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Nebelflut (German Edition)

Nebelflut (German Edition)

Titel: Nebelflut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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ihnen die Namen der Entführer etwas. Unterdes würde er Kilian oder Sean bitten, sich alle Fälle von Kindesentführung und Kindstötung zwischen 1991 und heute in Irland anzusehen. Außerdem musste sich noch einmal jemand auf der Farm genauer umsehen. Er mochte sich gar nicht ausmalen, was alles zu Tage kommen würde, wenn man nur tief genug grub.

-78-
    Es fiel Brady nicht leicht, die Eltern des entführten Säuglings zu kontaktieren. Er wusste, dass er den Mahonys Hoffnungen machen würde, die er eventuell schnell wieder zerschlagen musste. Aber er sah einfach keinen anderen Weg. Aus dem Telefonverzeichnis wusste er, dass die Mahonys nicht mehr in Belfast lebten, sondern in Maynooth, keine dreißig Kilometer von Dublin entfernt. Brady hatte überlegt, ob er sein Kommen ankündigen sollte, doch dann war er zu dem Schluss gekommen, dass er der Familie keine Zeit für Spekulationen geben sollte. Und so befand er sich nun, an einem nebligen Samstagmittag, auf der National Road auf der Höhe von Dowdstown.
    Sean hatte angeboten ihn zu begleiten, doch Brady hatte abgelehnt. Nun bereute er es. Der Alte hätte ihm mit seiner Erfahrung sicher in der einen oder anderen Situation sehr hilfreich sein können.
    Das Haus der Mahonys lag hinter einem hohen Zaun in einer verkehrsberuhigten und gepflegten Wohnsiedlung. Brady spähte durch eine Lücke im Holz auf das Grundstück. Von außen machte das Haus den Anschein, als wohne eine glückliche Durchschnittsfamilie darin. Auf dem Rasen vor der Tür lagen ein Fußball und ein bunter Eimer. Neben dem Gebäude konnte er eine Schaukel und einen Basketballkorb erkennen. An den Fenstern einiger Zimmer hingen selbst gebastelte Weihnachtssterne. Und noch etwas stach Brady sofort ins Auge. Über der Tür und an allen Fenstern blinkten rote Lämpchen, die auf eine Alarmanlage hindeuteten. Brady kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können und entdeckte auf Anhieb drei winzige Kameras, die jede Bewegung auf dem Grundstück aufzeichneten. Das Haus der Mahonys glich einer Festung.
    »Dann wollen wir mal …« Er drückte die Klingel, die in eine massive Steinsäule neben dem breiten Tor eingelassen war. Es dauerte nicht lange, dann rauschte die Sprechanlage.
    »Ja bitte?«, fragte eine Männerstimme.
    »Detective McCarthy. Vom Dublin County Dezernat.« Brady vermied es, den Begriff Morddezernat zu benutzen.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte Ihnen nur einige Fragen stellen. Darf ich reinkommen?«
    »Halten Sie Ihre Marke nach links oben. Dort ist eine Kamera im Baum.«
    Brady hob den Blick und entdeckte tatsächliche eine winzige Überwachungskamera in einer Tanne und fragte sich unwillkürlich, wie viel Geld die Mahonys für diese High-Tech-Anlage ausgegeben haben mussten.
    »Ihre Marke, Mister McCarthy. Bitte.«
    Brady beeilte sich dem elektronischen Auge seine Dienstmarke zu präsentieren. Einen Moment herrschte Schweigen, dann schwang das Tor mit einem Surren auf.
    »Ich erwarte Sie an der Haustür«, drang es aus der Sprechanlage.
    »Also, Mister McCarthy, worum geht es?« Jonathan Mahony hatte in einem Sessel Platz genommen und betrachtete Brady aus hellblauen Augen. Sein Haar war ergraut, was ihn älter wirken ließ, als er vermutlich war.
    »Ich möchte Ihnen ein paar Routinefragen stellen. Zum Verschwinden Ihres Sohnes David.« Brady wusste, dass er mit der Tür ins Haus fiel, aber ihm rannte die Zeit davon.
    »David?« Jonathans Gesicht war keine Regung anzumerken. »Ich glaube, meine Frau und ich haben damals alle nur erdenklichen Fragen zu seinem Verschwinden beantwortet. Mehrfach. Lassen Sie die alte Geschichte ruhen.«
    »Nun …« Brady musste seine nächsten Worte mit Bedacht wählen. »Es ist möglich, dass wir Davids Entführer gefunden haben.«
    »… nach so langer Zeit?«, fragte eine weibliche Stimme von der Wohnzimmertür.
    Brady und Jonathan blickten gleichzeitig auf. Im Türrahmen stand eine hagere Frau, die dem Alter nach Elizabeth Mahony, Davids Mutter, sein musste.
    »Wie oft haben sie das schon behauptet, Betty?« Jonathan stand auf und schritt langsam auf seine Frau zu. Die Behutsamkeit, die er ihr gegenüber an den Tag legte, ließ Misses Mahony zerbrechlich wirken. »Lass mich das hier regeln, Schatz.«
    »Nein.« Elizabeth schüttelte den Kopf und betrat das Wohnzimmer. Zuerst wirkte sie unschlüssig, dann nahm sie neben Brady Platz. »Sie arbeiten an Davids Fall …?«
    »Indirekt. Wir ermitteln in einem Mordfall an einem Paar.«
    »Da siehst du es

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