Nebel ueber Oxford
steckten die Köpfe zusammen, ihre Augen jedoch ruhten auf Kerri, und ihre Mundwinkel waren missbilligend nach unten gezogen. George nickte zustimmend.
»Entschuldigung«, sagte Kate und wandte sich wieder Greg zu.
»Ich meinte nur, dass eine freie Schriftstellerin vermutlich ein aufregendes Leben führt.«
»Manchmal sogar ein gefährliches«, entgegnete sie und dachte an zurückliegende Erlebnisse, die weniger mit ihrem Beruf als vielmehr mit ihrer unersättlichen Neugier auf Menschen zu tun hatten.
»Ihr Glas ist fast leer«, sagte Blake. »Gestatten Sie, dass ich Nachschub hole?« Ein paar der jüngeren Dolbys machten sich nützlich, indem sie mit dem Champagner von Gast zu Gast gingen. Blake machte sich auf die Suche nach einem dieser Kinder.
»Was schreiben Sie denn so?«, wollte Greg wissen.
»Romane«, antwortete Kate
»Romane? Das überlässt unsere Abteilung am liebsten Candra«, sagte Lucy schlagfertig. »Und natürlich Greg.«
»Glauben Sie ihr kein Wort, Kate«, fiel ihr Greg ins Wort.
»Ich sage doch nur, dass du gut schreiben kannst.« Lucy grinste. »Wenn die Abteilung tatsächlich geschlossen wird und wir alle arbeitslos werden, kannst du dir als Science-Fiction-Autor eine goldene Nase verdienen.«
»Hör auf damit«, sagte Candra verärgert. »Solche Dinge gehören nicht in die Öffentlichkeit. Die Leute können nicht verstehen, dass du das alles nur scherzhaft meinst.«
Kate hatte keine Ahnung, worüber sie redeten, beobachtete jedoch, dass Kerri und Conor über Gregs und Candras Unbehagen lächeln mussten. »Schon recht, Kate«, meinte Lucy. »Beachte sie gar nicht. Sie nehmen sich nur gegenseitig auf den Arm.«
In einer Gesprächspause nahm Kate die Gelegenheit war und schob sich neben Sam und Kerri. »Hallo Kerri«, sagte sie und schluckte den letzten Bissen Quiche hinunter, »wie gefällt Ihnen die Party?« Das war zwar eine ziemlich lahme Einleitung, aber sie wollte das Mädchen nicht gleich verschrecken.
»Cool«, antwortete Kerri. Die Dolby-Tante unmittelbar hinter ihr schüttelte den Kopf. Natürlich war es möglich, dass die Tante und ihr Gesprächspartner über das Wetter diskutierten, doch Kate hielt es für eher unwahrscheinlich. Erfreut nahm sie wahr, dass George sich zu einer anderen Gruppe gesellt hatte. Der Gedanke, er könne sich mit seinen Verwandten gegen die unglückliche Kerri verbünden, gefiel ihr ganz und gar nicht.
»Eine tolle Umgebung für eine Party, finden Sie nicht?«
»Doch.« Kerris Stimme war so leise, dass Kate sie kaum verstehen konnte. Die arme Kleine fühlte sich nicht nur von der Umgebung, sondern auch von den vielen Fremden geradezu erdrückt – Fremde, die sie ungeniert musterten und sich fragten, ob sie als Ehefrau taugte. Kate trat einen Schritt näher an das Mädchen heran.
»Ich wusste überhaupt nicht, dass Sam in einem so riesigen Haus wohnt«, sagte das Mädchen nun. Wahrscheinlich wusste sie auch nicht, wie Furcht einflößend seine Verwandtschaft war. »Da, wo ich herkomme, gibt es so etwas nicht.«
»Wo kommen Sie denn her?«
»Meine Mutter und ihr Freund wohnen in einem Mietshaus in Didcot.«
Kate kannte von Didcot nicht mehr als den kalten, windigen Bahnhof, an dem sie nach einem Abend in London umsteigen musste. »Hier in Oxford ist mehr los, nicht wahr?«
»Und wie. Ich wohne am Ende der Cowley Road; da ist wirklich eine Menge Trubel.«
»Gefällt Ihnen die Arbeit im Labor?« Kate blickte sich nach Kerris Kollegen um.
»Sie ist interessant, und ich bin froh, dass ich es in ein solches Labor geschafft habe.« Der Satz klang, als hätte Kerri ihn von einem Manuskript abgelesen.
»Aber?«
Kerri musste über Kates Beharrlichkeit lächeln.
»Entschuldigen Sie«, sagte Kate, »aber Menschen machen mich nun mal neugierig. Vielleicht sollte ich einfach aufhören, Ihnen Löcher in den Bauch zu fragen.«
Kerri musste lachen. »Es hört sich aber nicht an, als ob Ihnen das leidtäte.«
»Hat Sams Verwandtschaft Sie schon mit Fragen bombardiert?«
»Mehr oder weniger. Außerdem starren sie mich an, wenn sie denken, dass ich es nicht merke.«
Dieses Mal war es Kate, die lachte. »Grauenhaft!«
»Und was die Arbeit im Labor angeht, so endet sie in einigen Wochen.«
»Ach wirklich?« Kate war ehrlich überrascht.
»An der Uni wird es zwar Stipendium genannt, in Wirklichkeit aber ist es eine Art Praktikum, und das ist bald vorbei.«
»Sie werden Sam sicher sehr vermissen.«
»Das ist es nicht allein. Im Augenblick passieren
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