Nebelflut (German Edition)
Cheeseburger. Der Mörder muss also logischerweise Nate Simmons gewesen sein.«
Kilian lachte los und fing sich einen tadelnden Blick von Irene Pajak ein, die noch immer an der Rezeption stand und irgendwie beschäftigt tat. In Wirklichkeit versuchte sie vermutlich zu verstehen, worüber die Detectives sprachen. »Oh ja, das wär’s. Den Täter anhand des Mittagessens identifizieren.«
»Ein Analytiker wäre wirklich keine schlechte Idee«, sagte Sean.
Brady und Kilian wandten ihm synchron die Köpfe zu.
»Ach?«, brachte Brady nur hervor.
Sean nickte und machte keine Anstalten, sich zu erklären.
»Aber kriegen wir denn jemanden?«, fragte Kilian. »Wir kriegen nicht mal normale Teamverstärkung. Über die Winterferien sind alle im Urlaub.«
»Das sollte ja wohl kein Argument sein bei einem Mord.« Brady versuchte noch einen Schluck Tee, doch auch diesmal bekam er das Gebräu nur mühevoll herunter.
»Ist es aber. Personalmangel, nie gehört?«
»Unglaublich.«
»Detectives!«, drang Fallons unverkennbare Stimme nach unten. »Bitte einmal herauf kommen!«
»Mein Gott, klingt der fröhlich.« Brady erhob sich.
»So klingt er immer, wenn er was gefunden hat.« Auch Sean stand auf.
Nur Kilian blieb sitzen und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Scheint ja ein netter Kerl zu sein.«
»Bleiben Sie hier, Kilian?«, fragte Brady.
»Wenn Sie mich nicht brauchen …«
Brady schaute Sean fragend an. Dieser schüttelte den Kopf.
»So meine Herren, sehen und staunen Sie.« Finn Fallon hatte sich neben dem Bett positioniert wie ein Zauberkünstler.
Die Spurensicherung hatte Sean und Brady in Schutzanzüge samt Atemmasken gesteckt und darauf bestanden, dass sie sich Handschuhe anzogen. Auch wollten die Techniker nicht, dass sie den Raum betraten, und so mussten sie sich das Spektakel von der Tür aus ansehen.
»Mach es nicht so spannend, Fallon«, verlangte Sean und erntete ein schadenfrohes Grinsen.
»Das hier verbarg sich unter der Tagesdecke.« Finn trat zur Seite und gab den Blick aufs Bett frei. Es war abgezogen worden und auf der Matratze prangte ein rotbrauner Fleck, der an einigen Stellen verwässert aussah.
»Blut«, stellte Brady fest.
»Das hier, meine Lieben, passt perfekt zu der Unbekannten vom Friedhof«, nuschelte er unter seiner Schutzmaske hervor. Dann deutete er auf verschiedene Flecken. »Urin, Blut und Hirnmasse sind auf dem Bett ausgelaufen. Irgendwer hat zwar das Bettzeug entsorgt und sich größte Mühe gegeben, die Sauerei in Schach zu halten, aber es ist missglückt.«
»Der Geruch hätte mir schon beim letzten Mal auffallen müssen. Da war sie doch schon tot.«
»Nicht zwangsläufig. Erstens wurde der Körper ja bereits früh entsorgt und zweitens …« Fallon langte neben das Bett und förderte eine Duftlampe zutage. »Zweitens neutralisiert Weihrauchharz einen Großteil des Geruchs. Da wusste jemand, was er tut. Ich glaube, der Blutfleck ist auch mit Natron bearbeitet worden, aber das muss ich erstmal im Labor überprüfen.«
»Wir müssen die Simmons finden, soviel steht fest«, sagte Brady an Sean gewandt.
Fallon ging unterdes an ihnen vorbei und öffnete die Badezimmertür. »Hier wurde übrigens gründlich mit Chlor gereinigt. Aber ich werde noch mal alles mit Luminol und einer UV-Lampe unter die Lupe nehmen. Sicher finden wir irgendwelche Blutspuren.«
»Spätestens Montag erwarte ich den Bericht, Finn«, sagte Sean. »Wir geben erneut die Fahndung raus, diesmal mit den Polizeifotos der beiden. Kilian soll ein retuschiertes Bild von der ermordeten Frau erstellen lassen. Wir ziehen die Öffentlichkeit jetzt richtig mit rein. Vielleicht können sie uns Hinweise auf die Identitäten der Toten geben.«
»Geht klar.«
»Dann an die Arbeit. Wer weiß, wen sie sich als nächstes schnappen.«
-49-
Brady fühlte sich gut. Es schien, als seien sie ein entscheidendes Stück vorangekommen, als hätten sie endlich ein fehlendes Verbindungsglied gefunden. Obwohl seine Augen bereits tränten, hörte er nicht auf, auf den Bildschirm zu starren. Seine Aufgabe war es, Nate und Toby Simmon ausfindig zu machen und die beiden Opfer zu identifizieren. Die ersten Stunden hatte er damit verbracht, festzustellen, dass es nicht nur im County Dublin sondern in ganz Irland keinen Nate oder Toby Simmon gab. Sie hatten ihnen also tatsächlich falsche Daten gegeben und so hatte Brady beschlossen, die ganze Suche anders anzugehen und die Vermisstenkartei zu bemühen.
Der öffentliche Aufruf,
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