Nebel ueber Oxford
sagt, sie fühlen sich wie im Belagerungszustand. Sie scheinen die gegenseitige Unterstützung zu brauchen. Gemeinsam sind sie stark. Sie haben sozusagen die Zugbrücke hochgezogen und stehen mit einem Kessel kochendem Öl auf den Zinnen ihrer Burg.«
»So schlimm ist es?«
»Schlimmer! Nicht nur, dass sie von Tierversuchsgegnern angegriffen werden. Ihre Geldgeber wollen ihnen die Mittel streichen, wenn sie nicht bald nachweisbare und profitable Resultate erbringen.«
»Woher weißt du das alles?«
»Akademikerklatsch, Kate. Nach den Vorlesungen treffen wir uns abends auf ein Glas Weißwein im Pub und reden über Gott und die Welt.«
»Ich wusste gar nicht, dass ihr Brookes-Leute mit den kleinkarierten Typen aus dem Tal überhaupt Kontakt pflegt.«
»Und wie! Deshalb bin ich übrigens auch der Ansicht, dass sich Sams Kollegen zumindest für diesen Nachmittag besser fühlen würden, wenn sie nicht ständig zusammenglucken, sondern sich mit dem hervorragenden Champagner Mut antrinken und Kontakte zu meinen prachtvollen Tanten anknüpfen würden.«
»Ich gehe gleich zu ihnen hinüber und stelle deinen Vorschlag zur Debatte.«
»Aber zuerst musst du etwas essen. Ich sehe mal zu, was ich auftreiben kann.«
Auf George konnte man sich verlassen. Er ruhte nicht, bis Kate einen Teller voller kulinarischer Köstlichkeiten in der Hand hielt; erst dann entschuldigte er sich und widmete sich wieder seinen Tanten und Cousins.
»Versprich mir, dass du nicht gehst, ehe wir nicht noch ein wenig miteinander gesprochen haben, in Ordnung?«
Als George sich abwandte, fing Kate Emmas fragenden Blick auf. Sie begriff, dass die Freundin sich Gedanken machte und vermutlich einen völlig falschen Eindruck bekam. Dabei hätte Emma sich nicht die geringsten Sorgen machen müssen. Kate und George waren nur noch gute Freunde und würden nie mehr etwas anderes sein.
Kapitel 15
Nach Emmas ausgezeichnetem Kartoffelsalat, einem ebenso guten Blattsalat und einem Stück selbst gebackener Quiche fühlte sich Kate bestens gestärkt. Jetzt konnte sie sich dem Grüppchen düster dreinblickender Wissenschaftler widmen, die sich im Schatten einer Konifere herumdrückten und aussahen, als könnten sie keinen Sonnenstrahl vertragen.
»Hallo Sam!«, rief sie und ging über die Wiese. »Herzlichen Glückwunsch.« Als er sich umdrehte, um sie zu begrüßen, stellte sie fest, dass ihr jemand folgte und dicht bei ihr blieb. Es war der jüngere der beiden Männer, deren Unterhaltung Kate einige Minuten zuvor belauscht hatte. Sie wandte den Kopf, um ihn näher zu betrachten. Nicht schlecht! Die Jeans und das T-Shirt unter dem Jackett kleideten ihn gut; er hatte nicht einmal den Ansatz eines Bierbauches. Sie musste sich daran erinnern, dass sie in einer glücklichen Beziehung mit Jon lebte und keinesfalls auf der Suche nach einem neuen Kandidaten war.
»Dies ist meine liebe Freundin Kate«, stellte Sam sie seinen Freunden vor.
»Hallo Kate. Ich bin Lucy.« Eine Frau, die nur wenig jünger war als Kate selbst, lächelte ihr zu. Sie hatte rotblondes Haar und eine sehr helle Haut, trug aber dennoch ein grellrotes, mit schwarzen Blumen bedrucktes Kleid, das sie noch farbloser erscheinen ließ. »Ich nehme an, Sie wissen, dass wir alle im gleichen Labor arbeiten wie Sam.«
Kate nickte.
»Wir bemühen uns redlich, nicht ausschließlich über unsere Arbeit zu sprechen, aber für die jüngeren Streber hier kann ich die Hand nicht ins Feuer legen.«
»Selbst Streberin!«, schalt Sam sie milde.
»Ich heiße Candra.« Die Frau, die sich als Nächste vorstellte, klang missbilligend. Von ihr erhielt Kate kein freundliches Lächeln, sondern einen berechnenden Blick, der den hinter Kate stehenden Mann einbezog. Candra trug eine Seidentunika in hellgrün und hellblau und weite Hosen. Möglicherweise lag es an ihrer Eleganz und dem sorgfältig aufgetragenen Make-up, dass sie älter wirkte, als sie eigentlich war.
»Candy erledigt alles, was mit Zahlen zu tun hat«, sagte der Mann hinter Kate.
»Er meint damit, dass ich die Statistikerin bin«, entgegnete Candra steif. Kate spürte, dass die Frau es hasste, Candy genannt zu werden, und dass sie großen Wert auf die richtige Berufsbezeichnung legte – aber wer sollte ihr das übel nehmen?
»Mein Name ist Blake«, stellte sich der Mann vor, der Kate gefolgt war. Und während sie noch überlegte, ob es sich um seinen Vor- oder Nachnamen handelte, fuhr er fort: »Blake Parker.«
»Unser brillanter Chef«,
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