Nebel ueber Oxford
dass ich für kommenden Samstag eine Einladung nach Havant habe. Die Party hatte ich komplett vergessen. Tut mir wirklich leid, aber jetzt habe ich Tim versprochen, in seiner Mannschaft mitzumachen, und kann ihn nicht hängen lassen. Ich fahre frühmorgens los und komme erst spät in der Nacht wieder.« Jon holte Atem und sah Kate mit einem unsicheren Blick an.
»Verstehe.« Nicht, dass es ihr etwas ausmachte, allein zu dieser Party zu gehen. Sie ärgerte sich lediglich darüber, dass Jon sich nicht die Mühe machte, in den gemeinsamen Kalender zu schauen, ehe er eine Verabredung traf.
»Ich werde Sams Fete sausen lassen müssen. Aber du gehst doch hin, oder? Außerdem ist Sam junior eher dein Freund als meiner. Bestimmt findet er mich sowieso zu alt und zu langweilig.« Er legte eine kurze Pause ein, um Kate Möglichkeit zum Widerspruch zu geben.
»Es ist genau das Fest für die mittelalten und langweiligen Leute, zu dem wir eingeladen sind. Emma sagt, dass Sam abends mit seinen Freunden weiterfeiert.«
»Hat sie eigentlich endlich damit aufgehört, die Sorgen der ganzen Welt auf sich zu nehmen?«
»Nicht, dass ich wüsste«, entgegnete Kate. »Das ist übrigens einer der Züge, die ich ausgesprochen an ihr schätze.«
»Du wirst dich sicher auch ohne mich gut amüsieren«, sagte Jon aufmunternd. »Bestimmt sind viele alte Bekannte von dir da, die ich kaum oder gar nicht kenne.« Er wandte sich dem Hackbrett zu.
Jon hatte mit der Feststellung, dass die Dolbys eher Kates als seine Freunde waren, sicherlich recht; dennoch wurde es Zeit, sie zu gemeinsamen Freunden zu machen.
Sie hätte sich gefreut, wenn Jon mitgegangen wäre. Es machte nun mal viel mehr Spaß, wenn man sich nach der Party noch einmal über alles austauschen konnte. Andererseits wäre es unkomplizierter, Kerri und die anderen Kollegen von Sam näher kennenzulernen, wenn sie nicht ständig mit Jon im Schlepptau herumliefe.
»Ich decke den Tisch«, erklärte sie. »Wo willst du essen?«
»Ich denke, am Küchentisch.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Weißt du, was du hier machen solltest?«
»Was?«
»Du solltest die Wände einreißen lassen und das ganze Erdgeschoss in einen kombinierten Koch-, Ess- und Wohnraum umgestalten. So etwas ist im Augenblick total angesagt.«
»Ich werde darüber nachdenken«, antwortete Kate. Bedeutete der Vorschlag, dass Jon sich mit der Idee anfreundete, in Oxford zu bleiben und vorläufig nicht aufs Land ziehen zu wollen? Wenn es tatsächlich so war, wäre ein Umbau tatsächlich keine schlechte Idee.
Am Freitagnachmittag vor Sams Party rief Kates Mutter an.
»Hast du heute schon Zeitung gelesen?«, fragte Roz.
»Du weißt doch, dass ich nur selten in unser Lokalblättchen schaue.«
»Avril und ich lesen es jeden Tag. Schließlich müssen wir auf dem Laufenden sein, was in Oxford geschieht.« Avril und Roz führten ein kleines Maklerbüro; für sie waren lokale Informationen tatsächlich wichtig.
»Gibt es Neuigkeiten über das Auto in der Kiesgrube?«
»Leider ja.« Roz klang betrübt.
»Sind es schlechte Neuigkeiten?«
»Die Leichen wurden als Marcus und Ayesha Freeman und ihr Sohn Jefferson identifiziert. Sie wurden erschossen. Jeder von ihnen hatte zwei Kugeln im Kopf.«
»Wie schrecklich! Weiß man schon, wer dahintersteckt?«
»Falls es bekannt ist, hält man die Information noch zurück. Mir ist übrigens durchaus klar, dass Marcus und Ayesha keine weiße Weste hatten. Sie haben hilflose alte Damen um ihr Vermögen und in einigen Fällen sogar um ihr Leben gebracht, was einfach nur verabscheuungswürdig ist. Sie haben sogar versucht, mir das Gleiche anzutun. Trotzdem kann ich nicht vergessen, wie sie während meiner Krankheit für mich gesorgt haben, und ich denke sogar, dass ihr Mitleid zunächst echt war. Außerdem musst du zugeben, dass sie ausgesprochen unterhaltsam waren.«
»Ich habe Jefferson nur ein einziges Mal getroffen und konnte ihn auf Anhieb nicht leiden.«
»Wirklich? Ich nehme an, dass Marcus und Ayesha im Laufe ihres abwechslungsreichen Lebens eine Menge wenig netter Leute kennengelernt haben. Vielleicht haben sie eines ihrer Betrugsopfer unterschätzt und mussten den Preis dafür zahlen.«
»Ich bezweifele, dass man noch viele Spuren sicherstellen kann, nachdem …«
»Nachdem sie mehrere Monate im Wasser gelegen haben? Eher nicht.«
»Glaubst du, dass die Angelegenheit damit endlich abgeschlossen ist?«
»Ich fände es schon beruhigend, wenn ihr Mörder gefasst
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