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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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allerdings ausschließlich Familienbilder und ein paar verwackelte Schnappschüsse von sich und ihren Freundinnen aus dem Viertel bei einem ihrer seltenen Mädelsabende.
    Zögernd öffnete er den Internetbrowser und klickte ihren Verlauf durch. Sie nutzte ihren Arbeitsplatz offenbar vorwiegend zum Shoppen und Stöbern auf irgendwelchen Modeblogs, was ihn nicht weiter wunderte. Er fand keinen Mailklienten, aber das konnte auch bedeuten, dass sie eine eventuelle E-Mail-Adresse, von der er nichts wusste, bloß sorgsam verbarg.
    Obwohl Patrick kein PC-Profi war, beruhigte es ihn trotzdem, dass seine oberflächliche Suche nichts ergab. Er fuhr den Computer herunter, stand auf und sog an seiner Zigarette. Der dicke Rauch der Filterlosen füllte seine Lungen mit einem beruhigenden Gefühl der Schwere und er genoss für einen Moment die Tatsache, dass Grace kein geheimes Internet-Doppelleben zu führen schien. Dann fühlte er sich urplötzlich mies, weil er ihr schon wieder misstraut hatte, und er verfluchte sich dafür, sich noch kein neues Koks besorgt zu haben. Eine Line hätte sein Gewissen für eine Weile abgeschaltet. Allerdings wäre es dann mit doppelter Wucht zurückgekehrt. Das war das Tückische am Rausch: Dass er endete.
    Er ließ die Zigarette ins feuchte Gras fallen und schloss das Fenster, dann klappte er das Netbook zu und schrak auf, als es an der Tür klopfte.
    »Ja, bitte?«
    Die Tür wurde geöffnet und Sophie trat ein. Sie verbarg die Hände in den Taschen ihres orangefarbenen Sweaters. »Hi, Mister Namara. Ich hab’ Ihren Wagen in der Auffahrt gesehen.« Sie zuckte die Achseln. »Und da dachte ich, ich entschuldige mich wohl besser mal wegen gestern.«
    »Schon gut.«
    »Nein, ehrlich. Bei uns zu Hause wurde immer offen mit diesem Thema umgegangen, deshalb bin ich da vielleicht etwas taktlos.«
    »Ich möchte, dass Tammie unbeschwert aufwächst.« Er nahm seine Zigaretten und das Feuerzeug vom Tisch und steckte beides ein. »Tragen Sie Ihren Teil dazu bei, dann haben wir kein Problem.«
    »Natürlich.« Sophie nickte hastig. »Ich habe die Kleine wirklich lieb, wissen Sie?« Ihr Gesicht veränderte sich und ein warmer Ausdruck trat in ihre Augen.
    »Das haben wir alle.« Patrick lächelte verhalten und blickte auf die Uhr. »Tja, ich fürchte, ich muss so langsam zurück in die Praxis.«
    »Oh, klar. Ich wollte auch eigentlich …« Sophie zog ein Kärtchen aus ihrer Tasche und hielt es Patrick hin. »Das hier lag auf dem Fußboden im Flur. Ich dachte, Sie oder Ihre Frau vermissen es vielleicht …«
    Patrick nahm die Karte entgegen und warf einen kurzen Blick darauf. »Danke, Sophie. Wir sehen uns dann heute Abend.«
    Schnell schob er sich an ihr vorbei, verließ das Arbeitszimmer und machte sich fast fluchtartig auf den Weg nach unten, wobei er ihren verwirrten Blick im Rücken zu spüren glaubte. Er riss die Tür auf, verließ das Haus, den Blick starr auf das Stück Plastik in seiner Hand gerichtet. Es war die Schlüsselkarte eines Hotels auf dem Weg zur Innenstadt. Er zumindest war noch nie in diesem Hotel gewesen.

-41-
    Nate Simmon öffnete die Tür des Pensionszimmers und wirkte nicht überrascht, Brady zu sehen. »Detective McCarthy«, stellte er lediglich fest.
    »Sie sind nicht zum Verhör erschienen.«
    »Da haben Sie recht.« Simmon zuckte die Achseln. »Ich bin nicht dazu verpflichtet, das sollten Sie wissen.«
    Brady versuchte ruhig zu bleiben, doch es fiel ihm schwer. »Betrachten Sie meine mündliche Vorladung doch einfach als höfliche Einladung. Die Alternative ist, dass ich Sie beide als Verdächtige festnehme.«
    »Wie wollen Sie das begründen?«
    »Ich könnte zum Beispiel behaupten, dass Sie gestern eine Leiche in einem Koffer auf einen Friedhof in Bohernabreena geschafft haben. Ich könnte das hellblonde Haar, das wir dort gefunden haben, als Argument anbringen.«
    Simmon zeigte immer noch nicht die geringste Regung, doch Bradys Worte schienen ihn überzeugt zu haben. »Sie verrennen sich da ganz gewaltig in was, Detective. Von mir aus sprechen wir mit Ihnen – aber nur, um Sie von dieser Tatsache zu überzeugen.«
    Nate Simmon saß im Verhörzimmer und schien sich die allergrößte Mühe zu geben, wie ein Fremdkörper zu wirken. Damals, im Wald, hatte er sich ganz offensichtlich in seiner natürlichen Umgebung bewegt. Hier, in dem kargen Raum, an dem das Lebendigste der gesprenkelte Linoleumboden war, wirkte er noch deplatzierter als in der kleinen Pension von Irene

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