Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Kenntnis von seinen Neigungen
erhalten hat? Damals. Und ihn deshalb aus den Verkehr gezogen und in den
angeblich harmlosen Innendienst versetzt hat?«
    »Wenn das so war, dürfte es schwierig sein, das nachzuweisen«, sagte
Christoph. »Das muss vor Jahrzehnten gewesen sein. Aktenkundig ist das sicher
nicht geworden. Damals hat man solche Angelegenheiten gern diskret unter den
Teppich gekehrt. Wir werden kaum jemanden finden, der damals verantwortlich war
und heute noch Auskünfte geben kann oder möchte.«
    »Mich wundert es nicht, wenn jemand mit solchen Neigungen
zurückgezogen lebt und keine sozialen Kontakte pflegt. Das ist das einzig Gute
daran. Pahhh!« Große Jäger schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Was ist an dieser Sache gut?«
    Christoph rief in der Rechtsmedizin der Kieler
Christian-Albrechts-Universität an und ließ sich mit dem Privatdozenten Dr. Diether
verbinden.
    »Wir haben am Schädel des Opfers Holzsplitter separieren können. Sie
sind schon bei der KTU im Landeskriminalamt. Ganz
unverbindlich … Es könnte sich um einen Holzpfosten handeln«, erklärte der
Arzt.
    »Eine Holzlatte? Ein Balken?«
    »Nein«, widersprach Dr. Diether. »Etwas Rundes. Nun zur
Todesursache. Der Täter hat mit dem Tatwerkzeug zugeschlagen. Einmal. Aber
kräftig. Dabei wurde die Schädelkalotte hinten rechts zertrümmert. Das ist bei
einem alten Menschen nicht verwunderlich. Bei einem jüngeren hätte sie
vielleicht gehalten.«
    Große Jäger, der das Gespräch über den Lautsprecher mitverfolgte,
legte die flache Hand auf den Kopf und warf ein: »Manchmal ist ein
westfälischer Dickschädel auch von Nutzen.«
    »Das Opfer war«, der Rechtsmediziner unterbrach sich kurz,
»dreiundachtzig Jahre alt. Sein Herz war vorgeschädigt. Er muss vor langer Zeit
einen Infarkt erlitten haben. Da kommt es zum Vorhofflimmern. Das ist gar nicht
so selten. Manche Menschen wissen gar nicht, dass sie auch so etwas haben.
Folgerichtig hat der behandelnde Arzt Marcumar verschrieben, um einem
neuerlichen Gefäßverschluss vorzubeugen. Damit wird das Bilden von Tromben
verhindert, die sich beim Vorhofflimmern im rechten Vorhof bilden, von dort
durch den Lungenkreislauf in den linken Vorhof gelangen und schließlich die
Herzkranzgefäße verstopfen. Das konnten wir einwandfrei nachweisen. So wirksam
das auch für das Krankheitsbild des geschädigten Herzens war, ist es dem Opfer
jedoch jetzt zusätzlich zum Verhängnis geworden, indem es die intrakranielle
Blutung im Inneren des Hirnschädels forciert hat.«
    »Wäre er sonst zu retten gewesen?«, unterbrach ihn Christoph.
    »Schwer zu sagen. Dann hätte er schon Glück haben müssen. Unter
Marcumar kommt es zu einer subarachnoidalen Blutung. Es beginnt im Kopf zu
bluten und kommt somit zum Raummangel innerhalb des Gehirns, es wird Druck
ausgeübt, das Gehirn wird minder durchblutet, und damit setzen die
lebenswichtigen Funktionen aus. Aufgrund des Marcumars kommen die Blutungen
nicht zum Stehen.«
    »Danke, Herr Dr. Diether«, sagte Christoph.
    »Immer wieder gern.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das alle Bewohner Nordfrieslands so
sehen.«
    »Ein paar Leichen in der Woche … Davon leben wir. Sie sind aber
kein Jurist?«
    »Ich? Nein. Ich bin bei der Husumer Kripo.«
    »Das soll nichts besagen. Wir haben hier in Kiel einen Kollegen von
Ihnen, der uns zur Verzweiflung bringt. Jurist.«
    Christoph lachte. »Sie meinen Dr. Lüders?«
    »Oh.« Der Rechtsmediziner zeigte Verblüffung. »Sie kennen ihn? Habe
ich mich zu weit vorgewagt?«
    »Wenn Sie mir zustimmen, dass er nicht nur ein ausgesprochen
sympathischer Kollege ist, sondern auch noch einer mit besonderen Fähigkeiten,
sind wir der gleichen Meinung.«
    »Von den Husumern spricht man hinter vorgehaltener Hand auch in den
allerbesten Tönen«, erklärte Dr. Diether.
    Christoph ließ es unkommentiert, konnte aber eine aufkommende innere
Freude nicht verhehlen.
    »Vielen Dank, Herr Dr. Diether. Es macht immer wieder Spaß, mit
Ihnen zu plaudern, auch wenn der Anlass unserer Kontakte nie ein erfreulicher
ist.«
    »Sterben gehört zum Leben, allerdings weniger das durch fremde Hand.
Wie sagt man bei Ihnen? Moin?«
    »Zur Begrüßung«, erwiderte Christoph lachend. »In diesem Augenblick
heißt es Tschüss.«
    »Na denn: Tschüss.«
    Als weniger locker erwies sich das anschließende Gespräch mit
der Leiterin der Abteilung vier des Kieler Landeskriminalamts. Frau Dr. Braun,
obwohl inzwischen zur Chefin der gesamten

Weitere Kostenlose Bücher