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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Kriminaltechnik aufgestiegen, ließ es
sich nicht nehmen, die Außenkontakte selbst zu pflegen, obwohl sie über einen
ganzen Stab hervorragender Mitarbeiter verfügte.
    Christoph musste immer wieder über die Darstellung in Fernsehkrimis
schmunzeln, in denen die beiden über den Dingen schwebenden Kommissare einen
dümmlich wirkenden Hilfswilligen an die Seite gestellt bekommen, der von der
wissenschaftlichen Auswertung der Spuren über die DNA und Recherche bis zur Obduktion des Opfers alles ausführt. Für Husum erwies es
sich als zeitaufwendig, dass diese hoch spezialisierten Abteilungen in der
Landeshauptstadt angesiedelt waren. Das waren die Nachteile eines dünn
besiedelten Flächenlandes, das zudem von Außenstehenden oft in seinen
Entfernungen unterschätzt wurde. Immer wieder musste Christoph Fremden
erklären, dass Schleswig-Holstein mehr als ein von der Natur überaus
begünstigter schmaler Grünstreifen zwischen Hamburg und dem Nordkap war.
    »Ich lese und höre immer wieder, wie erfolgreich gerade Ihre
Abteilung an der Verbrechensbekämpfung beteiligt ist«, begann Christoph mit
einer Schmeichelei.
    »Leider wird das nicht überall hinreichend gewürdigt«, klagte die
Wissenschaftlerin.
    Gleich werde ich zu hören bekommen, dachte Christoph, dass die
personelle Situation in diesem Bereich mehr als angespannt und die
Arbeitsbelastung jenseits des Zumutbaren ist.
    Er wurde nicht enttäuscht und lauschte geduldig dem Klagelied Dr. Brauns.
    »Es geht um die vorliegende Störung der Totenruhe«, kam die Kielerin
schließlich zur Sache. »Bei den Exkrementen handelt es sich um menschliche
Ausscheidungen.«
    »Ausnahmslos?«, fragte Christoph.
    »Davon ist auszugehen.«
    Christoph verstand diese Art der Einschränkung. Die
Kriminaltechniker formulierten oft so vorsichtig, da sie am Beispiel dieses
Falles damit die Option offenhielten, ob sich in die Kloake nicht irgendwo ein
kleines Fitzelchen tierischer Exkremente verirrt haben könnte, was ein
gewiefter Anwalt in einem Prozess zerreißen würde. Für die Ermittlungen
reichten Christoph diese Informationen.
    »Könnte man daraus DNA gewinnen?«,
fragte er vorsichtig und versuchte sich nicht vorzustellen, wie die Arbeit der
Wissenschaftler in diesem Fall im Detail aussah.
    »Das haben wir schon gemacht, auch wenn die damit verbundenen Kosten
dem Staatsanwalt nicht behagen werden. Es waren eine Vielzahl von Proben
erforderlich. Nach dem ersten Anschein handelt es sich um die DNA verschiedener Personen, genau genommen vier, die
möglicherweise miteinander verwandt sind. Ich würde vermuten, dass es sich um
Eltern und zwei Kinder handelt.«
    Christoph dankte Dr. Braun und kündigte gleichzeitig an, der
Kriminaltechnik Videokassetten mit der Bitte um eine Analyse zuzusenden. Er
meinte es ehrlich, als er ihr sagte, dass die hervorragende Arbeit der Kieler
Kriminaltechniker ihnen wertvolle Hinweise liefern würde.
    Große Jäger lehnte sich in seinem Bürostuhl so weit zurück, dass das
Möbel bedrohlich knackte, als die Grenze der Wippautomatik erreicht war. Er
hatte – wie üblich – seine Füße in der Schublade geparkt und strich
sich mit Daumen und Zeigefinger über die Mundwinkel. Deutlich war das Knistern
der Bartstoppeln zu hören, bis es durch eine Lautsprecherdurchsage des
gegenüberliegenden Bahnhofs unterbrochen wurde. Dem schloss sich das Rauschen
des Verkehrs an. Offenbar war die Ampel am Ende der Poggenburgstraße auf Grün
umgesprungen und hatte eine neue Welle von Fahrzeugen auf die Reise geschickt,
die wie ein Schwall nach dem Entfernen des Korkens an der Polizeidirektion vorbei
Richtung Bahnhof schwappte.
    »Das könnte eine Eingrenzung des möglichen Täterkreises bedeuten.
Eine Familie. Bei den Umständen, die hier vorliegen, ist trotz aller
Unappetitlichkeit nicht davon auszugehen, dass jemand die Exkremente seiner
Familie in Behältnissen gesammelt hat. Möglicherweise müssen wir von einer
Hauskläranlage ausgehen. Also wohnt der Täter eher im ländlichen Bereich, der
noch nicht an eine zentrale Kanalisation angeschlossen ist.«
    »Die zusammengehörige DNA schließt
auch aus, dass er sich an einer größeren Kläranlage bedient hat.«
    »Es wäre denkbar, dass der Täter eine Abwasserleitung angezapft und
temporär umgeleitet hat. Aber das ist mit viel Aufwand verbunden und dürfte
auch die Aufmerksamkeit Dritter anziehen.« Christoph dachte für einen kurzen
Moment daran, ob dem Täter bewusst war, mit welchen Methoden die Polizei

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