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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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gleich. Er durfte nicht weiter tatenlos zusehen, wie das Schicksal ein Netz um ihn webte. Er musste sein Leben wieder auf die Reihe kriegen, das war er seiner Tochter schuldig. Und er wusste auch schon, womit er beginnen würde. Patrick nahm sein Handy vom Nachttisch und wählte Jerzys Nummer.
    Patrick ging in die Küche und knallte die Zeitung auf den Tisch. ‚ZWEITER GRAUENHAFTER MORD‘, schrie ihm das Blatt entgegen. Diesmal hatte es eine Frau erwischt, deren Körper ähnlich übel zugerichtet worden war wie der des Mannes. Tja, es sah ganz danach aus, dass die Farm, auf der Amy getötet und begraben worden war, mehr als nur einen Bewohner hatte. Patrick stellte sich vor, wie die Menschen dort – oder was auch immer sie waren – seine Schwester in ein kaltes, feuchtes Grab geworfen und es mit Erde zugeschaufelt hatten. Ein Mann und eine Frau also. Beide hatten offensichtlich bekommen, was sie verdienten. Die Frau war, so stand es in der Zeitung, aller Wahrscheinlichkeit nach in der Silvesternacht durch einen Kopfschuss getötet worden. Patrick dachte an seine eigene Waffe, die er unter der Matratze versteckte. Er sollte sich einen sichereren Ort dafür suchen. Jetzt, wo noch jemand zu Tode gekommen war, war es gut möglich, dass die Polizei ein weiteres Mal bei ihm auftauchte.
    »Mister Namara?«
    Patrick schrak auf. Sophie stand in der Küchentür. Er hatte sie gar nicht kommen gehört.
    »Ich wollte nur …« Sie räusperte sich. »Ihre Frau hat mir erzählt, was passiert ist. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es mir sehr leid tut, dass Sie sich gestritten haben.«
    »Uns gestritten haben.« Gegen seinen Willen musste Patrick lachen. »Hat sie das so gesagt?«
    »Ja. Das ist es, was sie gesagt hat.«
    Er schüttelte den Kopf und widmete sich wieder der Zeitung.
    »Also, ich packe dann jetzt meine Sachen.«
    Patrick sah auf. Natürlich, daran hatte er gar nicht gedacht. Grace war vermutlich zu ihren Eltern gezogen, also würden sie sich erstmal um Tammie kümmern. Sie hatten ihn nie sonderlich gemocht und würden seiner Tochter vermutlich allen möglichen Unsinn über ihn erzählen. Oder einfach die Wahrheit. »Tun Sie das.«
    »Kann ich mein letztes Gehalt noch bekommen?« Sophie verschränkte die Arme. Sie fühlte sich bei diesem Gespräch sichtlich unwohl.
    »Ja, klar.« Patrick zog sein Portemonnaie aus der Tasche seiner Jeans. »Haben Sie denn etwas, wo Sie unterkommen können?« Sophie hatte sich im Herbst, als Grace wieder hatte arbeiten wollen, auf eine Anzeige hin gemeldet. Sie stammte aus Belfast und hatte Nordirland verlassen, weil sie, sobald sie etwas Geld gespart hätte, ein Studium am Trinity College beginnen wollte. Mit dem Sparen würde es wohl allerdings vorbei sein, wenn Patrick sie nun feuerte.
    »Ich nehme mir erstmal irgendwo ein Zimmer.«
    »Sie gehen nicht zurück nach Hause?«
    Sie lächelte schief. »Es wird in Dublin ja wohl auch noch andere Jobs geben, oder?«
    »Ja, vermutlich.« Patrick zog ein paar Scheine aus seiner Geldbörse. In den wenigen Januartagen hatte sie noch nicht sonderlich viel verdient. »Hören Sie.« Er blickte auf und Sophie an. »Wieso bleiben Sie nicht erstmal hier?«
    »Oh nein, ich will Ihnen keinesfalls auf der Tasche liegen.«
    »Das Gartenhaus steht sowieso leer. Und ich könnte hier sicher etwas Hilfe gebrauchen.«
    Sophie atmete sichtlich auf. »Das wäre der Wahnsinn, Mister Namara. Im Ernst.«
    Patrick bemühte sich um ein Lächeln. »Tja, dann …« Er widmete sich wieder der Zeitung.

-45-
    Nach seinem Besuch bei Jerzy wollte Patrick sich zunächst auf den Weg nach Bohernabreena machen – dorthin, wo die malträtierte Leiche der Frau gefunden worden war, doch dann, als er sich mit einer Line gestärkt hatte, entschied er, dass das nicht sonderlich klug wäre. Die Leiche war gestern gefunden worden und die Spurensuche sicher noch in vollem Gange. Nein, er würde nicht zum Friedhof fahren, aber jetzt, wo die Bullen abgelenkt waren, war der perfekte Zeitpunkt, sich die Farm anzusehen.
    Das Dorf Brittas war etwa eine halbe Stunde von Glencullen entfernt und als er das Ortseingangsschild passierte, kam ihm alles hier auf unheimliche Weise bekannt vor. Die kleinen Häuschen, liebevoll gestrichen, als ob es jemanden interessierte wie sie aussahen. Die verwinkelten Straßen und das scheinbar kilometerlange Nichts aus Wiesen und Feldern, das zwischen den einzelnen Behausungen lag. Die Farm war leicht zu finden, Patrick fragte einfach einen Passanten danach

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