Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart

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Pajak.
    Brady fühlte sich an seine wenigen Zoobesuche als Kind erinnert. An Raubkatzen, die hinter Gitterstäben nervös auf und ab tigerten. Im nächsten Moment kam er sich wegen dieses arroganten Vergleichs wie ein Idiot vor. Er gab sich einen Ruck, löste sich von seinem Platz in der Nähe der Tür und setzte sich Simmon gegenüber.
    »Sie wollen also keinen Anwalt, Mister Simmon?«
    »Ich brauche keinen Anwalt. Ich habe nichts getan. Das ist ein Unterschied.«
    »Vielleicht haben Sie ja tatsächlich nichts getan.«
    Simmon blickte auf und sah Brady direkt an. Der Ausdruck in seinen Augen war so kühl und durchdringend wie bei ihrer ersten Begegnung. Brady versuchte, gelassen zu bleiben und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Vielleicht gehen alle Taten auf die Kappe Ihres Bruders und Sie sind einfach zu loyal mit Ihrem einzigen Verwandten, um uns die Wahrheit zu sagen.«
    Simmon lachte auf, es war ein kurzer, scharfer Laut. »Sprechen Sie mit meinem Bruder. Überzeugen Sie sich selbst davon, dass er keiner Fliege was zuleide tun kann.«
    »Und doch haben Sie in Ihrem Haus in Brittas Lämmer geschlachtet.«
    »Was für ein Haus? Was für Lämmer?«
    Ein kalter Schauer lief Brady über den Rücken. Die beinahe klinisch anmutende Kälte, die in seinen Worten lag, bestärkte Brady in der Überzeugung, dass er keinem harmlosen Schafzüchter gegenüber saß. Er durfte sich jetzt keinesfalls von Simmon vorführen lassen. »Die Lämmer, die Sie ans Blue Gardenia geliefert haben.«
    »Ich glaube, ich wüsste, wenn ich das getan hätte.«
    »Nun, der Besitzer des Pubs weiß es. Er hat Sie auf dem Phantombild identifiziert.«
    »Das ist absolut unmöglich.« Simmon lehnte sich zurück. »Sie wissen doch, wie die Leute auf dem Land sind. Trunksüchtige Wichtigtuer. Die hätten auch Queen Elizabeth auf einem Phantombild als Schafzüchterin identifiziert.«
    Brady fiel auf, wie wortgewandt Simmon war. Die vielen Bücher, die er auf der Farm gesehen hatte, erklärten diesen Umstand möglicherweise. Das Zimmer mochte Nate gehört haben, das mit den Flugzeugen vielleicht dem jüngeren Toby. Blieben noch zwei, davon eins mit einem Doppelbett, was allerdings nichts heißen musste. Sie hatten zwei Tote. Das alles passte einfach viel zu gut zusammen und Brady kaufte Nate die Unschuldsnummer immer weniger ab. Langsam wurde er sauer.
    »Sie haben mit der Schaffarm also nichts zu tun, das wollen Sie mir ernsthaft weismachen.«
    »Ja.«
    »Dann haben Sie auch mit dem Folterkeller und dem Kindergrab auf der Farm nichts zu tun? Mit dem Kreuz für, wie war das noch gleich, Albia?«
    »Albia ist meinem Wissen nach eine Stadt in Iowa. Vielleicht sollten Sie nach einem Amerikaner suchen, Detective McCarthy.«
    »Sie wissen viel, finden Sie nicht? Vielleicht war das Zimmer mit den ganzen Büchern auf der Farm Ihres.«
    »Sie mutmaßen doch nur. Klammern sich an Strohhalme.«
    »Ich mutmaße? Und wieso habe ich Sie im Wald hinter der Farm gesehen? Wieso haben wir Tobys Haar auf einem Friedhof in Bohernabreena gefunden?« Brady ärgerte sich darüber, dass das Haar nicht auf der Leiche gefunden worden war. Ein winziges Detail, das einen Riesenunterschied machen konnte.
    »Auf diesem Friedhof? Da gehen wir manchmal spazieren.«
    »Sie gehen dort spazieren. Das wird ja immer besser!«
    »Finden Sie.« Nate Simmon blieb ungerührt, aber Brady konnte sich nur noch mühsam beherrschen. Er setzte sich Simmon gegenüber und rief sich zur Ruhe.
    »Gut, versuchen wir es noch mal auf die vernünftige Art. Wie ist Ihre Adresse? Wenn Sie nicht auf der Schaffarm leben, wo dann?«
    »Wollten Sie sich nicht unsere Ausweiskopien besorgen?«
    »Verscheißern Sie mich nicht. Sie haben Misses Pajak nie Ihre Ausweise gezeigt.«
    Ein Grinsen huschte über Nates Züge, scheinbar freute er sich über seinen gelungenen Streich. »Gut, ich verrate Ihnen was. Wir haben keinen festen Wohnsitz.«
    »Sie sind obdachlos.«
    »So sieht es aus.«
    »Wie lange schon?«
    »Ewig. Schon unsere Eltern waren Penner. Irland hat eine recht ausgeprägte Unterschicht, haben Sie das gewusst?«
    »Auf Ihrem Ausweis muss eine Adresse verzeichnet sein. Und darauf müssen auch Ihre richtigen Namen stehen. Und jetzt kommen Sie mir nicht wieder mit Nate und Toby Simmon. Diese beiden Jungs sind im County Dublin nicht gemeldet, das haben wir überprüft!« Brady schalt sich selbst für seine Voreiligkeit. Diesen Joker hatte er sich eigentlich noch aufbewahren wollen. Kilian hatte die Namen