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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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erhängt.«
    »Erhängt?« Sie wiegte vorsichtig den Kopf. »Wolfgang? Das klingt
alles unwirklich.«
    »Könnte er Probleme gehabt haben? Wirtschaftlich? Gesundheitlich?
Andere?«
    »Er hat von seiner Rente leben müssen. Wolfgang war zeitlebens
Hausmeister. Da verdient man nicht so viel, dass man sich im Alter Luxus erlauben
kann. Andererseits hat er nie über seine Verhältnisse gelebt. Er ist mit dem
ausgekommen, was ihm zur Verfügung stand. Was hatten Sie noch gefragt? Ach ja«,
beantwortete sie ihre Frage selbst. »Natürlich plagt uns Alte manches
Zipperlein.« Sie zeigte auf die unter dem Hausmantel verborgenen Beine. »Mich
hat der Schlag getroffen. Wolfgang war eigentlich relativ gesund, soweit ich
das beurteilen kann. Wir haben keinen engen Kontakt mehr gepflegt. Unsere
Zusammentreffen waren eher zufällig. Husum ist eine überschaubare Stadt. Und ob
er andere Probleme hatte? Was meinen Sie damit?«
    »Vielleicht gab es Schatten aus der Vergangenheit«, sagte Christoph.
    Erneut bewegte sie nachdenklich den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.
Während unserer Ehe gab es keine besonderen Ereignisse. Es war ein Leben ohne
Höhen und Tiefen. Vielleicht war das der Grund, weshalb wir uns
auseinandergelebt haben.«
    »Sie haben nach der Scheidung wieder Ihren Mädchennamen angenommen?«
    »Ich?« Sie versuchte ein Lächeln. »Ach so. Gleiwitz. Nein. Ich habe
noch einmal geheiratet. Einen wunderbaren Mann. Leider waren uns nur wenige
Jahre vergönnt.« Sie hob leicht ihre Arme an und ließ sie wieder auf die Lehne
zurückfallen. »Immerhin verdanke ich ihm, dass ich meinen Lebensabend
einigermaßen komfortabel verbringen kann, wenn ich es auch vorgezogen hätte,
ihn ohne diese lästige Beeinträchtigung erleben zu dürfen.«
    Damit schied die Überlegung aus, Hohenhausens Exfrau hätte ihren
Mädchennamen aus Gründen angenommen, die den ehemaligen Hausmeister in ein
schlechtes Licht gerückt hätten.
    »Wie lange waren Sie mit Wolfgang Hohenhausen verheiratet?«, fragte
Christoph.
    »Wir haben die Silberhochzeit noch erlebt. Aber ein großes Jubelfest
war es nicht mehr.«
    »Hatte Ihr Exmann ungewöhnliche Neigungen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Fühlte er sich zu Kindern hingezogen?«
    »Wir hatten keine eigenen. Ich war Lehrerin. So haben wir uns
kennengelernt. Viele fanden es ungewöhnlich – damals –, dass eine
Lehrerin und der Hausmeister Sympathie zueinander fanden.«
    »Sympathie?« Christoph war die Betonung aufgefallen. »Üblicherweise
heiratet man aus Liebe.«
    »Wenn Sie mich damals gefragt hätten, hätte ich auch so geantwortet.
Nach der Trennung sieht man alles in einem anderen Licht.«
    »Ist Ihnen an Wolfgang Hohenhausen aufgefallen, dass er ein
spezielles Interesse an Kindern hatte?«
    Sie faltete ihre Hände. »Als Schulhausmeister haben Sie täglichen
Umgang mit Kindern.«
    Christoph musste deutlicher werden. »Hat Hohenhausen sich in
ungewöhnlicher Weise für Kinder interessiert? Ich meine … sexuell. Hat er
sich ihnen genähert, sie beobachtet, zum Beispiel in den Umkleideräumen, in
der, ähm … Toilette?«
    Sie sah Christoph an, als käme er aus einer anderen Welt. »Wo denken
Sie hin. Wolfgangs Verhalten war stets einwandfrei. Er war vielleicht nicht
immer beliebt, weil er auf Zucht und Ordnung achtete. Er galt als streng.« Ein
Lächeln huschte über das faltige Antlitz. »Ich erinnere mich an einen kleinen
Jungen. Das ist schon lange her. Der war der Überzeugung, der Hausmeister in
seinem grauen Kittel wäre der Chef der Schule, ihm würde die ganze Anlage
gehören.« Dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Er war ein ganz normaler
Mann. Hetero. Und an Frauen interessiert. Auch während unserer Ehe. An
anderen«, ergänzte sie kaum wahrnehmbar.
    »Hat er Kinder geschlagen?«
    »In welcher Zeit leben Sie? Wer sich auf solche Weise vergisst,
verliert sofort seine Stellung. Der gilt für immer als geächtet und findet nie
wieder eine Arbeit, die ihn auch nur im Entferntesten in die Nähe von Kindern
führt.«
    Christoph widersprach Ingelore Gleiwitz nicht, auch wenn er ihre
Ansicht nicht teilte. Leider hatte die Vergangenheit oft genug gezeigt, dass
Menschen, die sich an Kindern vergangen hatten, ihrem verderblichen Tun weiter
nachgehen konnten, selbst nach der Entdeckung und zum Teil auch nach einer
rechtskräftigen Verurteilung.
    »Haben Sie ihn gelegentlich in der Adolf-Brütt-Straße besucht?«
Christoph erinnerte sich, dass eine ältere Frau mit einer Gehhilfe die

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