Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
Vom Netzwerk:
Notfall, genau.« Patrick versuchte das wütende Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken, doch er befürchtete, dass Felicia es trotzdem bemerkte. Dennoch blieb sie sachlich.
    »Also gut, ich hänge dann ein Schild an die Tür.«
    »Danke. Ich melde mich später.« Patrick legte auf und steckte das Handy in seine Tasche, den Blick starr auf den Eingang des Kindergartens gerichtet, der mit bunten Blumen aus Holz oder Pappmaschee verziert war. Er wusste nicht, wie lange er schon hier war. Vielleicht zehn Minuten, vielleicht eine Stunde. Genau genommen wusste er auch nicht, was er jetzt vorhatte. Einfach das Gebäude stürmen und Grace zur Rede stellen? Vor den Kindern und ihren Arbeitskollegen? Vor Cal? Damit würde er sich doch vollkommen lächerlich machen.
    Er nahm das Kärtchen aus der Ablage unter der Handbremse und betrachtete es zum gefühlt hundertsten Mal seit er zu Hause losgefahren war. Das Clarence , ein edles Vier-Sterne-Hotel, lag am Wellington Quay, auf dem Weg von Malahide nach Dolphin’s Barn. Soweit Patrick wusste, gab es dort sogar eine Penthouse-Suite – scheinbar ein angemessenes Liebesnest für zwei Kindergärtner. Er stellte sich vor, wie er daran vorbeigefahren war, voller Gewissensbisse, weil er schon wieder unterwegs zu Jerzy war. Möglicherweise hatte Grace währenddessen in einem der Hotelbetten gelegen, vielleicht ebenfalls voller Gewissensbisse. Das Leben konnte so verdammt komisch sein.
    Er drehte und wendete die Karte in den Händen, doch sie verriet ihm nicht mehr als das, was offensichtlich war. Es half nichts, er würde Grace damit konfrontieren müssen, also steckte er die Karte in seine Jackentasche, schnallte sich ab und stieg aus dem Wagen. Fast zeitgleich öffnete sich auch die Tür des Kindergartens. Patrick rechnete mit Grace, die sein Auto durch eines der Fenster erkannt hatte, doch aus dem Gebäude trat ein Mann, der erst in seinen Hosentaschen kramte und sich dann eine Zigarette anzündete. Er trug den Dienstpulli, den auch Grace hatte, und mochte um die zwanzig sein. Patrick schloss die Autotür und setzte sich in Bewegung. Der Mann tippte auf einem Handy herum und schien ihn nicht kommen zu sehen, doch das war ihm nur recht. Er packte den Kindergärtner im türkisfarbenen Pullover an der Schulter, drehte ihn zu sich herum und schlug ihm ohne Vorwarnung mit der Faust ins Gesicht. Das Handy fiel zu Boden und schlitterte ein paar Meter über den Parkplatz, der überraschte Mann fiel hintenüber und landete auf dem Hosenboden. Erst als er das Blut entdeckte, das von der Lippe des Mannes tropfte, verstand Patrick, was er da gerade getan hatte.
    Der Kindergärtner hob die Hand zum Mund und blickte verstört auf die glänzend rote Flüssigkeit an seinen Fingerspitzen.
    Patrick wollte ihn anschreien, wollte ihn fragen, was zur Hölle er sich einbildete, doch er brachte kein Wort heraus. Jetzt, wo Cal ein Gesicht hatte, sah er Grace mit diesem Kerl vor sich, im Clarence , leidenschaftlich und eng umschlungen.
    »… was machen Sie denn da?«
    Bevor Patrick etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür erneut.
    »Patrick?« Grace sprach leise, als bliebe ihr die Luft weg. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. »Bist du jetzt total übergeschnappt?«
    Sie kniete sich zu ihrem Kollegen. »Tut mir so leid, Cal. Mein Mann–«
    »Dein Mann was ?« Auch Patrick blieb beinahe die Stimme weg – allerdings war es Wut, die ihm die Kehle zuschnürte. Er packte Grace am Arm und riss sie grob in die Höhe.
    »Au, spinnst du? Was ist denn plötzlich in dich gefahren?«
    »Vielleicht sagst du mir erstmal, was in dich gefahren ist!«
    »Lassen Sie sie los!« Cal hatte offenbar seine Fassung zurück erlangt. Er war aufgesprungen und schien beschlossen zu haben, dass es an der Zeit war, sich für seine Geliebte einzusetzen.
    »Halt dich da raus oder ich brech dir die Nase!«
    »Patrick!« Graces Stimme klang schrill und sie riss sich los. »Du wirst jetzt aufhören, dich wie ein verdammter Urmensch zu benehmen und mir sagen, was seit heute Morgen passiert ist!«
    Er zog die Karte aus der Tasche und hielt sie ihr vors Gesicht. »Die hier lag auf dem Boden in unserem Haus! Eine Schlüsselkarte von einem Hotel! War der Sportraum besetzt oder was?«
    »Der …« Grace verstand offenbar, worauf er hinaus wollte. Sie sah ihn an, genauso fassungslos wie gestern und schüttelte langsam den Kopf, doch die Nummer zog jetzt nicht mehr.
    »Du hast keine Erklärung dafür, richtig? Wie auch?« Er blickte

Weitere Kostenlose Bücher