Taschenbuchs. »Elegant. Mit silbernen Pailletten auf beiden Seiten.«
»Also eine Abendtasche.«
»Wenn man das so nennt, ja.«
»Passend zum Oberteil.«
»Kann man sagen, ja.«
Der Mann von der Spurensicherung schüttelte den Kopf. »Bisher nichts.«
Resnick fragte Dana, ob sie Nancys Tasche gesehen habe, und sie verneinte. Nun, die Wohnung würde ohnehin von oben bis unten durchsucht werden müssen, wenn die Tasche da war, würde sie gefunden werden.
»Ich geh mich umziehen«, sagte Dana. Sie wies auf den geschlitzten Rock und die glänzende grüne Bluse. »Ich komme mir blöd vor.«
»Du siehst doch gut aus.«
»Ich ziehe mich trotzdem um.«
In Blue Jeans, einem losen weißen Pulli und blauen Leinenschuhen kam sie wieder aus dem Schlafzimmer. Das Haar hatte sie mit einem gemusterten Tuch zurückgebunden.
»Nancy kann das doch nicht
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