Nebelflut (German Edition)
Tod jetzt bedeutet …«
»… dass es noch mindestens einen weiteren Mitspieler mit mörderischen Intentionen gibt, richtig, McCarthy.«
»Also, entweder haben wir es mit einem ganz Fremden zu tun oder Namara ist immer noch nicht aus dem Rennen«, mutmaßte Brady.
»Richtig. Fallon gleicht die Haare mit Namaras DNA ab und dann dürfen wir gespannt sein. Was hat dein Besuch bei den Mahonys ergeben?«
»Noch mehr Arbeit für Fallon und seine Leute. Genaueres erzähle ich dir später. Ich fahre schnell zu ihm und dann komme ich zum Tatort. Bis gleich.« Brady ließ das Handy sinken. Es fühlte sich an, als stünde er nur noch wenige Meter von der Lösung entfernt und trotzdem war sie nicht greifbar. Die Puzzleteile in seinem Kopf gehörten alle zum gleichen Spiel, aber er war nicht fähig, sie richtig zusammenzusetzen. Er hatte den Inhalt, aber der Rahmen fehlte. Ohne Konturen gab es zu viele Möglichkeiten, die ein passendes Bild ergeben konnten. Er musste die DNA-Ergebnisse abwarten. Sie würden zumindest einen Teil der Begrenzung bilden, die er benötigte, um nicht in seinem eigenen Chaos verloren zu gehen.
-80-
Nate Simmon bot einen erbärmlichen Anblick. Er lag zwischen Unrat und Altpapier und hatte die Augen starr auf das Stückchen Grau am Himmel gerichtet, dass zwischen den Häuserfassaden zu erkennen war. Sein gesamter Körper war blutbesudelt und sein Oberkörper von Messerstichen zerfetzt. Von seiner Leiche zum nächsten Kanaldeckel hatte sich ein Rinnsal aus Blut gebildet, das zum großen Teil aus seinen Armstümpfen gelaufen zu sein schien. Die Hände hatte man in einer Mülltonne gefunden.
»Irgendwelche Papiere?«, fragte Brady und machte ein paar Beamten Platz, die Nate Simmon für den Abtransport präparierten.
»Nichts. Seine Taschen sind absolut leer. Nicht einmal Kaugummipapier oder ein Kassenbon«, sagte Kilian, der lange vor Brady eingetroffen war.
»Wäre ja auch zu schön gewesen.«
Sean trat neben die beiden. »Irgendjemand hat mit großer Wut, aber nicht mit sonderlich viel Kraft auf ihn eingestochen. Die Einstiche sind nicht sehr tief, aber in ihrer Anzahl absolut tödlich.«
»Vermutlich ist er am Blutverlust und nicht an Organverletzungen gestorben, sagen sie«, ergänze Kilian.
»Ich kann mir auf all das keinen Reim machen, echt nicht.« Brady schüttelte den Kopf. »Allein schon die Verstümmelungen. Füße, Mund, Hände – was hat das zu bedeuten?«
»Um das herauszufinden, bräuchten wir erstmal einen Verdächtigen, den wir danach fragen können.«
»Wenn Namaras Alibis nicht wären …«
»Wenn ihr wollt, mache ich mich mit Amy Namaras Fall vertraut, fahre Anfang der Woche noch mal zu den Eltern raus und fühle ihnen auf den Zahn«, bot Kilian an.
Sean und Brady wechselten einen raschen Blick, dann nickte Sean. »Tu das. Ich bemühe in der Zeit mal die Chefetage und bitte um Verstärkung, sofern ich am Sonntag jemanden antreffen kann.«
Der Unterton in Seans Stimme zeigte, dass er diese Aufgabe nur ungern übernahm.
»Ich kann das auch machen.«
Sean winkte ab. »Ach was. Tritt du lieber Fallon und seinem Team in den Hintern, damit der Mahony-Simmon-Abgleich schnell über die Bühne geht. Dann sind wir wenigstens eine Sorge los.«
»Ist gut.« Brady wollte nicht an Toby erinnert werden, auch wenn er wusste, dass er es dem Jungen schuldig war. »Wenn ihr nichts mehr habt …« Er deutete auf seine Wohnung auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
»Geh nur, wir machen auch gleich Feierabend.«
Als am nächsten Morgen sein Handy klingelte, hatte Brady das Gefühl, sich gerade erst ins Bett gelegt zu haben. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es bereits nach elf war. Er hatte gnadenlos verschlafen! Blitzschnell durchforstete er seinen Kopf nach einer Ausrede, aber ihm fiel einfach keine passende ein. Also musste er es mit der Wahrheit versuchen.
»Hallo?« Seine Stimme war heiser, als hätte er die ganze Nacht gesungen.
»McCarthy, du lebst noch?« Sean legte übertrieben viel Überraschung in seinen Unterton. »Ich dachte schon, der tote Simmon hat dich doch noch erwischt.«
»Mein Gott … Ich habe verpennt. Ich mach mich sofort auf den Weg.« Brady rieb sich die Augen, um den letzten Benommenheitsschleier loszuwerden. »Ich hab keine Ahnung, was los ist. Ich habe gestern eine Schlaftablette genommen …«
»Daran wird es liegen. Von mir aus kannst du heute zu Hause bleiben, aber ich glaube nicht, dass du das willst.«
»Die Ergebnisse …«
»Tja,
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