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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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durch den Computer laufen lassen und festgestellt, dass die beiden Jungs nirgends verzeichnet waren. Sie waren Phantome.
    Ein paar Sekunden lang sah ihn der Mann mit der Narbe nur an und Brady hoffte, dass seine Worte Wirkung zeigten. Dass Simmon, oder wie auch immer sein Gegenüber wirklich heißen mochte, doch noch einknickte. Vergeblich.
    »Es sind die Namen, die unsere Eltern uns gegeben haben. Mit anderen können wir nicht dienen.«
    Brady sprang auf. »Mir reicht es jetzt! Sie werden mir auf der Stelle Ihren richtigen Namen nennen und dann werden Sie mir erklären, was es mit diesem Gruselkabinett auf Ihrem Grundstück auf sich hat!«
    »Mein richtiger Name ist Nathaniel Sim–«
    »Wem wollen Sie das erzählen? Sie zeigen mir jetzt auf der Stelle Ihren Ausweis!«
    »Sie wollen meinen Ausweis sehen?« Nate blickte auf seine Hände, die von der Landarbeit – oder von was auch immer – einen zerschundenen Eindruck machten. »Woher weiß ich, dass Sie überhaupt ein echter Bulle sind? Woher weiß ich, dass Sie Brady McCarthy sind? Zeigen Sie mir doch erstmal Ihren Ausweis.«
    Wieder huschte ein Grinsen über Simmons Züge. Irgendein infantiler Teil von ihm, der während des Verhörs mehr und mehr zum Vorschein kam, schien die ganze Angelegenheit für ein riesiges Abenteuer zu halten.
    »Einen Scheißdreck werde ich Ihnen zeigen!«
    »Okay, von mir aus, Mister McCarthy. Ich habe Zeit.«
    Brady staunte darüber, wie mühelos Simmon dieses Gespräch zu seinem Spiel gemacht hatte. Wie er erschreckend erfolgreich versuchte, Brady zu maßregeln. Als habe er eine wirklich gute Schule durchlaufen. Brady zückte sein Portemonnaie, klappte es auf und hielt Simmon seinen Polizeiausweis hin.
    Dieser richtete sich auf und sein Pokerface entgleiste für einen Moment. Brady konnte förmlich sehen, wie die Gedanken durch seinen Kopf jagten, während er den Inhalt von Bradys Geldbörse betrachtete. Dann blickte er auf und lächelte. »Eine wirklich hübsche Reporterin, die Ihnen da Ihre Karte zugesteckt hat. Wie es aussieht, haben Sie einen Schlag bei den Frauen. Sie müssen ein glücklicher Mann sein.«
    Es hatte Brady eine Menge Selbstbeherrschung gekostet, sich nicht gleich auf Simmon zu stürzen und ihm das dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Wie hatte er so bescheuert sein und Chloes Karte vergessen können? Er hätte sich nicht provozieren lassen dürfen, das war ihm jetzt klar. Aber es nützte ihm reichlich wenig und Chloe noch viel weniger. Er würde es sich nie verzeihen können, wenn sie wegen ihm in Gefahr geriet.
    Vor der Tür zu Verhörraum 3 blieb er stehen, atmete tief durch und zwang sich, sich zu beruhigen. Es war lediglich eine Visitenkarte, es gab keinen Hinweis darauf, dass Brady zu Chloe in irgendeiner persönlichen Beziehung stand. Simmon würde mit dieser Information nichts anfangen können und das wusste er mit Sicherheit auch. Er versuchte vielleicht, sich darzustellen, als hätte er alles im Griff, doch im Endeffekt saß er verdammt noch mal auf der ungünstigeren Seite des Tisches.
    Brady straffte die Schultern und betrat das Verhörzimmer. Toby Simmon hatte den Kopf auf dem Tisch abgelegt und schien zu schlafen.
    »Mister Simmon?« Er trat näher und bemerkte, dass die Augen des Jungen geöffnet waren. Sie waren so hellblau, dass sie etwas Zombiehaftes an sich hatten.
    »Mister Simmon. Hören Sie mich?«
    »Warum sollte ich Sie nicht hören?« Tobys Stimme war leiser als Nates und ihr fehlte dessen arroganter Unterton gänzlich.
    »Ich komme gerade von Ihrem Bruder.«
    Toby Simmon antwortete nicht.
    »Ich will es mal so ausdrücken: Sie tun sich einen großen Gefallen, wenn Sie mir jetzt die Wahrheit sagen.«
    Brady hoffte, dass sich Toby davon aus der Fassung bringen lassen würde – wenn er auch bezweifelte, dass er jemals etwas vom Gefangenendilemma gehört hatte. Doch Simmon schwieg und nicht nur das: Er sah auch weiter ins Leere, als sei Brady gar nicht da.
    »Mister Simmon. Wir haben DNA von Ihnen am Fundort der zweiten Leiche in Bohernabreena entdeckt. Äußern Sie sich dazu!«
    Von Toby Simmon kam selbst daraufhin keine Regung. Entweder war er tatsächlich geistig abwesend, oder irgendjemand hatte ihm strengste Disziplin eingebläut. Brady konnte sich lebhaft vorstellen, wer.
    »Reden Sie. Danach wird es Ihnen besser gehen.«
    Simmon verzog keine Miene. Er schloss lediglich die Augen und schwieg, egal wie sehr Brady versuchte, ihn aus der Reserve zu locken.

-42-
    »Familiärer

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