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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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eingeigelt.
Mit einem verlegenen Lächeln öffnete er weit das Fenster und versuchte, den
Zigarettenqualm aus dem Raum zu wedeln.
    »Ich weiß, es ist gegen die geltende Verordnung und ganz bestimmt
auch kein pädagogisches Musterverhalten, aber ich fröne diesem Laster. Und wenn
ich nachmittags hier arbeite, dann verstoße ich gegen die Regeln.«
    Christoph erklärte dem sportlich wirkenden Mann mit dem vollen Haar
den Grund ihres Besuchs.
    »Natürlich erinnere ich mich an Herrn Hohenhausen. Es ist schon eine
ganze Weile her, dass er bei uns tätig war. Er ist vorzeitig in Rente gegangen,
aber nur wenige Jahre vor der regulären Pensionierung. Den Grund kann ich
allerdings nicht mehr sagen. Das ist mir entfallen.«
    »Hat die Schule darauf gedrungen?«
    Bauschulte kniff ein wenig die Augen zusammen, als er Christoph
ansah. »Wie kommen Sie darauf? Die Initiative ging von Herrn Hohenhausen aus.
Er hat aus gesundheitlichen Gründen die Rente beantragt.«
    »Das ist häufig eine Floskel, die andere Gründe verbirgt«, blieb
Christoph hartnäckig.
    »Da sind Sie auf dem Holzweg«, versicherte Bauschulte. »Ich war
damals zwar nur stellvertretender Schulleiter, aber das hätte ich gewusst. Wir
hießen seinerzeit noch Realschule Tönning. In diesem Jahr feiern wir unser
einhundertjähriges Bestehen. Sie sehen, die ehemalige Mittelschule hat
Tradition und einen untadeligen Ruf. Diesem sind wir bis heute treu geblieben.
Auch unter dem jetzigen Namen ›Eider-Treene-Schule‹.«
    »Gab es irgendwann Beschwerden über den Hausmeister?«
    »Über Herrn Hohenhausen? Nennen Sie mir einen Lehrer oder
Schulhausmeister, über den nicht geklagt wird. Das ist ganz natürlich. Kinder
empfinden manche Anweisung als ungerecht. Und ein Hausmeister, der für Ordnung
sorgt, darauf achtet, dass mit der Schule und der Anlage pfleglich umgegangen
wird, erfüllt nur seine Pflicht.«
    »Galt Wolfgang Hohenhausen als streng?«
    »Die Zeiten wandeln sich. Damals hat man anders mit den Schülern
gesprochen. Die Erinnerungen verblassen ein wenig.« Er lächelte. »Ist das nicht
eine nette Umschreibung für: Ich werde vergesslich? Herr Hohenhausen schien mir
manchmal ein wenig … Wie soll ich es ausdrücken?« Er zog die Stirn in
Falten. »Impulsiv? Nein. Das trifft es nur zum Teil. Wenn andere vielleicht
überlegt hätten, wie sie auf eine Provokation des Gegenübers reagieren sollen,
handelte er schon. Er stellte dann klar, dass sein Wort galt und seinen
Vorstellungen und Anweisungen zu folgen sei. Als ich an diese Schule versetzt
wurde, war er schon da.«
    »Wissen Sie, wie lange?«
    »Das muss ewig her sein, dass er hierherkam. Irgendwann scherzte
jemand, dass Herr Hohenhausen wohl in der Schule geboren sei.« Bauschulte nagte
an der Unterlippe, dann bewegte er den Zeigefinger auf und ab. »Ich bin mir
nicht sicher, aber ich glaube, er hatte im Jahr, bevor ich an die Realschule
versetzt wurde, sein silbernes Dienstjubiläum in Tönning.«
    »In Tönning?«
    »An dieser Schule«, präzisierte Bauschulte.
    »Was hat er vorher gemacht?«
    »Das ist so lange her, das kann ich Ihnen nicht sagen. Dafür habe
ich mich auch nie interessiert. Wie gesagt: Er hat hier ordentliche Arbeit
geleistet. Es gab nie Beanstandungen. Und auch keine Übergriffe gegenüber
Schülern. Aus dem Lehrerkollegium wurden nie Klagen erhoben, und auch sonst hat
sich niemand beschwert. Er war streng und achtete auf Disziplin. Das war seiner
Generation eigen. Aber unbeliebt war er nicht. Ganz im Gegenteil. Er hat bei
Bedarf schon mal ein Fahrrad geflickt, hier und da geholfen. Und wenn ich Ihre
Andeutungen zwischen den Zeilen richtig verstehe … Es gab nie Anzeichen
dafür, dass Herr Hohenhausen Neigungen gezeigt hätte, die an einem Ort mit
Kindern nichts zu suchen haben. Unter solchen Umständen hätte er sicher auch
nicht eine unserer Lehrerinnen geheiratet.«
    »Wissen Sie, warum die Ehe scheiterte?«
    »Dafür habe ich mich nicht interessiert. Wenn es Differenzen
zwischen den Eheleuten Hohenhausen gab, wurden die geräuschlos abgewickelt. Die
Umgebung, also auch wir in der Schule, hat davon nichts mitbekommen.«
    »Kennen Sie Adolph Schierling, der früher beim Jugendamt in der
Kreisverwaltung tätig war?«
    »Den Namen habe ich nie gehört.«
    »Und Dr. Hasso Pferdekamp?«
    Bauschulte spielte gedankenverloren mit seinem Kugelschreiber. »War
der nicht Arzt? In … warten Sie. Richtig. Garding.«
    »Sie sind Dr. Pferdekamp nie begegnet?«
    »Ich habe einen anderen

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