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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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liegen«, erwiderte Christoph.
»Es ist schwierig, dort zu suchen. Möglicherweise gibt es eine Verbindung
zwischen den dreien, eine Gemeinsamkeit.«
    »Ich werde zunächst versuchen, Hohenhausens Lebensgeschichte zu
durchleuchten«, sagte der Oberkommissar. »Schick mir die Aufnahme der
Fotografie, die du mit deinem Smartphone gemacht hast. Wir müssten doch
herausfinden können, wo das ist.«
    Christoph sandte das Bild an seinen Kollegen. Dann rief er die
Kriminaltechnik in Kiel an. Er hatte Glück. Frau Dr. Braun war nicht
anwesend.
    »Die Videokassetten, die Sie uns überlassen haben, sind circa
dreißig Jahre alt«, erklärte ihm der Mitarbeiter der Kieler Wissenschaftlerin.
»Das sieht man auch. Im Laufe der Jahre lässt die Magnetisierung nach. Hinzu
kommt, dass die Dinger oft in Gebrauch waren. Der Besitzer muss sie häufig
angesehen haben. Das ist am Abrieb des Materials ersichtlich. Es handelt sich
im vorliegenden Fall um VHS -Videokassetten
mittlerer Qualität, die seit 1976 in Umlauf waren. Die S-VHS -Kassetten
sind erst elf Jahre später aufgekommen.«
    »Trifft das auf alle Kassetten zu?«
    »Zumindest auf die, die wir bisher untersucht haben.«
    »Kann man vom Material Rückschlüsse auf die Herkunft ziehen?«
    »Kaum. Videokassetten sind eine ausgemusterte Technologie. Die gibt
es heute nur noch als Altbestände, auf Flohmärkten oder bei Liebhabern. Das
Wort dürfte im vorliegenden Fall eine besondere Bedeutung haben«, scherzte der
Kieler.
    Diese Spur schien nicht weiterzuführen, schloss Christoph aus der
Information. Es würde schwerfallen, zurückzuverfolgen, aus welcher Quelle die
schmutzigen Aufnahmen stammten. Seine Bemühungen, aus der Historie Erkenntnisse
zu gewinnen, waren ebenfalls vergeblich. An etwaige Ermittlungen konnte sich
niemand erinnern. Das war nicht verwunderlich. Die Aufnahmen waren über dreißig
Jahre alt, und damals gab es eine andere Polizeiorganisation. Es war nahezu
unmöglich, heute Zuständigkeiten zu ermitteln.
    Christoph lehnte sich für einen Moment zurück und schloss die Augen.
Vor seinem geistigen Auge ließ er die siebziger Jahre Revue passieren,
erinnerte sich an seine eigenen Erlebnisse als junger Kriminalbeamter in Kiel,
an die aufregenden ersten Jahre der Ehe mit Dagmar, die zu der Zeit ihr Studium
abgeschlossen hatte und das Referendariat absolvierte. Wie sehr sich die Dinge
gewandelt hatten. Auch die Polizeiarbeit war in keiner Weise mit damals
vergleichbar. Wer auch nur ansatzweise prophezeit hätte, welche Möglichkeiten
sich den Ermittlern heute boten, hätte als kühner Phantast gegolten. Und
dennoch standen sie – wieder einmal – vor einer großen
Herausforderung.
    Als er seinen Ausflug in die eigene Vergangenheit beendete,
registrierte er, wie Große Jäger telefonierte und hartnäckig nachfragte, was
seinem Gesprächspartner offenbar missfiel. Christoph wusste, dass sich der
Oberkommissar nicht abschütteln ließ. Wenn er sich in irgendeine Sache
verbissen hatte, ließ er nicht los.
    Große Jäger legte auf, führte zwei weitere Telefonate, schimpfte,
fluchte, warf dem unbekannten Teilnehmer vor, nicht willens zu sein, die
Polizei zu unterstützen, erwähnte, dass es wohl ein »Schlampladen« sei, da man
über keinerlei Informationen zu verfügen schien, und drehte sich schließlich
mit einem breiten Grinsen zu Christoph um. Dabei hielt er den Daumen mit dem
brüchigen Fingernagel in die Höhe, unter dem ein Trauerrand wohnte.
    »Das sind alles Schnarchnasen«, sagte er. »Wenn wir genauso arbeiten
würden wie die, wäre unser schönes Land das Paradies für Straftäter.«
    »Du warst aber trotzdem erfolgreich«, erwiderte Christoph.
    »Sicher.« Es schwang eine Spur Stolz mit. Dann stand er auf und verließ
den Raum.
    »Was ist nun?«, rief ihm Christoph hinterher.
    Nach fünf Minuten kehrte Große Jäger zurück. »Ich habe den Kollegen
Hummel gefragt«, erklärte er.
    »Aha. Der stammt aus Tönning. Du hast ihm das Bild gezeigt, das bei
Hohenhausen im Wohnzimmer hing. Hummel hat bestätigt, dass es eine Schule
seiner Heimatstadt ist.«
    Enttäuschung zeigte sich auf dem Antlitz des Oberkommissars. »Musst
du mir die Pointe verderben? Es handelt sich in der Tat um eine Schule aus
Tönning. Wolfgang Hohenhausen war dort Hausmeister, bis er vor neun Jahren in
Rente ging. Damals war er zweiundsechzig.«
    Christoph wurde ernst. »Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall?
Hohenhausen begeht Suizid, nachdem er von der Ermordung Schierlings

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