Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
für das Café«, sagte Christoph. »Die Gäste
lassen sich Kaffee, Kuchen oder ein leckeres Mittagessen schmecken.«
Auch der Kartoffelverkäufer stand wie gewohnt mit seinem Kleinlaster
in der Parkbucht vor dem Schobüller Schwimmbad, und am Ortseingang von Husum
hatte der Messtrupp der Kreisverwaltung sein Radargerät aufgebaut. Jeder
Ortskundige wusste, dass der Kreis Nordfriesland sich an dieser Stelle den
Zuschuss zum Jahresbudget erblitzen musste. An der unvollendeten Baustelle der
Westtangente ruhten die Arbeiten. Es war wie immer.
Im Büro fragte Christoph die in Nordfriesland zugelassenen Fahrzeuge
der Marke Opel ab und grenzte die Suche auf Kombis ein. Selbst nachdem er die
Farbe auf die angebliche Auswahl begrenzt hatte, blieb noch eine zu große
Stückzahl übrig, um diese Spur primär weiterzuverfolgen. Die knappen Ressourcen
mussten auf andere Ermittlungsansätze konzentriert werden, zumal die Hinweise
auf den Opel sehr vage waren.
Die Einsichtnahme in das Melderegister und ein Telefonat mit dem
Arzt, dessen Anschrift sie in Adolph Schierlings Unterlagen gefunden hatten,
ergaben keinen Hinweis auf Angehörige. Wenig später meldete sich noch einmal
Klaus Jürgensen.
»Der alte Mann hat seine Kontoauszüge sorgfältig abgeheftet. Ich
habe sie mir oberflächlich durchgesehen, aber keine Auffälligkeiten gefunden.
Es sind keine unerklärbaren Transaktionen zu erkennen. Alles sieht normal aus.
Stinknormal.«
»Für mich ist es zu normal«, sagte Christoph und erinnerte sich an
Große Jägers Gedanken, dass es eventuell einen Zusammenhang mit der
Grabschändung geben könnte. »Neben dem Hinweis auf den Opel gab es im Fall Dr. Pferdekamp
auch nur die Auffälligkeit, dass alles ›zu normal‹ wirkte. Auch im saubersten
Haushalt findet sich in irgendeiner Ecke ein Staubkorn.«
»Dann viel Erfolg beim Suchen«, wünschte der Hauptkommissar aus
Flensburg.
Christoph rief in der Kreisverwaltung an.
»Ich wollte gerade zu Tisch«, sagte Frau Wolffsohn.
»Kennen Sie Adolph Schierling? Er soll bis zur Pensionierung
ebenfalls in der Kreisverwaltung tätig gewesen sein.«
»Schierling? Schierling?«, wiederholte die Frau mehrfach den Namen.
»In welchem Fachbereich denn?«
»Das kann ich leider nicht sagen. Er müsste schon eine Weile in
Pension sein.«
Erneut wiederholte sie den Namen, als würde sie damit ihre
Erinnerungen zurückrufen.
»Kann sein. Ich glaube, so einen gab es mal. Aber ich habe es
verdrängt. Mit mir hat er nicht zusammengearbeitet. Irgendwo habe ich den Namen
mal gehört. Aber das ist auch alles. Ich könnte Sie mit dem Fachdienst Personal
verbinden. Vielleicht kann man Ihnen dort weiterhelfen.«
Die nächste Ansprechpartnerin war Frau Hatje, die erklärte, dass sie
schon seit fünfzehn Jahren in diesem Bereich tätig sei und alle Mitarbeiter des
Kreises – zumindest namentlich – kennen würde.
»Aber einen Adolph Schierling haben wir hier nicht. Bestimmt nicht.«
»Er ist Pensionär. Vermutlich seit zwanzig Jahren oder noch länger.«
»Wir haben alles im Computer. Aber die alten Daten wurden bei der
Einrichtung des Personalinformationssystems nicht mit übernommen.«
»Können Sie in den konventionellen Akten nachsehen?«
»Die sind ausgelagert. So einfach geht das nicht.«
»Es ist für uns von immenser Wichtigkeit«, beharrte Christoph.
»Wissen Sie, mit welchem Aufwand das verbunden ist?«, antwortete
Frau Hatje spitz.
»Für den wir Ihnen aufrichtig danken.«
Die Frau versprach, sich im Laufe des Nachmittags wieder zu melden.
Endlich fand Christoph Zeit, sich bei Anna zu melden, die
versucht hatte, ihn auf dem privaten Handy zu erreichen, jedoch keine Nachricht
hinterlassen hatte.
»Bei uns ist alles durcheinandergeraten«, schimpfte sie. »Nur weil
ihr den Chef wieder einmal aus der Sprechstunde geholt habt. Dr. Hinrichsen
soll sich um die Lebenden kümmern, nicht um deine Leichen.«
»Das sind nicht meine Leichen«, widersprach
Christoph. »Sehen wir uns gleich bei Jacqueline?«
»Ich bin kein Beamter und kann weder die Arbeit liegen lassen noch
den Patienten erklären, sie müssten warten, weil ich mit meinem Mann ins Café
gehe. Deine Leichen laufen dir nicht davon.«
»Dann werde ich zu Schmidt zum Mittagessen gehen«, erklärte er. »Bis
später.«
Er hatte kaum aufgelegt, als sich sein Handy meldete. Anna hatte
einen ganz anderen Tonfall.
»Entschuldigung, Schatz«, sagte sie. »War nicht so gemeint. Aber
hier ist Stress. Ich freue mich auf heute
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