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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hat. So vermuten wir es zumindest. Schierling war beim Jugendamt tätig, wenn
auch ohne direkten Kontakt zu Kindern und Jugendlichen.«
    »Und Hohenhausen hatte als Hausmeister einer Schule auch mit Kindern
zu tun.«
    »Richtig. Bei Schierling haben wir die perversen Videos gefunden.
Der Mann war abartig veranlagt. Anders lässt sich dieser Schmutz nicht
erklären.«
    »Im Unterschied zu Schierling war Hohenhausen verheiratet.«
    »Ich denke, er hat keine Angehörigen.« Christoph war überrascht.
    »Er wurde vor …« Große Jäger warf einen Blick auf seinen
Schmierzettel. »Vor dreizehn Jahren geschieden.«
    »Kinder?«
    »Keine.«
    »Mich würde der Scheidungsgrund interessieren.«
    »Dann sollten wir die Exfrau befragen. Sie heißt Ingelore Gleiwitz.«
    »Hat sie wieder ihren Mädchennamen angenommen? Das könnte bedeuten,
dass sie den Familiennamen Hohenhausen nicht mehr tragen wollte«, vermutete
Christoph.
    Große Jäger bewies, wie gründlich er arbeitete. »Sie wohnt jetzt in
der Ludwig-Nissen-Straße.« Er nahm einen Schluck Kaffee aus seinem Becher und
ließ ein lautes saugendes Geräusch hören, als das Gefäß leer war. »Ich habe
noch einen Namen. Bauschulte.«
    »Wer ist das?«
    »Der Schulleiter. Er wohnt in Oldenswort.« Er sah auf die Uhr.
»Vielleicht erreichen wir ihn zu Hause.«
    »Dann steht uns ein umfangreiches Reiseprogramm bevor«, sagte
Christoph.
    Große Jäger protestierte, als Christoph den Weg zur
Ludwig-Nissen-Straße zu Fuß zurücklegen wollte. Es waren gut vierhundert Meter
durch den Auestieg, der den Bahnhof als Fußsteig mit der Innenstadt verband.
    Die Adresse erwies sich als Seniorenresidenz. Dass die gepflegte
Anlage in der stilvollen Villa mit dem modernen Anbau eine frühere Privatklinik
war, war Christoph schon früher aufgefallen.
    Der positive äußere Eindruck setzte sich im Inneren fort. Eine
Mitarbeiterin bestätigte, dass Frau Gleiwitz Bewohnerin des Hauses sei, bat die
Beamten zu warten und kehrte nach einigen Minuten zurück. »Es dauert noch ein
wenig. Frau Gleiwitz hatte sich hingelegt.«
    Die Frau führte sie zu einem Apartment. Auf ihr Klopfen ertönte von
innen ein zartes »Ja«.
    Der Raum war in warmen Pastelltönen gehalten, überraschte aber durch
das auf Zweckdienlichkeit ausgerichtete Mobiliar. Christophs Blick wurde durch
ein Pflegebett angezogen, bei dem Schutzgitter ein Herausfallen verhindern
sollten. Unübersehbar war auch die Gehhilfe.
    Frau Gleiwitz saß in einem Sessel und sah den Beamten entgegen.
    Sie hatte eine hagere Figur, eingefallene Wangen und schlohweißes,
sorgfältig gekämmtes Haar. Aus den Ärmeln eines Hausmantels lugten dürre
Greisenhände hervor.
    »Die Herren von der Polizei«, stellte die Mitarbeiterin der Seniorenresidenz
Christoph und Große Jäger vor. »Brauchen Sie mich noch?«
    »Danke, nein«, antwortete Christoph und warf instinktiv einen Blick
auf die Frau. »Es sei denn …«
    Die Altenpflegerin winkte ab. »Frau Gleiwitz meldet sich, wenn sie
etwas auf dem Herzen hat.« Dann verließ sie den Raum.
    »Suchen Sie sich einen Platz, meine Herren«, bat die alte Frau. »Ich
kann Ihnen leider nicht behilflich sein.« Sie zeigte auf ihr Gesicht, das
verschoben aussah. »Ich bin seit einem Schlaganfall in meiner Beweglichkeit
eingeschränkt.« Man merkte ihr an, dass sie Schwierigkeiten bei der
Artikulation hatte. Sie sprach langsam und versuchte, die Worte einzeln zu
betonen.
    Christoph hätte Frau Gleiwitz gern nach dem Alter gefragt. Auf ihn
wirkte die Frau, als hätte sie ihren achtzigsten Geburtstag lange
überschritten.
    Er nahm auf dem zweiten Sessel Platz, während sich Große Jäger nach
ihrer Aufforderung aus dem Bad einen Holzschemel mit einer runden, drehbaren
Sitzfläche besorgte.
    »Wir haben eine schlechte Nachricht für Sie«, begann Christoph
vorsichtig.
    Sie hob ihre faltige Hand. »Ich habe so viele schlechte Nachrichten
in meinem Leben gehört, da kann mich nichts mehr erschüttern.«
    »Ihr Exmann, Wolfgang Hohenhausen, ist tot.«
    Sie sah Christoph einen Augenblick an, ohne die Miene zu verziehen.
»Das ist so bei älteren Menschen.«
    »Er starb keines natürlichen Todes.«
    »So?« Dabei spitzte sie die Lippen. »Sondern?«
    »Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Alles deutet auf
Selbstmord hin.«
    »Selbstmord?«, murmelte sie leise. »Sind Sie sich sicher?«
    »Vermutlich.«
    »Das sieht ihm aber nicht ähnlich. Wie ist das geschehen?«
    »Er hat sich im Keller

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